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ROUNDUP: Prognose-Fiasko untergräbt Vertrauen in Bilfinger - Koch geht

Veröffentlicht am 05.08.2014, 12:20
Aktualisiert 05.08.2014, 12:21
ROUNDUP: Prognose-Fiasko untergräbt Vertrauen in Bilfinger - Koch geht
GBFG
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MANNHEIM (dpa-AFX) - Die zweite Prognosesenkung des Bau- und Dienstleistungskonzerns Bilfinger F:GBF innerhalb kurzer Zeit hat das Vertrauen der Anleger in den mehr als 100 Jahre alten Traditionskonzern grundlegend erschüttert. Waren die Aktien bereits Ende Juni nach der ersten Gewinnwarnung um 18 Prozent eingebrochen, sackten die Papiere am Dienstag nach der am Vorabend durch Konzernchef Roland Koch erneut gekappten Prognose zeitweise um weitere rund 14 Prozent ab. Analysten und Händler zeigten sich enttäuscht. Ein solch seltener Schritt mache deutlich, dass die Probleme des Konzerns tiefer reichen könnten. Sie begrüßten aber den raschen Abgang des ehemaligen Spitzenpolitikers nach nur knapp drei Jahren im Amt.

Sein Vorgänger Herbert Bodner soll das Ruder bereits zur Zahlenvorlage am kommenden Montag übernehmen. Mit dem Wechsel will Bilfinger wieder Ruhe in den zuletzt ins Schlingern geratenen Konzern bringen. Bodner hatte als langjähriger Chef aus einem eher behäbigen Baukonzern einen profitablen Dienstleister rund um Kraftwerke, Gebäude und Industrieanlagen geformt. Seine Bilanz war aus Sicht von Equinet-Analyst Ingbert Faust "exzellent" und die Rückkehr ein positives Signal. Der Analyst rechnet nicht mit weiteren negativen Überraschungen. Das mittel- und langfristige Gewinnpotenzial werde nicht geschmälert. Bei den Gewinnwarnungen handele es sich wohl um einmalige Aufräumarbeiten.

KOCH FORCIERTE UMBAU: ZU VIELE BAUSTELLEN ZUR GLEICHEN ZEIT

Koch hatte den Kurs seines Vorgängers seit 2011 fortgesetzt und zuletzt deutlich forciert. An vielen Baustellen gleichzeitig hatte er seitdem Bilfinger noch stärker zum Dienstleister getrimmt. So sollte die Konjunkturabhängigkeit sinken und der Konzern profitabler werden. Koch drehte den Konzern auf links, kappte Kosten, strich Stellen und trieb die Zentralisierung voran - auch gegen interne Widerstände.

Kürzlich kehrte er sogar dem Tiefbau den Rücken, mit dem beim Konzern 1880 alles losging. Dafür erhielt er Lob von Analysten, aber auch Kritik aus den eigenen Reihen. Jüngst hatte er von Gewerkschaftsseite massiv Gegenwind bekommen, etwa für den geplanten Stellenabbau. Wegen der schlechteren Auftragslage in der Kraftwerkssparte hatte Koch den Abbau von 200 bis 300 Stellen angekündigt, nachdem aus einem früheren Programm bereits 1250 Arbeitsplätze in der Verwaltung auf der Streichliste standen. Weltweit beschäftigte der Konzern Ende 2013 gut 74 000 Mitarbeiter.

SCHARFE KRITIK DER GEWERKSCHAFTEN

Der stellvertretende IG Bau-Bundesvorsitzende Dietmar Schäfers wetterte: "Koch spricht von einem erheblichen Personalabbau, aber beruhigt die Shareholder mit gleichbleibender, hoher Dividende." Er betreibe Unternehmensführung "wie von gestern". Auch der ehemalige Bilfinger-Aufsichtsrat und IG-Metall-Vorstand Holger Timmer kritisierte den Manager zuletzt: "Koch hat zu viel auf einmal angepackt." So lautstarke Kritik ist bei Bilfinger mehr als ungewöhnlich. Den Wandel vom Bau- zum Dienstleistungskonzern hatten die Arbeitnehmer über Jahre bereitwillig mitgetragen.

Auch am Finanzmarkt kam dieser Kurs zunächst gut an. Locken doch bei Dienstleistungen deutlich höhere Renditen als im unter Preisdruck leidenden Baugeschäft. Entsprechend kletterten die Aktien: Anfang April erreichten Bilfinger-Papiere mit mehr als 90 Euro ein Rekordhoch. Nach der Gewinnwarnung Ende Juni begann der steile Fall und die Titel brachen zeitweise um über 40 Prozent ein.

ENERGIEWENDE BREMST BILFINGER AUS

Die Energiewende in Deutschland machte dem Konzern laut eigenen Angaben einen Strich durch die Rechnung. Das einst hochprofitable Geschäft rund um Kraftwerke schlingert. Aufträge wurden storniert, Kapazitäten waren zu hoch. Auch Kunden in der Industrie sparten zuletzt vermehrt und Dienstleister wie Bilfinger spüren das schnell. Angesichts der Unsicherheiten auf vielen Strommärkten dürften die Problem des Konzerns wohl struktureller Natur sein, erklärt Deutsche Bank-Analyst Mario Becherer. Die weitere Geschäftsentwicklung sei daher trotz laufender Spar- und Umbaumaßnahmen nur schwer vorherzusehen. Der neue Ausblick sei nicht weniger besorgniserregend.tb

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