FRANKFURT (dpa-AFX) - Der schnelle Abbau von Altlasten und die Modernisierung des Privatkundengeschäfts haben der Commerzbank F:CBK im zweiten Quartal einen Gewinnsprung beschert. Fortschritte machte das Institut auch bei der Stärkung ihrer Kapitalpuffer. Konzern-Chef Martin Blessing stimmte am Donnerstag im Zwischenbericht jedoch auf Gegenwind ein: "Die noch vor uns liegenden Monate des laufenden Jahres werden aufgrund der für Finanzinstitute anhaltend schwierigen Rahmenbedingungen weiter herausfordernd sein."
Im zweiten Quartal erwirtschaftete das seit der Finanzkrise teilverstaatlichte Institut 100 (Vorjahreszeitraum: 40) Millionen Euro Überschuss. Der operative Gewinn stieg auf 257 (74) Millionen Euro. Das war besser als von Analysten erwartet. Die Zahlen kamen an der Börse gut an. Die Commerzbank-Aktie war bis zum Mittag mit einem Plus von2,4 Prozent bester Titel im Dax.
KOSTEN LEICHT GESTIEGEN
Nun profitierte das Institut vor allem davon, dass es weniger Geld für faule Kredite zurücklegen musste: Die Risikovorsorge hat sich binnen Jahresfrist von 537 Millionen Euro auf 257 Millionen Euro im zweiten Quartal mehr als halbiert. Zudem zahlt sich die Offensive im Privatkundengeschäft aus: Der operative Gewinn der lange schwächelnden Sparte stieg auf 115 (54) Millionen Euro. Netto gewann die Bank im zweiten Vierteljahr 95 000 Kunden. Dabei zahlte sich auch die fast 25 Millionen Euro teure Werbekampagne mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft aus.
Die Kosten stiegen trotz des laufenden Sparprogramms um 1,6 Prozent auf 1,73 Milliarden Euro. Das lag auch an steigenden Belastungen durch neuen Anforderungen der Aufseher. Allein für die Bankentest der Europäischen Zentralbank (EZB) rechnet die Commerzbank mit Ausgaben im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Der Vorstand betonte erneut, für die Überprüfung gut gerüstet zu sein.
ABBAU VON RISIKEN KOMMT SCHNELLER VORAN
Für das Gesamtjahr strebt die Commerzbank an, ihre Kosten nicht über die Marke von 7 Milliarden Euro steigen zu lassen. Im vergangenen Jahr hatte der Vorstand angekündigt rund 5200 Stellen zu streichen. Ende Juni hatte die Bank knapp 51 800 Mitarbeiter, fast 1800 weniger als ein Jahr zuvor. Das Management prüft weitere Einsparungen, wie Finanzvorstand Stephan Engels sagte. Eine genaue Stellenzahl wollte er nicht nennen: "Wir müssen uns davon verabschieden, in Programmen zu denken. Kostendisziplin wird zu einer Daueraufgabe."
Beim Abbau ihrer Problemgeschäfte kommt die Bank schneller voran als erwartet. Daher soll die konzerneigene Bad Bank ihre Bestände nun bis 2016 auf rund 67 Milliarden Euro verringern, bisher waren 75 Milliarden Euro angestrebt gewesen. In der Sparte wickelt die Bank nicht mehr zum Kerngeschäft zählende Anlagen ab - etwa Schiffsfinanzierungen, Staatsanleihen und gewerbliche Immobilienkredite. Ende Juni lagerten in der Bad Bank noch Papiere im Umfang von 92 Milliarden Euro, Anfang vergangenen Jahres waren es noch 143 Milliarden.
COMMERZBANK SIEHT RUSSLAND-KREDITE GUT ABGESICHERT
Der Abbau von Altlasten lässt die Einnahmen zwar schmelzen, zugleich sinkt dadurch aber die Risikovorsorge. Das kommt auch den Kapitalpuffern der Bank zugute. Die harte Kernkapitalquote, die das Eigenkapital ins Verhältnis zu den Risikopositionen setzt, stieg von Ende März bis Ende Juni 2014 um 0,4 Prozentpunkte auf 9,4 Prozent.
Die Bank rechnet mit keinen gravierenden Folgen der Ukraine-Krise und der Sanktionen gegen Russland für die eigene Bilanz. Das Institut war Ende Juni mit 5,4 Milliarden Euro in Russland und 100 Millionen Euro in der Ukraine investiert. Diese Kredite seien aber alle etwa durch staatliche Exportgarantien abgesichert.
STRAFE IN USA DROHT
Dagegen droht in den USA eine empfindliche Strafe wegen Verstößen gegen Handelssanktionen bei Geschäften mit "Schurkenstaaten". Zuletzt war die Rede von bis zu 800 Millionen Dollar. Die Bank wollte sich dazu nicht konkret äußern. Auch zur Höhe der Rückstellungen für Rechtsrisiken gab sie keine neuen Daten bekannt. Ende 2013 hatte sie dafür 934 Millionen Euro zur Seite gelegt.br