ROUNDUP/Im Kampf gegen Bergbau und Abholzung: 196 Umweltschützer getötet

Veröffentlicht am 10.09.2024, 06:34
Aktualisiert 10.09.2024, 06:45
© Reuters.
TX
-

BOGOTÁ (dpa-AFX) - Weltweit sind im vergangenen Jahr nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Global Witness mindestens 196 Umweltschützer getötet worden. Das gefährlichste Land für Naturschützer war Kolumbien (79 Fälle), gefolgt von Brasilien (25) sowie Mexiko (18) und Honduras (18), wie die Gruppe bei der Vorstellung ihres Jahresberichts mitteilte. 85 Prozent aller Morde wurden demnach in Lateinamerika registriert. Damit stieg die Zahl der seit Beginn der systematischen Erhebung im Jahr 2012 getöteten Umweltschützer auf 2.106.

"Während sich die Klimakrise beschleunigt, werden diejenigen, die ihre Stimme erheben, um unseren Planeten mutig zu verteidigen, mit Gewalt, Einschüchterung und Mord konfrontiert", sagt die Autorin des Berichts, Laura Furones. "Unsere Daten zeigen, dass die Zahl der Morde nach wie vor alarmierend hoch ist, eine Situation, die einfach inakzeptabel ist."

Die meisten Verbrechen bleiben ungesühnt. "Die Regierungen dürfen nicht untätig bleiben. Sie müssen entschiedene Maßnahmen ergreifen, um Aktivisten zu schützen und die Ursachen der Gewalt gegen sie zu bekämpfen", fordert Furones. "Die Aktivisten sind unverzichtbar, wenn es darum geht, Schäden zu verhindern und zu beheben, die durch klimaschädliche Industrien verursacht werden."

Gegner von Bergbau-Projekten leben besonders gefährlich

Zwar ist es nach Angaben von Global Witness schwierig, einen direkten Zusammenhang zwischen dem Mord an Aktivisten und bestimmten wirtschaftlichen Interessen zu beweisen. Allerdings haben sich die meisten getöteten Umweltschützer gegen Bergbau-Vorhaben eingesetzt, gefolgt von Fischerei, Forst- und Landwirtschaft, Straßenbau und Wasserkraftwerke.

"Wenn die Firmen, die diese Projekte durchführen, keine Verantwortung übernehmen, ist das Problem nicht zu lösen", sagt die in Mexiko tätige Menschenrechtsanwältin Alejandra Gonza. Dort wurden im vergangenen Jahr beispielsweise zwei Aktivisten verschleppt, die sich gegen den Abbau von Eisenerz durch den luxemburgischen Bergbaukonzern Ternium im Bundesstaat Michoacán einsetzten. Die beiden Männer sind bis heute verschwunden - ihr Schicksal ist unklar.

Nirgendwo ist es für Umweltschützer so gefährlich wie in Kolumbien

Das mit Abstand gefährlichste Pflaster für Naturschützer ist allerdings Kolumbien. 79 Aktivisten wurden im vergangenen Jahr dort getötet - so viele wie noch nie zuvor in einem Jahr in einem einzelnen Land. "Viele bewaffnete Gruppen profitieren von der Ausbeutung der Rohstoffe", erklärt Astrid Torres von der Organisation Somos Defensores. Nach Jahrzehnten des bewaffneten Konflikts sind in dem südamerikanischen Land zahlreiche kriminelle Banden aktiv. "Es gibt noch immer starke Verbindungen zwischen staatlichen Sicherheitskräften und paramilitärischen Gruppen", sagt Torres. Das führe dazu, dass viele Gewalttaten nicht konsequent verfolgt werden.

Indigene im Fadenkreuz

Bei der Gewalt gegen Umweltschützer sind Indigene deutlich überrepräsentiert. Sie machten im vergangenen Jahr 49 Prozent der Mordopfer aus, obwohl sie nur fünf Prozent der Weltbevölkerung stellen. "Naturschützer, Verteidiger von Landrechten und Indigene werden oft als Gegner des Fortschritts gesehen", sagt Bertha Cáceres. Ihre Mutter setzte sich in Honduras für die Rechte des indigenen Volks der Lenca ein und wurde 2016 in ihrem Haus erschossen. "Wir müssen die Wahrnehmung ändern: Fortschritt darf nicht Ausbeutung von Bodenschätzen bedeuten, sondern Schutz unserer Lebensgrundlagen."

Global Witness rief die Regierungen der betroffenen Länder auf, die Sicherheit von Umweltschützern zu gewährleisten, Angriffe auf Aktivisten konsequent zu dokumentieren und Opfern den Zugang zur Justiz zu verschaffen. "Solange die Gewalt gegen Naturschützer straflos bleibt, wird sie andauern", heißt es in dem Jahresbericht. Die Unternehmen müssten ihrerseits sicherstellen, dass es am Rande ihrer Lieferketten zu keinen Menschenrechtsverletzungen komme.

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2025 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.