FRANKFURT (dpa-AFX) - Trotz der Finanzkrise ist die US-Wirtschaft noch immer erstaunlich robust. Von dem stabilen Wachstum in den USA dürfte auch die Wall Street profitieren, und zwar unabhängig von dem Ausgang der Präsidentschaftswahl am 6. November, sagte Anlagestratege Christian Preussner von J.P. Morgan Asset Management (JPMorgan AM) am Donnerstag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Bei der Auswahl einzelner Aktien jedoch spielten die unterschiedlichen Ansätze von Barack Obama und Mitt Romney sehr wohl eine Rolle. Insbesondere mit Blick auf die Gesundheitspolitik und die Steuergesetzgebung ergäben sich Anlagechancen.
Frage: Wie beurteilen Sie die Ansätze von Barack Obama und Mitt Romney in der Wirtschafts- und Finanzpolitik?
Preussner: 'Sowohl Barack Obama als auch Mitt Romney haben für die bevorstehenden Jahre ein Ziel: Die Rückführung des Staatsdefizits. Dabei stehen der Verteidigungsetat und das Gesundheitswesen im Vordergrund. Seit dem Tiefpunkt der Aktienkurse im Jahr 2009 hat der S&P 500 Index deutlich zulegen können, in Euro gerechnet sogar mehr als 100 Prozent. Mit dieser Rally stellt die Amtszeit von Präsident Obama eine der besten Aktienphasen in den USA überhaupt dar.'
Frage: Inwiefern können die beiden Kandidaten überhaupt noch individuelle Akzente nach der Wahl am 6. November setzen? Schließlich sehen sie sich einer Reihe von Sachzwängen wie zum Beispiel den per Gesetz vorgegebenen Ausgabekürzungen und Steuererhöhungen zur Reduzierung der Staatsverschuldung gegenüber.
Preussner: 'Generell muss an den gleichen Themen gearbeitet werden, allerdings ergeben sich Variationen in der jeweiligen Ausführung. Insbesondere die Auffassungen der Kandidaten in Bezug auf Programme im Gesundheitswesen, Steuererhöhungen nach Einkommensgruppen und die Unternehmensbesteuerung bieten privaten Investoren die Möglichkeit, ihre Anlagen vor allem nach Sektoren zu streuen. Möglich ist aber auch eine Aufteilung nach Börsenwert oder nach Anlagestilen wie 'Wachstum' oder 'wertbasiert'. Wer zum Beispiel keine großen Risiken eingehen möchte, für den empfehlen sich attraktiv bewertete Aktien großer Markenhersteller.'
Frage: Wie bewerten Sie - unabhängig von den Wahlen - die aktuelle Lage und die Perspektiven des US-Aktienmarktes?
Preussner: 'Ein Blick auf die amerikanischen Aktienmärkte zeigt, dass die im S&P 500 gelisteten Unternehmen aktuell mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13 notieren. Damit notieren sie aktuell deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt von 15,8. Amerikanische Aktien sind somit im Zeitvergleich günstig bewertet.'
Frage: Welche Rolle spielt die Weltwirtschaft für den US-Aktienmarkt?
Preussner: 'Zieht das weltweite Wirtschaftswachstum an, nutzt das dem US-Aktienmarkt ebenfalls, weil global agierende Unternehmen aus den USA auch in den Schwellenländern mit ihren Produkten bei den Konsumenten beliebt sind. Die Firmen sind dabei, ihre Marktstellung in den Wachstumsregionen dieser Welt permanent weiter auszubauen, was ebenfalls für US-Titel spricht. US-Unternehmen profitieren auch vom Wachstum in China, weil die Staaten über gegenseitige gute Wirtschaftsbeziehungen verfügen.'
Frage: Wie ist es um die Binnenwirtschaft in den USA bestellt?
Preussner: 'Nun, das Wirtschaftswachstum erscheint in den USA stabil und nach oben gerichtet. Für 2013 rechnen wir mit einer Steigerung der wirtschaftlichen Aktivitäten um 2 Prozent, während die Eurozone durchschnittlich mit einem Nullwachstum zu ringen haben wird. Hinzu kommt, dass die Geldpolitik der amerikanischen Notenbank (Fed) sich sehr stark an den jeweiligen Marktgegebenheiten orientiert und pragmatische Lösungen bietet. So hat die Fed schon angekündigt, ihre Niedrigzinspolitik bis 2015 aufrecht zu halten. Ein solches Signal stabilisiert die Märkte. Auf der anderen Seite weisen die US-Unternehmen sehr solide Gewinne aus. So haben sie mit den Zahlen zum zweiten Quartal 2012 erstmals wieder das Ertragsniveau vom zweiten Quartal 2007 erreicht. Und die Erträge dürften weiter anziehen. Dieses Gewinnwachstum ist wiederum eine wichtige Säule für eine gute Aktienmarktperformance.'
Frage: Wie ist Ihre Meinung zum viel beschworenen Konsum der Amerikaner?
Preussner: 'Die US-Wirtschaft wird maßgeblich vom Konsum beeinflusst. So machen diese Ausgaben rund 64 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Unter Konsum werden allerdings nicht nur die Ausgaben der privaten Haushalte, sondern auch die Konsumausgaben des Staates und der Unternehmen subsumiert. Übrigens, es ist um den privaten Konsumenten in den USA gar nicht mehr so schlecht bestellt, wie es in Europa oft vermutet wird. Die verfügbaren Einkommen steigen nämlich wieder. Die Amerikaner besitzen heute ein Vermögen von 76,3 Billion US-Dollar. Anfang 2009 waren es noch 65,2 Billion, zwei Jahre zuvor allerdings 81,5 Billion Dollar.'/la/wiz/zb
--- Gespräch: Lutz Alexander, dpa-AFX ---
Frage: Wie beurteilen Sie die Ansätze von Barack Obama und Mitt Romney in der Wirtschafts- und Finanzpolitik?
Preussner: 'Sowohl Barack Obama als auch Mitt Romney haben für die bevorstehenden Jahre ein Ziel: Die Rückführung des Staatsdefizits. Dabei stehen der Verteidigungsetat und das Gesundheitswesen im Vordergrund. Seit dem Tiefpunkt der Aktienkurse im Jahr 2009 hat der S&P 500 Index deutlich zulegen können, in Euro gerechnet sogar mehr als 100 Prozent. Mit dieser Rally stellt die Amtszeit von Präsident Obama eine der besten Aktienphasen in den USA überhaupt dar.'
Frage: Inwiefern können die beiden Kandidaten überhaupt noch individuelle Akzente nach der Wahl am 6. November setzen? Schließlich sehen sie sich einer Reihe von Sachzwängen wie zum Beispiel den per Gesetz vorgegebenen Ausgabekürzungen und Steuererhöhungen zur Reduzierung der Staatsverschuldung gegenüber.
Preussner: 'Generell muss an den gleichen Themen gearbeitet werden, allerdings ergeben sich Variationen in der jeweiligen Ausführung. Insbesondere die Auffassungen der Kandidaten in Bezug auf Programme im Gesundheitswesen, Steuererhöhungen nach Einkommensgruppen und die Unternehmensbesteuerung bieten privaten Investoren die Möglichkeit, ihre Anlagen vor allem nach Sektoren zu streuen. Möglich ist aber auch eine Aufteilung nach Börsenwert oder nach Anlagestilen wie 'Wachstum' oder 'wertbasiert'. Wer zum Beispiel keine großen Risiken eingehen möchte, für den empfehlen sich attraktiv bewertete Aktien großer Markenhersteller.'
Frage: Wie bewerten Sie - unabhängig von den Wahlen - die aktuelle Lage und die Perspektiven des US-Aktienmarktes?
Preussner: 'Ein Blick auf die amerikanischen Aktienmärkte zeigt, dass die im S&P 500
Frage: Welche Rolle spielt die Weltwirtschaft für den US-Aktienmarkt?
Preussner: 'Zieht das weltweite Wirtschaftswachstum an, nutzt das dem US-Aktienmarkt ebenfalls, weil global agierende Unternehmen aus den USA auch in den Schwellenländern mit ihren Produkten bei den Konsumenten beliebt sind. Die Firmen sind dabei, ihre Marktstellung in den Wachstumsregionen dieser Welt permanent weiter auszubauen, was ebenfalls für US-Titel spricht. US-Unternehmen profitieren auch vom Wachstum in China, weil die Staaten über gegenseitige gute Wirtschaftsbeziehungen verfügen.'
Frage: Wie ist es um die Binnenwirtschaft in den USA bestellt?
Preussner: 'Nun, das Wirtschaftswachstum erscheint in den USA stabil und nach oben gerichtet. Für 2013 rechnen wir mit einer Steigerung der wirtschaftlichen Aktivitäten um 2 Prozent, während die Eurozone durchschnittlich mit einem Nullwachstum zu ringen haben wird. Hinzu kommt, dass die Geldpolitik der amerikanischen Notenbank (Fed) sich sehr stark an den jeweiligen Marktgegebenheiten orientiert und pragmatische Lösungen bietet. So hat die Fed schon angekündigt, ihre Niedrigzinspolitik bis 2015 aufrecht zu halten. Ein solches Signal stabilisiert die Märkte. Auf der anderen Seite weisen die US-Unternehmen sehr solide Gewinne aus. So haben sie mit den Zahlen zum zweiten Quartal 2012 erstmals wieder das Ertragsniveau vom zweiten Quartal 2007 erreicht. Und die Erträge dürften weiter anziehen. Dieses Gewinnwachstum ist wiederum eine wichtige Säule für eine gute Aktienmarktperformance.'
Frage: Wie ist Ihre Meinung zum viel beschworenen Konsum der Amerikaner?
Preussner: 'Die US-Wirtschaft wird maßgeblich vom Konsum beeinflusst. So machen diese Ausgaben rund 64 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Unter Konsum werden allerdings nicht nur die Ausgaben der privaten Haushalte, sondern auch die Konsumausgaben des Staates und der Unternehmen subsumiert. Übrigens, es ist um den privaten Konsumenten in den USA gar nicht mehr so schlecht bestellt, wie es in Europa oft vermutet wird. Die verfügbaren Einkommen steigen nämlich wieder. Die Amerikaner besitzen heute ein Vermögen von 76,3 Billion US-Dollar. Anfang 2009 waren es noch 65,2 Billion, zwei Jahre zuvor allerdings 81,5 Billion Dollar.'/la/wiz/zb
--- Gespräch: Lutz Alexander, dpa-AFX ---