LONDON/FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Ratingagentur Fitch zweifelt am niederländischen Sparkurs, jedoch vorerst nicht am 'AAA'. Die Bonitätswächter sagen der fünftgrößten Volkswirtschaft im Euroraum ein Budgetdefizit von 4,5 Prozent im laufenden Jahr voraus, wie aus einer Mitteilung vom Mittwoch hervorgeht. Angesichts der gestürzten Regierung und den wahrscheinlichen Neuwahlen zweifelt Fitch auch, ob das Defizit im nächsten Jahr auf drei Prozent gedrückt werden kann. Obwohl die Niederlande die Kriterien des europäischen Stabilitätspakts damit verletzten dürften, sei die Top-Bonitätsnote aber zunächst nicht bedroht.
Dafür hat mit Standard & Poor's (S&P) eine andere führende Ratingagentur das Land auf dem Kieker. S&P hat den Ausblick für die Kreditbewertung bereits auf 'negativ' gesetzt und damit eine Herabstufung in Aussicht gestellt. Das dritte große Ratingunternehmen, Moody's, bewertet die Niederlande mit der Bestnote und bewertet den Ausblick als 'stabil'.
Doch neben den jüngsten politischen Turbulenzen lassen auch die hohe private Verschuldung und konjunkturelle Risiken Experten jedoch am wirtschaftlichen Ausblick zweifeln. Jürgen Michels, Europachefvolkswirt der Citigroup, zählt das Land schon nicht mehr zum stabilen Kern der Eurozone. Als Konsequenz der Schuldenkrise im Währungsraum hätten die Refinanzierungsbedingungen in den Niederlanden angezogen. Michels glaubt jedoch nicht, dass die niederländische Top-Note kurzfristig kassiert wird.
Eine Rating-Herunterstufung der Niederlande würde nach Einschätzung von Christian Schulz, Ökonom der Berenberg Bank, das Rettungsschutzschild der Eurozone aufweichen. Die niederländische Wirtschaft steuere zwar nur 6,4 Prozent zum gesamten Bruttoinlandsprodukt im Währungsraum bei. Allerdings seien es 18 Prozent, wenn man nur die verbleibenden 'AAA'-Länder betrachtet. Die Finanzierungskosten der Krisenfonds EFSF und ESM könnten deshalb steigen.
Besonders pessimistisch mit Blick auf die Niederlande zeigt sich Pierre-Olivier Beffy, Chefvolkswirt der Investmentgesellschaft Exane BNP Paribas: 'Die privaten Haushalte sind mit 240 Prozent ihres Einkommens überdurchschnittlich hoch verschuldet.' Da davon auszugehen sei, dass die Häuserpreise weiter fallen und die Arbeitslosigkeit zunimmt, sei die Lage kritisch. Zudem bereite der Finanzsektor Sorgen, da die niederländischen Banken nur schwer Zugang zum Kapitalmarkt finden würden.
Am Wochenende waren die Verhandlungen zwischen der Minderheitsregierung aus christdemokratischer CDA und der Volkspartei für Freiheit und Demokratie (VVD) mit der von Geert Wilders geführten Partei für die Freiheit (PVV) unerwartet gescheitert. Ohne die Stimmen der PVV haben die Regierungsparteien nur noch gut ein Drittel der Mandate im niederländischen Parlament. Die Regierung ist am Montag zurückgetreten. Neuwahlen sollen im September stattfinden. Die Niederlande haben bis zum 30. April Zeit, das Reformpaket in Brüssel vorzulegen./hbr/bgf
Dafür hat mit Standard & Poor's (S&P) eine andere führende Ratingagentur das Land auf dem Kieker. S&P hat den Ausblick für die Kreditbewertung bereits auf 'negativ' gesetzt und damit eine Herabstufung in Aussicht gestellt. Das dritte große Ratingunternehmen, Moody's, bewertet die Niederlande mit der Bestnote und bewertet den Ausblick als 'stabil'.
Doch neben den jüngsten politischen Turbulenzen lassen auch die hohe private Verschuldung und konjunkturelle Risiken Experten jedoch am wirtschaftlichen Ausblick zweifeln. Jürgen Michels, Europachefvolkswirt der Citigroup, zählt das Land schon nicht mehr zum stabilen Kern der Eurozone. Als Konsequenz der Schuldenkrise im Währungsraum hätten die Refinanzierungsbedingungen in den Niederlanden angezogen. Michels glaubt jedoch nicht, dass die niederländische Top-Note kurzfristig kassiert wird.
Eine Rating-Herunterstufung der Niederlande würde nach Einschätzung von Christian Schulz, Ökonom der Berenberg Bank, das Rettungsschutzschild der Eurozone aufweichen. Die niederländische Wirtschaft steuere zwar nur 6,4 Prozent zum gesamten Bruttoinlandsprodukt im Währungsraum bei. Allerdings seien es 18 Prozent, wenn man nur die verbleibenden 'AAA'-Länder betrachtet. Die Finanzierungskosten der Krisenfonds EFSF und ESM könnten deshalb steigen.
Besonders pessimistisch mit Blick auf die Niederlande zeigt sich Pierre-Olivier Beffy, Chefvolkswirt der Investmentgesellschaft Exane BNP Paribas: 'Die privaten Haushalte sind mit 240 Prozent ihres Einkommens überdurchschnittlich hoch verschuldet.' Da davon auszugehen sei, dass die Häuserpreise weiter fallen und die Arbeitslosigkeit zunimmt, sei die Lage kritisch. Zudem bereite der Finanzsektor Sorgen, da die niederländischen Banken nur schwer Zugang zum Kapitalmarkt finden würden.
Am Wochenende waren die Verhandlungen zwischen der Minderheitsregierung aus christdemokratischer CDA und der Volkspartei für Freiheit und Demokratie (VVD) mit der von Geert Wilders geführten Partei für die Freiheit (PVV) unerwartet gescheitert. Ohne die Stimmen der PVV haben die Regierungsparteien nur noch gut ein Drittel der Mandate im niederländischen Parlament. Die Regierung ist am Montag zurückgetreten. Neuwahlen sollen im September stattfinden. Die Niederlande haben bis zum 30. April Zeit, das Reformpaket in Brüssel vorzulegen./hbr/bgf