Investing.com - Trotz der jüngsten geldpolitischen Anpassung der US-Notenbank bleibt für BCA Research eine Rezession in den USA das wahrscheinlichste Szenario. Zwar habe die Federal Reserve durch den Beginn von Zinssenkungen die Möglichkeit einer sogenannten „weichen Landung“ etwas erhöht, doch bleibe ein konjunktureller Abschwung vor allem aufgrund der anhaltenden Schwäche am Arbeitsmarkt weiterhin im Zentrum der Prognosen, hieß es zur Begründung.
Konkret verwiesen die Experten von BCA in ihrem Bericht auf die sinkende „Quits-Rate“ im privaten Sektor, die das Niveau von Ende 2016 erreicht habe. Damals lag die Arbeitslosenquote bei etwa 4,7 %. Diese Rate, die die freiwilligen Kündigungen erfasst, gelte als verlässlicher Indikator für die zyklische Arbeitsnachfrage. Sie weist laut den Experten eine deutlich engere Korrelation mit der Arbeitslosenquote auf als die Zahl offener Stellen, wie sie durch die Beveridge-Kurve suggeriert wird.
Hinzu kommen laut dem Research-Unternehmen weitere Anzeichen für eine nachlassende Dynamik am Arbeitsmarkt. So steige die Zahl derer, die nur noch eine Teilzeitbeschäftigung finden, und immer mehr Erwerbstätige würden direkt in die Arbeitslosigkeit wechseln. Zwar würden die jüngsten Daten auch aufzeigen, dass der Anstieg der Arbeitslosenquote auch durch neu auf den Markt drängende Arbeitskräfte bedingt sei. Aber auch klassische Indikatoren wie das Wachstum der Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft würden per Saldo auf eine Abschwächung hindeuten.
Die Revisionen der Beschäftigungsdaten für April 2023 bis März 2024 würden ihre These einer Verlangsamung bestätigen, und auch die Diffusionsindizes, die die Breite des Beschäftigungswachstums über verschiedene Sektoren messen, würden Schwäche signalisieren. Darüber hinaus sei ihr US-Indikator für das Momentum am Jobmarkt unter die kritische Boom/Bust-Schwelle gefallen, was die Sorge um die Nachfrage nach Arbeitskräften noch verstärke.
Obwohl einige Marktteilnehmer den gestiegenen Arbeitskräftezuwachs als Erklärung für die schwächeren Daten ins Feld führen, warnt BCA, dass diese Sichtweise wesentliche strukturelle Probleme ausblendet. Die vorläufigen Beschäftigungsbenchmarks lassen auf einen möglichen Abschwung schließen. „Ein Unterschreiten der Marke von 50 bei diesen Indizes ist entweder ein vorübergehender Ausreißer oder ein Signal, dass eine Rezession bevorsteht“, erklärten die Strategen.
Auch die nach wie vor straffe Geldpolitik trägt laut BCA zur pessimistischen Einschätzung bei. Trotz der Zinssenkungen bleibe der geldpolitische Kurs der Fed restriktiv.
Während einige Beobachter darauf hoffen, dass Investitionen im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) die Nachfrage in der US-Wirtschaft ankurbeln könnten, bleibt dies vorerst eine Zukunftsprojektion. „Es gibt keine klaren Hinweise darauf, dass KI-Investitionen ein ähnliches wirtschaftliches Umfeld schaffen werden wie Mitte der 1990er-Jahre, als eine Rezession trotz straffer Geldpolitik abgewendet wurde“, warnen die Analysten von BCA abschließend.
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