Berlin (Reuters) - Die deutschen Unternehmen haben ihre Produktion im Oktober trotz gut gefüllter Auftragsbücher nur leicht gesteigert.
Industrie, Baubranche und Energieversorger stellten zusammen 0,3 Prozent mehr her als im Vormonat, wie das Bundeswirtschaftsministerium am Mittwoch mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit plus 0,8 Prozent gerechnet, nach einem Minus von 1,6 Prozent im Vormonat. "Insgesamt ist die Produktion damit zögerlich ins vierte Quartal gestartet", erklärte das Ministerium. "Die verbesserten industriellen Auftragseingänge wurden noch nicht in eine höhere Produktion umgesetzt."
Im Oktober füllten sich die Orderbücher der Industriebetriebe mit einem Plus von 4,9 Prozent so stark wie seit rund zweieinhalb Jahren nicht mehr. Dennoch fuhren die Unternehmen ihre Produktion nur um 0,1 Prozent nach oben. Im Baugewerbe gab es hingegen ein Plus von 1,7 Prozent. Die Energieversorger drosselten ihre Erzeugung um 0,5 Prozent. Angesichts der etwas verbesserten Weltkonjunktur und der zuletzt gestiegenen Stimmung in der Wirtschaft dürfte es in den kommenden Monaten "eine gewisse Belebung der Konjunktur", erwartet das Ministerium.
Das sehen auch Ökonomen von Banken so: "Offensichtlich bekommt die deutsche Wirtschaft derzeit mehr Rückenwind von der Auslandsnachfrage", sagte Commerzbank-Experte Ralph Solveen. "Wir bezweifeln allerdings, dass die Weltwirtschaft nachhaltig anziehen wird." In der Euro-Zone bremsten die hohe Verschuldung von Unternehmen und Verbrauchern sowie die politische Unsicherheit, während die Probleme vieler Schwellenländer noch lange nicht gelöst seien. "Darum dürfte das Wachstum in Deutschland im Frühjahr wieder nachlassen", sagte Solveen. Das schätzt Volkswirt Carsten Brzeski ähnlich ein: "Die Zukunft dürfte neue Risiken und Enttäuschungen bereithalten".
Für Unsicherheit sorgt beispielsweise der noch unklare Ablauf der Brexit-Verhandlungen zwischen Großbritannien und der EU, politische Turbulenzen in Italien nach dem Nein zum Verfassungsreferendum und der noch unklare Kurs des neugewählten US-Präsidenten Donald Trump. Lange Zeit aufstrebende Länder wie Russland, die Türkei und Brasilien stecken zudem in wirtschaftlichen Schwierigkeiten.