ESSEN (dpa-AFX) - Der Industriekonzern ThyssenKrupp F:TKA arbeitet sich weiter aus der Krise. Im dritten Geschäftsquartal schrieb das Unternehmen erneut schwarze Zahlen, wie es am Donnerstag in Essen mitteilte. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 39 Millionen Euro nach einem Verlust von 395 Millionen Euro vor einem Jahr. Im Vorquartal hatte ThyssenKrupp erstmals seit fast zwei Jahren wieder einen Überschuss erzielt. Nun wächst die Zuversicht. Nach drei Verlustjahren in Folge erwartet der Vorstand im in anderthalb Monaten zu Ende gehenden Gesamtjahr erstmals wieder ein ausgeglichenes oder sogar leicht positives Nettoergebnis.
Bislang hatte das Management eine deutliche Verbesserung "in Richtung" der Gewinnschwelle angekündigt. Im vorangegangen Geschäftsjahr stand unter dem Strich ein Verlust von gut 1,4 Milliarden Euro. Insgesamt hatte ThyssenKrupp in den vergangenen Jahren Verluste von mehr als 7 Milliarden Euro angehäuft. Der operative Gewinn - das ist das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen aus den fortgeführten Geschäften - soll sich von 586 Millionen Euro im Vorjahr nun verdoppeln. Bereits vor drei Monaten hatte ThyssenKrupp den Ausblick angehoben und "nahezu" eine Verdoppelung in Aussicht gestellt, ursprünglich lag das Ziel bei rund einer Milliarde Euro.
OPERATIVER GEWINN FAST VERDREIFACHT
"Wir kommen gut voran auf unserem Weg zu einem neuen, integrierten und leistungsorientierteren ThyssenKrupp", sagte Vorstandschef Heinrich Hiesinger. Seit sieben Quartalen steigerte das Unternehmen kontinuierlich sein Ergebnis aus eigener Kraft. "Die Richtung stimmt, unsere Strategie trägt und unsere operativen Maßnahmen zeigen deutliche Wirkung."
Im dritten Quartal verdreifachte das Unternehmen seinen operativen Gewinn verglichen mit dem Vorjahreszeitraum fast auf 398 Millionen Euro. Das lag vor allem daran, dass der Konzern seine Probleme mit dem neuen Stahlwerk in Brasilien zunehmend in den Griff bekommt. Erstmals erwirtschaftete die Anlage einen operativen Gewinn. Dabei spielt ThyssenKrupp der Verfall der brasilianischen Währung in die Karten. Auch die Lieferverträge in die USA zahlen sich aus, da dort die Wirtschaft deutlich wächst. Der Umsatz des Konzerns legte um 8 Prozent auf 10,7 Milliarden Euro zu.
REKORD IM AUFZUGSGESCHÄFT
Vor allem die fehlgeschlagenen Großinvestitionen in Übersee hatten den Ruhrkonzern in eine existenzbedrohende Krise gestürzt und die Schulden anschwellen lassen. Doch nach dem gelungenen Verkauf des Stahlwerks im US-Bundesstaat Alabama im Frühjahr und einer Kapitalerhöhung im Dezember hat sich die Lage entspannt. Ende Juni lagen die Nettoschulden noch bei 4,1 Milliarden Euro, rund 1,2 Milliarden Euro niedriger als ein Jahr zuvor.
Als Stütze erwiesen sich auch im dritten Quartal die Industriegütergeschäfte mit Autokomponenten und großen Industrieanlagen. Die Aufzugssparte erwirtschaftete sogar einen Rekordgewinn. Zuwächse gab es vor allem dank der Sparanstrengungen auch im europäischen Stahlgeschäft. Dadurch konnte der Konzern den anhaltenden Preisdruck sowie Störungen in der Produktion auch in Folge des Pfingststurms Ela mehr als wettmachen.
EDELSTAHL BELASTET
Dagegen belastete die Rückübertragung von Teilen des alten Edelstahlgeschäfts die Bilanz um rund 5 Millionen Euro. Das verlustreiche Werk AST im italienischen Terni und der deutsche Spezialhersteller VDM gehören seit März wieder voll zu ThyssenKrupp. Ursprünglich hatte der Konzern diese Bereiche an den finnischen Konkurrenten Outokumpu verkauft - musste sie aber zurücknehmen, als dieser in Schieflage geriet.
Vor wenigen Wochen hatte ThyssenKrupp ein Sparprogram für das Werk in Italien angekündigt. Dem sollen rund 550 der derzeit 2 600 Stellen zum Opfer fallen. Die Gewerkschaften haben Widerstand angekündigt und bereits Streiks organisiert.