- von Rupert Pretterklieber -
Zürich, 29. Sep (Reuters) - Nach dem rasanten Anstieg der vergangenen Monate dürfte das Kurspotenzial der Schweizer Börse im vierten Quartal nicht mehr allzu gross sein. Die Aufwärtsbewegung hat an Dynamik verloren und stösst zunehmend auf Widerstand. Die von Finanzanalysten genannten Jahresendziele für den Schweizer Leitindex SMI<.SSMI> bewegen sich mit Werten zwischen 6200 und 6700 Punkten nicht allzu weit entfernt vom aktuellen Kursniveau von 6285 Zählern.
Nach einem massiven Einbruch bis auf das Mehrjahrestief bei 4235 Punkten im März hatte sich der SMI wieder kräftig erholt und liegt nun um 14 Prozent über dem Vorjahresschluss.
Das makroökonomische Umfeld für die Aktienmärkte dürfte zwar positiv bleiben. "Wir sind optimistisch für die Aktienmärkte. Wir glauben, dass die konjunkturelle Erholung für einige Quartale kräftig ausfallen wird", sagte Remo Hartmann, Analyst bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB).
Aber: "Bisher vermochten vor allem die Frühindikatoren zu überzeugen. Künftig müssen vermehrt die harten Fakten diese positive Grundstimmung bestätigen", sagte Manfred Hofer von LGT Capital Management.Und das sind vor allem die Unternehmensergebnisse. Nachdem im zweiten Quartal die meisten Unternehmen positiv überrascht haben und die zyklische Erholung erst Fahrt aufgenommen hat, ist nach Ansicht der ZKB auch von den Drittquartalszahlen wenig Ungemach zu befürchten.
"Die Firmen haben die Kosten gesenkt und die Effizienz gesteigert, um ihre Margen zu schützen. Die Aufwärtsrevision der Gewinne durch die Analysten steckt erst in den Anfängen. Die Aktien können daher steigen, ohne dass der Markt teurer wird", sagte Hartmann.
Gut für den Markt wäre es, wenn die Firmen auch steigende Umsätze melden würden. Das würde nach den Worten eines Händlers als Signal für eine nachhaltige Erholung gewertet.
"Die Erwartungen sind hoch. Nach den guten Ergebnissen im zweiten Quartal erwarten Analysten nun auch Wachstum im Jahresvergleich. Das ist möglicherweise aber etwas aggressiv", sagte Panagiotis Spiliopoulos, Leiters des Research der Bank Vontobel. "Eine Korrektur von fünf bis zehn Prozent ist möglich."
Der weitere Kursverlauf dürfte ohnehin nicht mehr so linear ausfallen wie bisher, sondern zunehmend holpriger werden. "Das kurzfristige Potenzial ist nicht mehr allzu gross", sagte auch Hofer von der LGT. "Die Indikatoren sind nahe an den überkauften Niveaus. Man sollte zunächst etwas vorsichtiger agieren, denn das Risiko einer gesunden Zwischenkorrektur steigt."
Hoffnungen setzen Marktbeobachter weiterhin auf die in Aktien meist noch unterinvestierten Anleger. "Es ist noch immer viel Cash im Markt und viele Anleger sind untergewichtet", sagte Christian Gattiker, Research-Leiter von Julius Bär.
Doch auf eine solche Korrektur warten die Marktteilnehmer, die die Erholungsbewegung verpasst haben oder über grössere Liquidität verfügen, schon seit längerem. "Das ist auch der Grund dafür, warum die Kurse bisher nicht stärker gefallen sind. Immer wenn der Markt leicht zurückkommt, greifen Investoren zu", sagte ein Börsenhändler. Daher sollte man nicht zu sehr auf eine Korrektur setzen.
(redigiert von Paul Arnold)