BAD HERSFELD (dpa-AFX) - Mit einem Streik am Schnäppchenjagd-Tag versucht Verdi im Tarifkonflikt mit dem Versandhandelsriesen Amazon (2:AMZN) ein Zeichen zu setzen. Die Gewerkschaft rief am sogenannten Black Friday zum eintägigen Arbeitsausstand am größten deutschen Standort im osthessischen Bad Hersfeld und in Rheinberg (NRW) auf.
In Bad Hersfeld, wo in zwei Logistikzentren nach Amazon-Angaben rund 3500 Beschäftigt tätig sind, beteiligten sich 350 Mitarbeiter. Verdi rechnete im Tagesverlauf mit einer Beteiligung von 500 Beschäftigten, wie eine Sprecherin sagte. In Rheinberg legten laut Amazon 280 Beschäftigte die Arbeit nieder. Mit zwei von zwölf Warenlagern in Deutschland fiel der Streikumfang am Freitag vergleichsweise gering aus. Es gebe aber auch Streiks an Standorten im benachbarten europäischen Ausland, sagte eine Verdi-Sprecherin.
Verdi will erreichen, dass die Amazon-Mitarbeiter nach den Tarifbedingungen des Einzel- und Versandhandels bezahlt werden. Amazon lehnt das ab und orientiert sich an der Vergütung in der Logistik-Branche. "Wir bezahlen in unseren Logistikzentren am oberen Ende dessen, was für vergleichbare Tätigkeiten üblich ist", sagte ein Amazon-Sprecher. In Deutschland beginnen die Mitarbeiter mit einem Lohn von umgerechnet mindestens 10,78 Euro brutto pro Stunde.
Amazon teilte mit, dass der Streik keine Auswirkungen auf die Pünktlichkeit der Lieferungen habe. "Wir haben personell vorgesorgt", sagte ein Amazon-Sprecher in München. Zudem arbeite die überwiegende Mehrheit der Beschäftigten wie geplant. Das Unternehmen stellt vor Weihnachten regelmäßig Tausende von Aushilfen ein. Zudem zahlt das Unternehmen am Freitag an allen deutschen Standorten Überstunden-Zuschläge, wie ein Amazon-Sprecher sagte. An vier Standorten - Winsen/Luhe, Pforzheim, Leipzig und Werne - gebe es zusätzliche Boni für die Arbeitskräfte. Das könnte dazu geführt haben, dass weniger Standorte am Streik teilnehmen, vermutete eine Verdi-Sprecherin in Bad Hersfeld.
Der aus den USA stammende Shopping-Tag "Black Friday" ("Schwarzer Freitag") gilt als Start in die Saison der Weihnachtseinkäufe. Verdi teilte dazu mit: "Jetzt geht es in den Jahresendspurt, für die Beschäftigten die stressigste Zeit, Überstunden inklusive." Die Beschäftigten müssten besonders an einem solchen Tag in den Mittelpunkt gestellt werden, sagte die Gewerkschafterin Mechthild Middeke. Amazon müsse sich endlich seiner Verantwortung stellen.