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STICHWORT-Credit Default Swaps - Wetten auf die Staatspleite

Veröffentlicht am 10.03.2010, 15:44
Aktualisiert 10.03.2010, 15:48

10. Mär (Reuters) - Spätestens seit die Haushaltsprobleme Griechenlands für Schlagzeilen sorgen, sind Credit Default Swaps - oder kurz CDS - in den Blickpunkt gerückt. Politiker sehen darin ein Finanzinstrument, mit dem Spekulanten auf den Bankrott ganzer Länder wetten können. Im Ursprung sind CDS aber nichts als Versicherungen, mit denen sich ein Geldgeber gegen den Ausfall bestehender Forderungen schützt. Im Fall Griechenland kann sich der Investor über die CDS gegen einen Ausfall der Staatsanleihen absichern. Im Gegenzug zahlt er dem Anbieter des CDS eine Prämie.

Mit den Jahren hat sich allerdings ein eigener Markt für CDS entwickelt, in dem es nicht mehr um die Absicherung von Forderungen geht, sondern darum, Gewinne durch den Kauf und Verkauf der Papiere zu erzielen. So wurde es beispielsweise möglich, dass Hedgefonds CDS nur erwerben, um später von einer eventuellen griechischen Staatspleite zu profitieren: Dann würden sie die Versicherungssumme kassieren, ohne die besicherten Anleihen überhaupt gehalten zu haben. Bei diesen Wetten lassen sich mit relativ geringem Kapitaleinsatz im Versicherungsfall große Gelder bewegen.

In der aktuellen Debatte werfen Politiker den Banken und Hedgefonds vor, dass der CDS-Handel mitverantwortlich sei für die Schuldenprobleme Griechenlands. Durch Wetten im großen Stil auf den Zahlungsausfall des Mittelmeeranrainers habe sich die Gefahr einer selbsterfüllenden Prophezeiung erhöht. Denn wenn große Teile des Marktes auf einen Ausfall griechischer Anleihen wetteten, scheuten sich Anleger, in diese Anleihen zu investieren, so dass Griechenland sich nicht refinanzieren könne.

KEINER KENNT DIE WIRKLICHEN RISIKEN

Eingeführt wurden die Credit Default Swaps erst Mitte der achtziger Jahre in den USA, hierzulande haben sie sich seit der Jahrtausendwende etabliert. In den Jahren vor der Finanzkrise entwickelte sich der Markt rasant. Zwischen 2002 und 2007 stieg das ausstehende Volumen der Deutschen Bank zufolge von zwei auf fast 60 Billionen Dollar. Zum Vergleich: Das gesamte weltweite Anleihevolumen betrug zu diesem Zeitpunkt 80 Billionen Dollar.

Das Geschäft konzentriert sich auf eine Handvoll großer Investmenthäuser wie JPMorgan, Goldman Sachs und Morgan Stanley. In einer Studie der Deutschen Bank wird dazu auf eine Umfrage der Ratingagentur Fitch aus dem Jahr 2009 verwiesen: Demnach waren von 26 befragten Instituten die fünf größten für knapp 90 Prozent der gehandelten CDS-Volumina verantwortlich.

Die Finanzkrise mit dem Zusammenbruch der US-Bank Lehman Brothers und dem Fast-Bankrott des einst weltgrößten Versicherers AIG hat die Unzulänglichkeiten der CDS ins Licht gerückt. Kritiker prangern vor allem das Kontrahentenrisiko und die Intransparenz an: Da nur wenige Institute aktiv sind, kann der Ausfall nur eines einzigen den ganzen Markt empfindlich treffen und im schlimmsten Fall zu einer Kettenreaktion führen. Die Risiken sind nur schwer zu schätzen, da keiner den tatsächlichen Umfang kennt: Anders als viele andere Wertpapiere werden CDS nur "over the counter" - also nicht über die Börse - gekauft und verkauft. Es gibt keine zentrale Abwicklung. Auch Informationen zu den Konditionen der Versicherungen bleiben im Dunkeln.

Aufsichts- und Regulierungsbehörden diskutieren jetzt strengere Vorschriften für den CDS-Handel. Die EU-Kommission will noch im ersten Halbjahr neue Regeln erarbeiten, die die Spekulationsmöglichkeiten eindämmen sollen.

Eine Orientierung bei der Preisfindung in Europa bieten unter anderem die Indizes des Datenanbieters Markit. So bildet zum Beispiel der Markit iTraxx Europe Index Analysten zufolge die Anleihen der größten 100 Unternehmen sowie der 25 größten Banken mit hoher Bonitätseinstufung (Investment Grade) ab.

(Reporter: Kirsti Knolle; unter Mitarbeit von Stefan Schaaf; redigiert von Martin Zwiebelberg)

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