FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben mit Erleichterung auf Fortschritte im Ukraine-Konflikt reagiert. Die Ankündigung einer Waffenruhe für das Kriegsgebiet Donbass ließ den Dax (DAX) am Morgen kräftig steigen. Zuletzt lag er 1,23 Prozent im Plus bei 10 884,03 Punkten. Teilweise positiv aufgenommene Unternehmenszahlen stützen den Markt ebenfalls.
Die Waffenruhe im ukrainischen Kriegsgebiet Donbass solle ab diesem Sonntag 0.00 Uhr gelten, sagte Putin am Donnerstagmorgen nach Verhandlungen mit Kanzlerin Angela Merkel in der weißrussischen Hauptstadt Minsk. Auch in deutschen Verhandlungskreisen wurde die Einigung bestätigt. Zudem hat der Internationale Währungsfonds (IWF) hat ein Milliarden-Hilfspaket für die Ukraine geschnürt.
Vor diesem Hintergrund konnten die Anleger das ergebnislos zuende gegangene Krisentriffen zu Griechenland verschmerzen: Die Eurogruppe ist vorerst mit dem Vorhaben gescheitert, sich auf einen gemeinsamen Kurs für die finanzielle Rettung des Landes zu einigen. Börsianer hätten ihre Hoffnung für Lösungen noch nicht aufgegeben, sagte Händler Markus Huber vom Londoner Wertpapierhändler Peregrine & Black. Der MDax (MDAX) legte um 1,24 Prozent auf 19 100,35 Punkte zu. Der TecDax (TecDAX) verbesserte sich um 0,75 Prozent auf 1515,54 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex Eurostoxx50 (DJ Euro Stoxx 50) gewann zuletzt knapp 1 Prozent.
COMMERZBANK RUTSCHEN INS MINUS NACH ZAHLEN
ThyssenKrupp-Aktien (XETRA:TKAG) kletterten mit einem Plus von 3,18 Prozent auf 23,65 Euro an die Dax-Spitze. Händler verwiesen auf europaweit gefragte Rohstoffwerte, die das Papier des deutschen Stahlherstellers mit nach oben zögen. ThyssenKrupp erreichte ein neues Hoch seit September 2011 und zog damit zusätzliche Aufmerksamkeit auf sich. Auch die Autotitel stiegen in der Gunst der Anleger wieder nach oben. Die Vorzugsaktien von Volkswagen (XETRA:VOW3) legten 2,26 Prozent zu.
Der vorbörslich beste Dax-Wert Commerzbank (XETRA:CBKG) konnte seine Startgewinne indes nicht halten. Die Aktie der teilverstaatlichten Bank wurde zuletzt unverändert gehandelt. Dabei ist die Commerzbank 2014 auf ihrem Weg in profitablere Zeiten gut vorangekommen. Auf eine Dividende müssen die Aktionäre aber vorerst weiter verzichten. Ein Börsianer sprach von einem "gemischten Zahlenbild". Der Ausblick entspreche den Erwartungen.
Schlechtester Dax-Wert waren hingegen die Vorzugsaktien von Henkel (ETR:HEN3) mit einem Abschlag von 1,04 Prozent. Die US-Investmentbank Goldman Sachs stufte die Anteile an dem Verbrauchsgüter-Hersteller im Zuge einer Branchenstudie von "Neutral" auf "Sell" ab, hob aber das Kursziel von 80 auf 92,50 Euro an. Siemens-Aktien (ETR:SIE) litten ebenfalls unter einer Abstufung durch Morgan Stanley.
BILFINGER-ANLEGER FEIERN BILANZVORLAGE
Bilfinger-Aktien (XETRA:GBFG) stiegen um 5,58 Prozent auf 53,38 Euro. Zwar rutschte der Dienstleistungskonzern im vergangenen Jahr erstmals seit 1998 wieder in die Verlustzone. Eine Dauerflaute im europäischen Kraftwerksbau, die Zurückhaltung vieler Industriekunden bei Investitionen sowie Umbaukosten und Wertberichtigungen sorgten unter dem Strich für ein klares Minus. Die Aktionäre will der Konzern nach dem Kurssturz im Vorjahr aber mit einer Dividende von 2,00 Euro je Aktie etwas besänftigen.
Der Münchner Triebwerksbauer MTU (XETRA:MTX) peilt nach Rekordzahlen im abgelaufenen Jahr für 2015 größere Sprünge an. Der Umsatz soll dank der boomenden Flugzeugverkäufe von Boeing und Airbus um gut 12 Prozent steigen. Die Aktie verbilligte sich dennoch um knapp 1 Prozent.
Besonders stark legte das im SDax notierte Papier des Online-Modehändlers Zalando (XETRA:ZALG) mit einem Kursgewinn von 12,44 Prozent zu. Der Unternehmen hat operativ den ersten Jahresgewinn in seiner noch jungen Geschichte eingefahren.