(Wiederholung vom Wochenende)
- von Angela Moon -
New York, 24. Mai (Reuters) - Die europäische Schuldenkrise dürfte auch in dieser Woche das bestimmende Thema an der Wall Street sein und weiterhin für große Nervosität sorgen. Die Investoren werden Nerven aus Stahl brauchen, wenn sie sich für riskantere Anlagen wie Aktien entscheiden. "Der Markt ist derzeit schwierig. Und wenn man keinen guten Magen hat und nicht zu den Menschen gehört, die bei Marktvolatilität aufblühen, dann ist es momentan nicht der Zeitpunkt, um zu handeln", sagt Derivate-Direktor Randy Frederick vom Schwab Center für Finanzforschung.
Die New Yorker Aktienmärkte stoppten am Freitag zwar eine dreitägige Talfahrt, auf Wochensicht verloren die drei großen Indizes aber mindestens vier Prozent. In den vergangenen Tagen stieg auch der Volatilitätsindex des US-Aktienmarktes<.VIX> auf den höchsten Stand seit mehr als einem Jahr. Das Maß gilt als Thermometer für die Angst und die Nervosität der Anleger.
Zu einer Erholung der Börsen könnte es nach Ansicht von Analysten dann kommen, wenn die anstehenden Konjunkturdaten den Aufwärtstrend der Wirtschaft untermauerten und die Investoren zu dem Schluss kämen, dass der Ausverkauf der vergangenen Tage überzogen gewesen sein könnte. Dieser Befreiungsschlag hängt aber von der weiteren Entwicklung in der europäischen Schuldenkrise ab.
FINANZMINISTER GEITHNER IN EUROPA
In dieser Woche wird US-Finanzminister Timothy Geithner zu Gesprächen über die Schuldenkrise in Europa erwartet. Am Mittwoch trifft er den neuen britischen Schatzkanzler George Osborne und EZB-Präsident Jean-Claude Trichet, am Donnerstag dann Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. "Natürlich gibt es keine schnelle Lösung für die Krise, aber der Besuch erfolgt zu einem guten Zeitpunkt. Wir wissen zwar nicht, was dabei herauskommt, aber es wird wohl eine Art koordinierter Ansatz sein, um das Liquiditäts-Thema in Europa anzugehen", vermutet der Chef-Marktstratege von LPL Financial, Jeff Kleintop. Dies könnte im besten Fall für etwas Erleichterung an den Märkten sorgen und positiv für Anlagen wie Aktien sein. Die Schuldenkrise in Europa hält die weltweiten Finanzmärkte seit Monaten in Atem. Die große Sorge ist, dass sich die griechischen Defizit-Probleme auf andere Länder ausweiten und möglicherweise an den Grundfesten des Finanzsystems rütteln. Zudem treibt die Anleger die Befürchtung um, dass Sparpakete, die im Kampf gegen die hohen Defizite aufgelegt werden, die Erholung der Weltwirtschaft abwürgen. Dies trieb Investoren zuletzt aus Aktien und in als sichere geltende Anlagen wie US-Staatsanleihen. Zudem setzte es Rohstoffpreise unter Druck.
DATEN, DATEN, DATEN
Von den Konjunkturdaten in dieser Woche erhoffen sich die Marktteilnehmer weiteren Aufschluss über den Zustand der US-Wirtschaft. Im Fokus stehen vor allem die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, da sich die Lage am Arbeitsmarkt zuletzt wieder eingetrübt hatte. Am Donnerstag werde es einen ersten Hinweis geben, ob es sich dabei um einen kurzzeitigen Einbruch oder um einen längerfristigen Abschwung handele, sagt Frederick vom Schwab Center. Im Blickpunkt stehen zudem vor allem Daten zum Immobilienmarkt: Am Montag werden etwa Zahlen zum Verkauf bestehender Eigenheime und am Mittwoch der Eigenheimabsatz für April veröffentlicht. Am Donnerstag folgt dann noch die zweite Schätzung des Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal.
(bearbeitet von Sebastian Engel, redigiert von Michael Nienaber)