Berlin (Reuters) - Erhöhungen der Gewerbesteuer in Deutschland schmälern einer Studie zufolge Lohnsteigerungen für die Beschäftigten von mittelständischen Unternehmen.
Am deutlichsten sei der Effekt bei Firmen mit rund 500 Mitarbeitern zu beobachten, die ihre Löhne mit den Tarifpartnern direkt aushandelten, sagte der Chef des Ifo-Instituts, Clemens Fuest, am Dienstag bei der Vorlage der Erhebung. So würde eine Erhöhung der Gewerbesteuereinnahmen der Kommunen um beispielsweise 100 Euro im Schnitt zu Lohneinbußen von 65 Euro führen. Besonders betroffen seien Beschäftigte mit niedriger Qualifizierung, jüngere Mitarbeiter und Frauen. Besser Qualifizierte und Bezieher höherer Einkommen, die zumeist weiterhin Männer seien, könnten demnach besser mit einem Jobwechsel auf eine maue Lohnentwicklung reagieren.
Aus Sicht der Wissenschaftler birgt die Abhängigkeit der Gemeinden von den Einnahmen der Gewerbesteuer Gefahren. Denn wenn die Kommunen bei einer schlechten Wirtschaftsentwicklung ihre Gewerbesteuern erhöhten, um ihre Haushalte zu stabilisieren, belaste das nicht nur die Eigentümer ortsansässiger Firmen, sondern auch die Entwicklung der Einkommen in der Region. "Es droht ein Teufelskreis aus wachsender Steuerbelastung und wirtschaftlicher Stagnation." Deshalb müsse über eine grundlegende Reform der Kommunalfinanzen nachgedacht werden. So könnte die Gewerbesteuer abgeschafft und durch einen Gemeinde-Zuschlag auf die Einkommen- sowie Körperschaftsteuer ersetzt werden. Zudem sei die Überweisung von Mitteln denkbar, die sich am örtlichen Lohnsteueraufkommen orientierten. Im Gegensatz zur Körperschaftsteuer und anderer Abgaben fließt die Gewerbesteuer direkt den Gemeinden und nicht Bund und Ländern zu.