FRANKFURT/PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die wichtigsten europäischen Aktienindizes haben am Freitag ihre Talfahrt nach enttäuschenden Konjunkturdaten aus den USA beschleunigt. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone knickte bis zum Nachmittag um 3,30 Prozent auf 3601,67 Punkte ein. Aktuell bewegt sich das Börsenbarometer auf dem Niveau von Mitte Mai.
Der EuroStoxx hatte am Mittag schon darunter gelitten, dass die Inflationsrate in den USA im Mai überraschend auf den höchsten Stand seit über 40 Jahren geklettert war. Am Nachmittag nun wurde bekannt, dass die Stimmung der US-Verbraucher im Juni auf ein Rekordtief gefallen war. Hintergrund ist die hohe Teuerung.
Der deutsche Leitindex Dax fiel zuletzt um 2,97 Prozent auf 13 776,92 Punkte. In seinen jüngst geknackten Abwärtstrend seit Jahresanfang könnte er nun wieder zurückkehren. Für sein britisches Pendant, den FTSE 100 , ging es um 2,4 Prozent nach unten.
Europaweit bekamen Bankaktien (NASDAQ:KBWB) die Konjunktursorgen besonders deutlich zu spüren. Anleger sorgen sich, dass die Notenbanken angesichts der immer weiter steigenden Teuerung zu einem noch strafferen geldpolitischen Kurs tendieren könnten - mit größeren Zinsschritten als bisher angenommen. Zwar gelten Banken als Nutznießer steigender Zinsen, doch kann andererseits eine zu harte Geldpolitik das Wirtschaftswachstum abwürgen und auch die Kreditnachfrage bremsen.
In Südeuropa stiegen die Renditen im Vergleich zu denen von Bundesanleihen zuletzt deutlich stärker. Experten warnen vor unterschiedlich stark steigende Renditen in den einzelnen Euroraum-Ländern und vor einem Auseinanderdriften der Finanzierungsbedingungen - und erinnern an die Eurokrise.
Die Konjunktursorgen waren vor allem an der Börse in Mailand spürbar. Dort brachen die Aktien der Banken Unicredit (BIT:CRDI) , Fincobank , Banco BPM und Bper Banca um 8,5 bis 13,8 Prozent ein. Der italienische Leitindex, der FTSE MIB , sackte angesichts der heftigen Verluste der Finanzwerte um rund fünf Prozent ab.