BERLIN (dpa-AFX) - Ganz Deutschland diskutiert vor dem Viertelfinal-Klassiker gegen Frankreich über Taktik und Personal der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der WM. Debattiert wird vor allem über die perfekte Position für Kapitän Philipp Lahm, die generelle Zusammensetzung der Viererkette und auch die vermeintlich beste Besetzung des Mittelfelds.
Sogar Bundesinnenminister Thomas de Maizière schaltete sich in die Diskussion über die ideale Rolle für Lahm ein. "Ich bin einer von 80 Millionen Bundestrainern. Ich würde Lahm rechts hinten spielen lassen. Das hat er gut gemacht", sagte der auch für den Sport zuständige Minister, der den Viertelfinaleinzug durch das 2:1 nach Verlängerung gegen Algerien live im Stadion von Porto Alegre miterlebt hatte.
Lahm begann gegen Algerien auch seine vierte WM-Partie im defensiven Mittelfeld, rückte aber nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Shkodran Mustafi auf seine vertraute Position rechts hinten in der Vierkette zurück. Das soll jedoch nur eine Ausnahme bleiben. "Dieses Szenario beschreibt den Notfall", sagte Bundestrainer Joachim Löw in einem Interview der "Zeit". "Wir müssen verhindern, dass der Notfall eintritt. Ich habe meine Entscheidungen getroffen - auch was die Rolle von Philipp Lahm betrifft. Und dazu stehe ich bis zum Schluss."
Michael Ballack, langjähriger Kapitän des deutschen Teams, sieht in seiner Gastkolumne für den Kölner "Express" dagegen Lahm am besten in der Viererkette aufgehoben. Allerdings auf der anderen Seite: "Lahm müsste links spielen, Boateng rechts, Mertesacker und Hummels innen. Dann hätten wir auch eine Defensive von WM-Format."
Auch für den ehemaligen Bayern-Trainer Felix Magath ist die Variante Lahm hinten links die Beste. "Dieses Team braucht Lahm auf der linken Seite dringender als im Mittelfeld", erklärte der Coach des FC Fulham. "Im Zentrum hätten wir ohne ihn keinen Leistungsverlust. Auf der linken Seite hingegen schon. Dort sind wir flügellahm."
Für Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus ist die Besetzung beider Außenverteidigerpositionen ein großes Problem. "Wir bilden in Deutschland Außenverteidiger aus, aber dann setzen wir gelernte Innenverteidiger außen ein, wo sie sich nicht wohl fühlen. Das ist ganz sicher ein großes Problem. Das hat man nicht erst gegen Algerien gesehen", sagte der Weltmeister von 1990 im ZDF: "Sowohl Benedikt Höwedes als auch Jérôme Boateng sehen ihre Stärken in der Mitte. Wenn man dann auf einer ungewohnten Position spielen muss, wo man keinen Rhythmus hat, kann man nicht seine volle Leistung bringen."/edo/DP/jha