MONTABAUR (dpa-AFX) - Der Telekomanbieter United Internet (XETRA:UTDI) will bei der Profitabilität weiter nachlegen. In beiden Sparten will Vorstandschef Ralph Dommermuth in den kommenden Jahren die Gewinnmargen weiter steigern, wie er am Donnerstag sagte. United Internet bietet mit seinen Marken 1&1, GMX und Web.de sowohl Internetzugänge über das Festnetz und Mobilfunk als auch Internet-Apps für Privat- und Firmenkunden an, etwa zum Bau von Webseiten.
Jahr für Jahr lockt Dommermuth mit seiner Vertriebsmannschaft überraschend viele Kunden an - und kann den großen Telekomkonzernen damit Paroli bieten. Auch künftig kann sich Dommermuth daher durchaus Seitenhiebe gegen die Deutsche Telekom (XETRA:DTEGn) wie zuletzt vorstellen.
"Das hat uns schon gut gefallen", sagte Dommermuth zum Anklang der Festnetzwerbekampagne von 1&1 im vergangenen Herbst, die den Bonner Dax-Konzern auf die Schippe nahm. Entsprechende Aktionen müssten aber immer auch zu den Produkten passen - und da sieht der Internetunternehmer der ersten Stunde seinen Konzern weiter gut aufgestellt.
Im vergangenen Jahr konnte United Internet erneut überraschend viele Vertragskunden gewinnen - insgesamt 930 000. Weil das Unternehmen sich zudem im Oktober 2014 das zweitgrößte deutsche Glasfasernetz Versatel komplett kaufte, kletterten die Umsätze im vergangenen Jahr um mehr als ein Fünftel auf 3,72 Milliarden Euro. Der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stieg auf 771,2 Millionen Euro - ein fast doppelt so starkes Wachstum wie beim Umsatz, wenn Sondererträge aus dem Vorjahr nicht mitgerechnet werden.
Unter dem Strich fehlten die Sondererträge aber, so dass der Konzerngewinn um 18 Prozent auf 366,4 Millionen Euro zurückging. Das Management will die Dividende dennoch um 10 Cent auf 70 Cent je Aktie anheben. Dommermuth selbst hält rund 40 Prozent der Anteile. "2015 war unser bestes Jahr", fasste er die Zahlen zusammen.
Der Aktienkurs fiel am Donnerstagmittag in einem schwachen Markt um rund 5 Prozent. Am Markt waren die Branchenkenner geteilter Meinung über den Jahresausblick des TecDax-Schwergewichts (TecDAX). Im Plan stehen 4 Milliarden Euro Umsatz und 850 Millionen Euro operatives Ergebnis - für Expertin Heike Pauls von der Commerzbank angesichts einer unerwartet hohen Kundenprognose von 800 000 neuen Verträgen ein ordentliches Ziel. Vikram Karnany von der schweizerischen Großbank UBS (SIX:UBSG) hatte sich dagegen etwas mehr beim Ergebnis erwartet.
Knackpunkt: Bei United Internet werden Lock-Subventionen für Endgeräte wie Tablets und Smartphones bei Vertragsabschluss direkt als Aufwand erfasst und belasten den operativen Gewinn. Daher achtet der Finanzmarkt meist auf beide Werte in Kombination. Erreicht das Unternehmen bei stärkerem Kundenzuwachs nur knapp die Ergebnisziele, gilt das den Experten mitunter als Erfolg.
Dommermuth jedenfalls geht von einer weiter anziehenden Profitabilität aus - vom Umsatz soll mehr Ergebnis hängen bleiben, sowohl bei den Internetzugängen im Festnetz und Mobilfunk als auch bei den Internet-Apps.
Im laufenden Jahr dürfte 1&1 im Mobilfunk auch größer in die schnelle Funktechnik LTE einsteigen, wenn Telefonica (MC:TEF) Deutschland den Anbieter wohl ab Mitte des Jahres auch in sein LTE-Netz von O2 lässt. Partner von E-Plus - die von Telefonica übernommen wurde - ist United Internet hier bereits.
Mit Vodafone (LON:VOD) sollen die Verhandlungen über den Zugang zum LTE-Netz dagegen zuletzt ins Stocken geraten sein. Dommermuth lässt sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen. "Natürlich entscheidet Vodafone selbst, wann sie welche Vorleistung anbieten wollen. Bis dahin bleibt es bei unserem LTE-Angebot im Telefonica-Netz. Aber auch mit Vodafone gibt es immer wieder Gespräche", sagte er.
Der Fall des Aktienkurses der Startupschmiede Rocket Internet (XETRA:RKET), an der United Internet über 8 Prozent hält, treibt dem Internetunternehmer der ersten Stunde ebenfalls keine Angstperlen auf die Stirn. "Angesichts des Aktienkurses könnte es durchaus irgendwann zu einer Abschreibung auf die Rocket-Internet-Anteile kommen. Es war von vorneherein klar, dass die Rocket-Aktie sehr volatil sein würde.