18. Mai (Reuters) - Wer bislang sein Geld einem Hedgefonds anvertraut, gilt in der Regel als risikofreudig. Anders als bei Immobilien- oder Aktienfonds wird die Zusammensetzung der in Deutschland erst seit wenigen Jahren zugelassenen Produkte kaum offengelegt. Ein kontrollierender Blick auf die als hochspekulativ bekannt gewordenen Geschäfte ist daher schwierig.
WIE FUNKTIONIERT EIN HEDGEFONDS?
Es gibt nicht "den klassischen Hedgefonds". Der Sammelbegriff fasst verschiedene, voneinander unabhängige Anlagestrategien zusammen. Ihnen gemeinsam ist, dass sie versuchen, weitgehend marktunabhängig ihre Gewinne zu erzielen. Über Absicherungsgeschäfte versuchen sie ihre Verluste zu minimieren. Daher auch der Name: "hedge" ist der englische Begriff für "absichern". Eine der bekanntesten Anlagestrategien ist "Equity Market Neutral" als Aktienmarktstrategie, die über gleichzeitige Wetten auf steigende und fallende Kurse unabhängig vom Gesamtmarkt positive Erträge erwirtschaften soll.
Anders als klassische Investmentfonds unterliegen Hedgefonds einer weniger strengen Regulierung und dürfen mit Fremdkapital arbeiten. Im Gegenzug ist ihr Vertrieb eingeschränkt.
WIE VIEL GELD WIRD VON HEDGEFONDS VERWALTET?
Wie viele Hedgefonds es gibt, und wie viel Geld sie verwalten, lässt sich wegen der geringen Transparenz schwer nachvollziehen. Fest steht - ihr Aufstieg war rasant. Nach Angaben des Datenanbieters Eurekahedge wurden Ende April weltweit rund 1,5 Billionen Dollar in Hedgefonds verwaltet. Deutsche Hedgefonds haben dem Branchenverband BAI zufolge derzeit rund 1,5 Milliarden Euro eingesammelt. Bei der Aufsichtsbehörde Bafin sind demnach 34 Hedgefonds zum Vertrieb in Deutschland zugelassen.
SEIT WANN GIBT ES HEDGEFONDS?
Der erste Hedgefonds wurde laut BAI-Internetseite 1949 von Alfred Winslow Jones aufgelegt. Zunehmend populär wurden die Produkte Ende der Sechzigerjahre. Damals fand eine Zeitung heraus, dass der Fonds von Jones über einen Zeitraum von zehn Jahren deutlich besser abgeschnitten hatte als der beste traditionelle Fonds. In den Folgejahren profilierte sich George Soros mit seinem "Quantum"-Fonds. Kurz vor der Jahrtausendwende sorgte der wegen der Russlandkrise zusammenbrechende Hedgefonds LTCM von Salomon Brothers für Turbulenzen. In Deutschland wurden die ersten Hedgefonds 2004 zugelassen.
WARUM STEHEN HEDGEFONDS SO IN DER KRITIK?
Schon lange am Pranger steht die Branche wegen des Verdachts auf Wetten gegen Währungen, Firmen, Anleihen und ganze Staaten. Den Fonds wird vorgeworfen, sich an der Notlage anderer eine goldene Nase zu verdienen. Zuletzt machten Politiker Hedgefonds dafür mitverantwortlich, durch Wetten auf den Zahlungsausfall Griechenlands das Land an den Abgrund getrieben zu haben. Deutschland und viele anderen EU-Staaten pochen schon lange auf härtere Regeln für Hedegfonds. Sie stoßen dabei besonders auf Widerstand aus Großbritannien, wo der Großteil der europäischen Hegdefonds sitzt. Die US-Regierung verurteilt die geplanten schärferen Regeln als Protektionismus gegenüber Anbietern aus den Vereinigten Staaten. Die EU-Finanzminister legten am Dienstag ihre Position für die Verhandlungen mit dem Europäischen Parlament fest, um ein Gesetz zur strengeren Regulierung schnell unter Dach und Fach zu bringen. (Reporter: Daniela Pegna; redigiert von Ralf Bode)