FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Schallmauer von 20.000 Punkten im Dax dürfte die Anleger in der neuen Börsenwoche inspirieren. In den vergangenen Tagen hatte sich der deutsche Leitindex nach einem vorübergehenden Rücksetzer schnell wieder gefangen und anschließend Rekord auf Rekord folgen lassen - mit Kursen von fast 19.700 Punkten. Bis zu 20.000 Zählern fehlen also nur noch wenige Punkte.
"Grünes Licht von der Europäischen Zentralbank (EZB) für weitere Zinssenkungen, Stabilisierungssignale aus China und gut gelaunte US-Konsumenten - der Weg des geringsten Widerstands führt am Aktienmarkt derzeit nach oben", kommentierte Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets (LON:CMCX). "Anleger freunden sich mehr und mehr mit dem Gedanken an, dass auch die 19.500 Punkte im Dax noch ein günstiges Einstiegsniveau sind."
Ob der deutsche Leitindex die 20.000er-Marke in der neuen Woche erstmals erreicht, dürfte letztlich vom Verlauf der Berichtssaison abhängen, die nun auch in Europa anzieht. Gleich am Montag stehen die Quartalszahlen von SAP (ETR:SAPG) im Fokus, die Europas größter Softwarehersteller nach US-Börsenschluss veröffentlicht. Analyst Knut Woller von der Baader Bank rechnet mit einem soliden Abschneiden von SAP in einem harten Umfeld. Treiber dürften laut Woller weiterhin große Abschlüsse im Bereich von Cloudsoftware gewesen sein; die jüngsten Resultate vom US-Erzrivalen Oracle (NYSE:ORCL) ließen darauf schließen.
SAP ist im Dax am stärksten gewichtet. Überzeugen die Walldorfer die Anleger, könnten deutlichere Kursgewinne das Börsenbarometer anschieben und der 20.000-Punkte-Schwelle näher bringen. In Stein gemeißelt sind positive Überraschungen in der Berichtssaison aber natürlich nicht und so hatten jüngst Börsen-Schwergewichte wie der niederländische Chipindustrie-Ausrüster ASML (AS:ASML) und der französische Luxuskonzern LVMH (EPA:LVMH) die Marktteilnehmer stark enttäuscht. ASML wurde nach der Gewinnwarnung hinsichtlich des Börsenwerts von SAP zeitweise vom europäischen Tech-Thron gestoßen, während LVMH sich als wertvollster Konzern in der Eurozone behaupten konnte.
Neben SAP öffnen weitere Konzerne aus dem Dax in den kommenden Tagen die Bücher. Am Dienstagabend ist die Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) an der Reihe, zur Wochenmitte die Deutsche Bank (ETR:DBKGn) . Der Konsumgüterhersteller Beiersdorf (ETR:BEIG) sowie der Duftstoff- und Aromenproduzent Symrise (ETR:SY1G) veröffentlichen am Donnerstag Umsatzzahlen. Auch der Triebwerkhersteller MTU (ETR:MTXGn) , der vor wenigen Tagen erst seine Prognose abermals angehoben hatte, berichtet am Donnerstag.
Am Freitag stehen die Geschäftszahlen von Mercedes-Benz (ETR:MBGn) und Porsche AG (ETR:P911_p) auf der Agenda. Im Autosektor hatten jüngst mehrere Gewinnwarnungen die Kurse erheblich belastet. Stark gelaufen bis in Rekordhöhen sind dagegen MTU und Deutsche Börse.
Schwergewichte aus den USA, deren Quartalsberichte am Mittwoch die Aufmerksamkeit auf sich ziehen dürften, sind der E-Fahrzeughersteller Tesla (NASDAQ:TSLA) , der Flugzeugbauer Boeing (NYSE:BA) , der Softwarekonzern IBM (NYSE:IBM) und der Getränkeriese Coca-Cola (NYSE:KO) .
Flankiert werden die Unternehmenszahlen von einigen Konjunkturdaten. Im Fokus dürften vor allem die Einkaufsmanagerindizes aus Europa am Donnerstag sowie das deutsche Ifo-Geschäftsklima am Freitag stehen, so der Chefstratege der Privatbank Merck (ETR:MRCG) Finck, Robert Greil. Die Geschäftserwartungen der deutschen Unternehmen sollten sich unterstützt von den anhaltenden EZB-Zinssenkungen zwar stabilisieren, für eine echte Erholung würden aber wohl eher klare Unterstützungssignale aus Berlin sorgen, die von der aktuellen Bundesregierung kaum noch zu erwarten seien. Die deutsche Wirtschaft dürfte so vor 2026 kaum wachsen, prognostiziert Greil.
Der Dax leidet darunter dank des aktuellen Zinssenkungszyklus der EZB nicht. Zudem sind die in dem Leitindex vertretenen Konzerne global aufgestellt und verdienen ihr Geld weltweit.