10. Mär (Reuters) - Spätestens seit die Haushaltsprobleme Griechenlands für Schlagzeilen sorgen, sind Credit Default Swaps - oder kurz CDS - in den Blickpunkt gerückt. Politiker sehen darin ein Finanzinstrument, mit dem Spekulanten auf den Bankrott ganzer Länder wetten können. Im Ursprung sind CDS aber nichts als Versicherungen, mit denen sich ein Geldgeber gegen den Ausfall bestehender Forderungen schützt. Im Fall Griechenland kann sich der Investor über die CDS gegen einen Ausfall der Staatsanleihen absichern. Im Gegenzug zahlt er dem Anbieter des CDS eine Prämie.
Mit den Jahren hat sich allerdings ein eigener Markt für CDS entwickelt, in dem es nicht mehr um die Absicherung von Forderungen geht, sondern darum, Gewinne durch den Kauf und Verkauf der Papiere zu erzielen. So wurde es beispielsweise möglich, dass Hedgefonds CDS nur erwerben, um später von einer eventuellen griechischen Staatspleite zu profitieren: Dann würden sie die Versicherungssumme kassieren, ohne die besicherten Anleihen überhaupt gehalten zu haben. Bei diesen Wetten lassen sich mit relativ geringem Kapitaleinsatz im Versicherungsfall große Gelder bewegen.
In der aktuellen Debatte werfen Politiker den Banken und Hedgefonds vor, dass der CDS-Handel mitverantwortlich sei für die Schuldenprobleme Griechenlands. Durch Wetten im großen Stil auf den Zahlungsausfall des Mittelmeeranrainers habe sich die Gefahr einer selbsterfüllenden Prophezeiung erhöht. Denn wenn große Teile des Marktes auf einen Ausfall griechischer Anleihen wetteten, scheuten sich Anleger, in diese Anleihen zu investieren, so dass Griechenland sich nicht refinanzieren könne.
KEINER KENNT DIE WIRKLICHEN RISIKEN
Eingeführt wurden die Credit Default Swaps erst Mitte der achtziger Jahre in den USA, hierzulande haben sie sich seit der Jahrtausendwende etabliert. In den Jahren vor der Finanzkrise entwickelte sich der Markt rasant. Zwischen 2002 und 2007 stieg das ausstehende Volumen der Deutschen Bank zufolge von zwei auf fast 60 Billionen Dollar. Zum Vergleich: Das gesamte weltweite Anleihevolumen betrug zu diesem Zeitpunkt 80 Billionen Dollar.
Das Geschäft konzentriert sich auf eine Handvoll großer
Investmenthäuser wie JPMorgan
Die Finanzkrise mit dem Zusammenbruch der US-Bank Lehman
Brothers und dem Fast-Bankrott des einst weltgrößten
Versicherers AIG
Aufsichts- und Regulierungsbehörden diskutieren jetzt strengere Vorschriften für den CDS-Handel. Die EU-Kommission will noch im ersten Halbjahr neue Regeln erarbeiten, die die Spekulationsmöglichkeiten eindämmen sollen.
Eine Orientierung bei der Preisfindung in Europa bieten
unter anderem die Indizes des Datenanbieters Markit. So bildet
zum Beispiel der Markit iTraxx Europe Index
(Reporter: Kirsti Knolle; unter Mitarbeit von Stefan Schaaf; redigiert von Martin Zwiebelberg)