- von Ellis Mnyandu -
New York, 27. Apr (Reuters) - Der Wall Street steht nach Einschätzung von Händlern eine turbulente Woche bevor, die durch die jüngste Entwicklung bei der Schweinegrippe noch zu zusätzlichen Unwägbarkeiten führen könnte. Auf die Börsianer kommt eine Flut von Geschäftszahlen und Konjunkturdaten, die Sitzung der US-Notenbank Fed sowie möglicherweise bereits die Ergebnisse der Banken-Stresstests zu. Die US-Regierung prüft derzeit den Kapitalbedarf von 19 Großbanken unter widrigen wirtschaftlichen Umständen. Am 4. Mai sollen die Ergebnisse veröffentlicht werden. Aktienhändler rechnen aber damit, dass erste Resultate schon vorher durchsickern. "Bis die Ergebnisse vorliegen, sollten Investoren mit heftigen Kursbewegungen an den Märkten rechnen", sagte Michael Sheldon von RDM Financial.
Nachdem am Wochenende die Zahl der durch die Schweinegrippe getöteten Menschen in Mexiko gestiegen ist und mehrere Länder den Verdacht auf Erkrankungen meldeten, wird das Thema sicher auch am Aktienmarkt eine Rolle spielen. Im Falle einer weiteren Ausbreitung gehen Experten von sinkenden Kursen aus. Für Montag und vielleicht auch die kommenden Tage wird aber erwartet, dass zunächst noch die bislang schon wichtigen Themen wie die Verfassung des Finanzsystems und Quartalszahlen dominieren. Im Wochenverlauf könnte sich das aber ändern. Bei einer Pandemie könnte zunächst die Tourismusindustrie stark leiden, aber auch die Wirtschaftsaktivitäten allgemein könnte gedämpft werden. In dem Fall ist ein Ölpreisrückgang wahrscheinlich.
Viele Börsianer fragen sich zunächst aber weiterhin, ob die
Regierung genug getan hat, um dem krisengeschüttelten
Bankensektor zu helfen. Die Stabilisierung des Finanzsystems
gilt als Voraussetzung für eine gesamtwirtschaftliche Erholung.
Neben möglichen Neuigkeiten zu den US-Banken steht die neue
Woche ganz im Zeichen der Bilanzsaison, die in die heiße Phase
geht. Gleich fünf im Dow-Jones-Index notierte Unternehmen legen
ihre Zahlen vor. Dazu zählen die Ölgiganten Exxon Mobil
BÖRSIANER ERWARTEN MIT SPANNUNG BIP-ZAHLEN
Bei den Konjunkturdaten in der neuen Woche haben die Börsianer vor allem eine Zahl im Auge: die erste Schätzung zum US-Bruttoinlandsprodukt für das erste Quartal am Mittwoch. Von Reuters befragte Analysten erwarten im Schnitt ein Minus von fünf Prozent, nachdem die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal 2008 um 6,3 Prozent geschrumpft ist.
Zur Veröffentlichung stehen unter anderem noch das Verbrauchervertrauen (Dienstag), der Einkaufsmanagerindex aus Chicago (Donnerstag) und der Einkaufsmanagerindex für die Industrie (Freitag) an.
Vom Offenmarktausschuss der US-Notenbank, der am Dienstag und Mittwoch zusammenkommt, erwarten Analysten nur wenig. Bei den Leitzinsen hat die Fed keinen Spielraum mehr nach unten und bereits im März hatte Fed-Chef Ben Bernanke den Kauf von Staatspapieren angekündigt. Allerdings warten die Marktbeobachter auf Aussagen der Notenbank zur Verfassung der US-Wirtschaft.
AUGEN AUF ENTWICKLUNG BEI AUTOBAUERN
Im Fokus stehen dürften auch die Autobauer. Für den strauchelnden Autobauer Chrysler[CBS.UL] läuft Ende April eine Galgenfrist der Regierung aus. Bei den Verhandlungen über eine Restrukturierung des US-Autokonzerns haben sich die Gläubiger offenbar auf die Regierung zubewegt. Wie am Freitag aus Kreisen verlautete, boten die Kreditgeber einen Verzicht auf fast die Hälfte ihrer Ansprüche an. Im Gegenzug wollten sie einen 40-prozentigen Anteil in einem neu strukturierten Konzern, sagte eine mit dem Vorschlag vertraute Person.
Überraschend positive Geschäftszahlen und beruhigende Konjunkturdaten hatten am Freitag die US-Börsen beflügelt. Der Dow-Jones-Index<.DJI> schloss 1,5 Prozent fester bei 8076 Stellen. Der breiter gefasste S&P-500<.SPX> gewann 1,7 Prozent auf 866 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq<.IXIC> rückte um 2,6 Prozent auf 1694 Punkte vor.
(bearbeitet von Birgit Mittwollen und Ralf Bode; redigiert von Boris Berner)