MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der reißende Flugzeugabsatz und der starke Dollar treiben den Triebwerksbauer MTU (XETRA:MTX) nach einen Rekordjahr zu noch größeren Sprüngen. "2015 wird wahrscheinlich noch besser als 2014", sagte Vorstandschef Reiner Winkler am Donnerstag bei der Bilanzvorlage in München. Der Umsatz soll nach einem Zehn-Prozent-Zuwachs im Vorjahr nun um weitere zwölf Prozent zulegen. Die von MTU mitentwickelten Antriebe für den neuen Verkaufsschlager von Airbus und Boeing füllen die Auftragsbücher.
Die MTU-Aktie ging trotz der optimistischen Aussagen in den Sinkflug. Bis zur Mittagszeit sackte das Papier sogar um 2 Prozent ins Minus auf 81,36 Euro und war damit Schlusslicht im MDax (MDAX). Analyst Adrian Pehl von der Investmentbank Equinet lobte das Zahlenwerk und die Pläne für 2015 jedoch als "solide". Zur Dividende für 2014 will sich das Unternehmen erst am 3. März äußern.
Die MTU-Spitze peilt für 2015 nun einen Umsatz von 4,4 Milliarden Euro an. Operativer Gewinn (bereinigtes Ebit) und bereinigter Überschuss sollen zweistellig zulegen. "Der Dollarkurs verschafft uns Rückenwind", sagte Winkler.
Schon Ende 2014 schoss der Umsatz des Unternehmens nach oben. Im Gesamtjahr legten die Erlöse um fast zehn Prozent auf 3,9 Milliarden Euro zu. Der operative Gewinn stieg allerdings nur um 1,4 Prozent auf 383 Millionen Euro, der bereinigte Überschuss kletterte um sechs Prozent auf 253 Millionen Euro. Dass das Gewinnwachstum mit der Umsatzsteigerung nicht mithält, lag am mauen Ersatzteilgeschäft. Die zusätzlichen Umsätze kommen vor allem aus dem Verkauf von Antrieben für neue Flugzeuge, richtig Geld verdient MTU jedoch erst mit Ersatzteilen. Doch auch 2015 dürfte das Seriengeschäft der Umsatztreiber sein, schätzt Winkler.
Den Großteil der Verkäufe machten 2014 die Antriebe für den Airbus-Mittelstreckenjet A320, den doppelstöckigen Airbus A380 und Boeings "Dreamliner" aus. Unterdessen steckt MTU weiterhin knapp 200 Millionen Euro pro Jahr in Forschung und Entwicklung. Derzeit fließt das meiste Geld in das Getriebefan-Triebwerk für den spritsparenden Airbus A320neo, der im dritten Quartal erstmals ausgeliefert werden soll. Außerdem arbeitet MTU an dem Antrieb für den modernisierten Boeing-Großraumjet 777-X mit, dessen Erstauslieferung für 2020 geplant ist. Dann dürfte mit neuen Antriebsmodellen vorerst Schluss sein, schätzt Winkler.
Unterdessen baut MTU auf neue Vertragsmodelle. Wurden in der Vergangenheit Triebwerksverkauf und Wartung getrennt verhandelt, sichern sich Triebwerksanbieter inzwischen vielfach beim Verkauf bereits langfristige Wartungsverträge. "60 bis 80 Prozent der Getriebefan-Triebwerke werden mit solchen Verträgen verkauft", sagte Winkler. Auch die Münchner, die als Partner von Pratt & Whitney an dem Antrieb mitbauen, haben sich ein solches Wartungspaket gesichert. Große Fluggesellschaften wie die Lufthansa würden sich die Wartung ihrer Flugzeuge kaum aus der Hand nehmen lassen, schätzt der MTU-Chef.