BERLIN (dpa-AFX) - Stark gestiegene Energiepreise und der Fahrermangel setzen der deutschen Transportbranche zu. "Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen sind nicht mehr in der Lage, die steigenden Diesel- und Gaspreise zu stemmen", sagte Carsten Taucke, Präsidiumsmitglied des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) am Mittwoch in Berlin. Die beschlossene Senkung der Mineralölsteuer sei ein erster richtiger Schritt, reiche aber nicht aus.
"Um die Versorgung der Bevölkerung nicht zu gefährden, muss eine Insolvenzwelle in der Transportbranche abgewendet werden", sagte der Vorsitzende des BGA-Verkehrsausschusses. Die Sanktionen gegen Russland und Belarus beeinflussen Taucke zufolge die Lieferketten der Region, die für den Transport zwischen Asien und Europa entscheidend ist. "Der Luft-, See- und Schienengüterverkehr ist gestört oder teilweise komplett unterbrochen." Das Ausweichen auf alternative Routen oder Transportmittel treibe die Kosten zusätzlich in die Höhe.
Hinzu kommt der Personalmangel: "Viele Fahrer stammen aus der Ukraine und Russland. Die Ausfälle können wir nicht ersetzen", sagte Taucke. "In Deutschland fehlen aktuell circa 60 000 bis 80 000 Berufskraftfahrer."
Insgesamt sehen sich den Angaben zufolge derzeit knapp ein Drittel der Groß- und Außenhändler direkt von Sanktionen und Gegensanktionen im Zuge des Ukraine-Krieges betroffen. Neben massiv gestiegenen Energiekosten und Einkaufspreisen gehe es auch um Finanzierungs- und Versicherungsprobleme sowie Lieferausfälle zum Beispiel bei Holz, Stahl und Aluminium.