FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax dürfte am Freitag den vierten Handelstag in Folge nachgeben. Inflationssorgen und damit einhergehend die tags zuvor angekündigte Zinswende durch die Europäische Zentralbank (EZB) drücken auf die Stimmung der Anleger. Daher hatten am Donnerstag auch die US-Börsen (ETR:SXR4) nachgegeben.
Knapp eine Stunde vor dem Start des Xetra-Handels signalisierte der X-Dax für den deutschen Leitindex ein Minus von 0,7 Prozent auf 14 094 Punkte, was zudem einen Wochenverlust von 2,5 Prozent bedeuten würde. Zudem ist ein Absacken unter die 50-Tage-Linie, die aktuell bei etwas über 14 140 Punkten verläuft, absehbar. Diese charttechnisch viel beachtete Linie gilt als ein Indikator für den mittelfristig zurzeit seitwärts verlaufenden Trend.
Die rekordhohen Teuerungsraten fernab der Komfortzone der Notenbanken bewogen nun auch die EZB zur Ankündigung einer Zinswende. Im Juli soll erstmals seit elf Jahren der Leitzins angehoben werden, und zwar um 0,25 Prozentpunkte, wie am Donnerstagnachmittag mitgeteilt wurde. Im September könnte ein noch größerer Zinsschritt folgen. Die Prognose für die Inflation im laufenden Jahr erhöhte die EZB zudem auf 6,8 Prozent und senkte gleichzeitig die Annahme für das Wirtschaftswachstum im Euroraum.
Am Freitag richtet sich der Blick wieder auf die USA, wo Daten zur Preisentwicklung im Mai anstehen. Das löste denn wohl auch im späteren Handel an der Wall Street den Löwenanteil der dortigen Kursverluste aus, schließlich steht in der neuen Woche die nächste Zinsentscheidung der US-Notenbank (Fed) an. Der Markt rechnet erneut mit massivem Preisauftrieb. Die Reaktion darauf lässt sich laut dem Experten Jeffrey Halley vom Broker Oanda allerdings nur schwer abschätzen.
Bei einer Zahl von 8,4 Prozent oder höher rechnet er mit einer Flucht aus Risiko über alle Anlageklassen hinweg - mit Ausnahme des US-Dollar. Liege die Teuerung "nur" bei höchstens 8,2 Prozent, könne indes eine Erleichterungsrally einsetzen, weil dann die Zinserwartungen an die Fed sinken, so Halley.
Unter den Einzelwerten dürften vor allem die Aktien von Bayer (ETR:BAYGN) Aufmerksamkeit auf sich ziehen: Der Agarchemiekonzern gewann einen weiteren Prozess in den USA zu seinem Unkrautvernichtungsmittel Roundup. Die Geschworenen wiesen die Behauptung eines Mannes aus Missouri zurück, das Mittel habe seinen Krebs verursacht. Positiv sei, dass sich Bayer damit nun in drei aufeinander folgenden Fällen durchgesetzt habe, so Barclays-Analystin Emily Field. Wichtiger sei aber eine in Kürze erwartete Entscheidung des obersten US-Gerichts, ob dieses einen Fall im Glyphosat-Rechtsstreit zur Verhandlung annimmt oder nicht. Mit einer Entscheidung hierzu rechnet Analyst Dominic Lunn von der Credit Suisse (SIX:CSGN) an diesem Montag, 13. Juni.
Auch Nordex (ETR:NDXG) könnten laut Händlern in den Blick rücken, denn das deutsche Justizministerium hat dem "Spiegel" zufolge den Referentenentwurf für ein neues Windenergiegesetz wegen formaler Mängel gestoppt. Ex Dividende gehandelt werden an diesem Tag DWS , die 2,00 Euro ausschüttet, und Brenntag (ETR:BNRGn) mit 1,45 Euro sowie Traton (ETR:8TRA) mit 0,50 Euro und Instone mit 0,62 Euro.