BERLIN (dpa-AFX) - Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger hat den Vorstoß der IG Metall zu kürzeren Arbeitszeiten für Eltern zurückgewiesen. Eltern, die weniger arbeiten wollten, 'können das längst', sagte der Präsident des Arbeitgeberverbandes am Mittwoch in Berlin. Seit dem Jahr 2001 gebe es den Rechtsanspruch auf Teilzeit. Davon abgesehen habe die Metall- und Elektrobranche in Deutschland 'mit der 35-Stunden-Woche bereits die kürzesten Arbeitszeiten'.
Der Zweite Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann, hatte eine 30-Stunden-Woche für erziehende Eltern ins Gespräch gebracht. In einer Befragung sei dieser Wunsch auffallend häufig geäußert worden. Individuelle Arbeitszeitmodelle sollten in der kommenden Tarifrunde auf den Verhandlungstisch kommen.
Dulger hielt dem entgegen, die Metall- und Elektroindustrie mit habe bereits 'hoch flexible Arbeitszeitsysteme'. Selbst nach Ansicht der Beschäftigten gebe es 'keinerlei Handlungsbedarf', sagte Dulger mit Hinweis auf eine Allensbach-Umfrage, der zufolge 75 Prozent der Arbeitnehmer kein Problem bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie hätten.
Angesichts der in Deutschland sinkenden Zahl von Menschen im Erwerbsalter halten die Metall-Arbeitgeber eine längere Lebensarbeitszeit für nötig. Eine Studie im Auftrag von Gesamtmetall kommt zu dem Ergebnis, dass das grundsätzlich möglich sei. 'Leistungsfähigkeit, Gesundheit und Motivation der Beschäftigten lassen grundsätzlich eine längere Erwerbstätigkeit zu', sagte der Autor der Expertise, der Heidelberger Arbeitspsychologe Karlheinz Sonntag. Erst ab dem 70. Lebensjahr seien 'starke, altersbedingte Effekte' feststellbar.
Für dieses Jahr bekräftigte Dulger die Branchenprognose eines Wachstums 'um bis zu drei Prozent'. Die Kostensituation werde aber 'wieder deutlich schwieriger'. Er verwies auf eine Unterauslastung in den Betrieben. Weil zugleich Einkommen und Zahl der Arbeitsplätze gestiegen seien, hätten sich die Lohnstückkosten 2013 deutlich erhöht.
Auch die Rentenpläne der Bundesregierung schlügen auf längere Sicht auf die Arbeitskosten durch, kritisierte Dulger. Mit Blick auf die Rente mit 63 sagte er: 'Die Rolle rückwärts bei der Frühverrentung ist dabei besonders bedenklich. Rentengeschenke wirken langfristig und lassen sich nicht so schnell wieder korrigieren.'
Gesamtmetall-Chefvolkswirt Michael Stahl erwartet 20 000 neue Arbeitsplätze in der Branche in diesem Jahr, 'wenn es gut läuft'. 2013 waren rund 40 000 Stellen geschaffen worden./brd/DP/jkr