Washington (Reuters) - Ein Spitzenvertreter der US-Notenbank Fed hat die jüngst ins Kraut schießenden Erwartungen von Investoren an eine baldige Zinssenkung etwas gedämpft.
Die Märkte sähen offenbar etwas, was er bisher nicht aus den Daten herauslesen könne, sagte der Chef des Fed-Bezirks Chicago, Charles Evans, am Dienstag dem Sender CNBC. Die jetzige Zinspolitik sei angebracht und die Wirtschaft laufe rund. Falls sich vor dem Hintergrund des Zollkonflikts und der gedämpften Inflation eine Abschwächung ergeben sollte, müssten sich die Währungshüter zwar fragen, ob sie der Wirtschaft im Wege stünden. "Doch das sehe ich derzeit nicht", fügte er hinzu.
Sein Kollege James Bullard aus St. Louis hatte am Montag Zinssenkungsfantasien an den Märkten verstärkt: Wegen der steigenden Risiken für das US-Wirtschaftswachstum könnte eine Zinssenkung "bald" angebracht sein. Er ging dabei konkret auf die jüngsten Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump gegen Mexiko ein. Solche Ankündigungen erzeugten "ein Umfeld erhöhter Unsicherheit", das Rückwirkungen auf die wirtschaftliche Leistungsstärke der USA haben könne.
An den Märkten wird mittlerweile fest damit gerechnet, dass die Notenbank spätestens im Dezember die Zinsen senkt. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Währungshüter bereits auf ihrer nächsten Sitzung Mitte Juni die Zügel lockern, wird auf 14 Prozent taxiert. Für die Sitzung im Juli werden die Chancen auf rund 53 und für September auf 86 Prozent geschätzt.
Der Leitzins liegt derzeit in einer Spanne von 2,25 bis 2,5 Prozent. Die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell hatten ihn 2018 wegen der guten Konjunktur mehrfach angehoben und wollten dies eigentlich auch 2019 tun. Angesichts des Handelsstreits und der schwächeren Weltwirtschaft schwenkten sie dann aber um und verordneten sich eine Pause.