FRANKFURT (dpa-AFX) - Der August ist da und macht seinem Ruf als Ehre. Kaum hat der traditionell schwache Monat für den Dax begonnen, hat der Index Fahrt nach unten genommen und ist erstmals seit Mitte Juni wieder unter 18.000 Punkte gefallen. "Südwärts" lautet daher das Motto für die kommende Handelswoche.
Dem deutschen Aktienmarkt setzt derzeit ein toxisches Gemisch aus hausgemachten und internationalen Problemen zu. Da ist zunächst die Korrektur der hoch bewerteten US-Technologietitel, die mit den jüngsten Einbrüchen der Aktien von Amazon (NASDAQ:AMZN) und Intel (NASDAQ:INTC) einen neuen Schub erhalten hat. Die Wahrscheinlichkeit weiterer Verluste an der Tech-Börse Nasdaq und entsprechend negativer Vorgaben für die internationalen Finanzmärkte ist damit hoch.
Das wäre noch nicht allzu schlimm, wenn die Gewinne aus den teuren US-Technologieaktien in günstigere Substanztitel umgeschichtet würden. Doch dieses Szenario hat nach einer Reihe schwacher US-Konjunkturdaten Risse erhalten. Der jüngste US-Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe der USA hat vielmehr Sorgen über die weitere Entwicklung US-Wirtschaft angeheizt. Die Daten für Juli haben zudem gezeigt, dass die Schwäche am US-Arbeitsmarkt angekommen ist.
Damit könnte die bislang so günstige Prognose für die Aktienmärkte zur Makulatur werden. "Lange Zeit sah es so aus, als würde sich für Aktien ein goldenes Szenario einstellen: Die Konjunktur läuft und gleichzeitig senken die Notenbanken die Zinsen", so die Experten der Helaba. "Zuletzt haben sich die Zweifel daran verstärkt." Damit könnten sich Befürchtungen, die Skeptiker hinsichtlich der US-Geldpolitik schon länger hegen, bewahrheiten. "Es mehren sich die Stimmen, dass die Fed mit ihren geldpolitischen Lockerungen bereits zu spät dran ist", gibt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka Bank, zu bedenken.
Dass die Europäische Zentralbank bereits die Zinsen gesenkt hat und sich auf einem moderateren Zinsniveau als die US-Notenbank bewegt, ist nur ein schwacher Trost. Denn die wirtschaftliche Lage in Deutschland als größter Volkswirtschaft Europas ist alles andere als rosig. "Die jüngste Veröffentlichung der Daten zum Bruttoinlandsprodukt zeigt, dass sich die konjunkturelle Erholung verzögert und damit nicht so abläuft wie erwartet", stellen die Experten der Helaba mit Blick auf im zweiten Quartal geschrumpfte Wirtschaftsleistung fest - zumal auch die Prognose für das Gesamtjahr verhalten ist.
Dazu kommen wachsende politische Spannungen. "Im Nahen Osten folgt Vergeltungsschlag auf Vergeltungsschlag, weshalb sich Israel und die USA jetzt auf einen Großangriff aus dem Iran einstellen", so Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. "Schon oft war von einem drohenden Flächenbrand in der Region die Rede, aber noch nie war das Risiko so hoch wie heute."
Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass sich der Dax charttechnisch inzwischen in schwierigem Terrain befindet. "Der deutsche Leitindex ist deutlich zurück im kurzfristigen Mai-Abwärtsmodus", sagt Martin Utschneider, technischer Analyst beim Vermögensverwalter Donner & Reuschel. Unter dem Tief vom 14. Juni bei 17.951 Punkten droht nach Ansicht des technischen Analysten Jörg Scherer von HSBC (LON:HSBA) ein weiterer Rückgang. Das Risiko betrage davon ausgehend rund 300 Punkte bis zur Unterstützung bei 17.619 Punkten.
Die in der kommenden Woche noch anstehenden, zahlreichen Quartalsberichte deutscher Unternehmen werden an der angespannten Lage wohl ebenso wenig ändern wie die Wirtschaftsdaten. Im Gegenteil: Der Sentix-Konjunturindex könnte gleich am Montag die schwierige Situation unterstreichen. "Angesichts der unveränderten politischen Herausforderungen und enttäuschender Konjunkturindikatoren dürften die Finanzmarktanalysten abermals pessimistischer werden", befürchtet Volkswirt Kater.