Berlin, 26. Jun (Reuters) - Trotz der stockenden Verhandlungen über ein Handelsabkommen zwischen der EU und Großbritannien befürchten die meisten Unternehmen in Deutschland keinen harten Brexit. Mehr als die Hälfte hoffe auf eine rechtzeitige Einigung bis Jahresende oder einen Aufschub, geht aus einer am Freitag veröffentlichten Umfrage des Bundesverbands der Deutschen Industrie und der Deloitte-Wirtschaftsprüfer unter 248 Firmen mit wirtschaftlichen Verbindungen ins Vereinigte Königreich hervor. Knapp 30 Prozent stellten sich auf einen No-Deal ein. Drei Viertel der Firmen fühlen sich zudem gut gewappnet. Die Corona-Krise bremse jedoch bei einem Drittel die Brexit-Vorbereitungen.
Der BDI mahnte baldige Fortschritte in den Gesprächen an. "Der schleppende Verhandlungsverlauf erschwert wichtige Investitionsentscheidungen", warnte Hauptgeschäftsführer Joachim Lang. Es bestehe die Gefahr, dass sich die Verlagerungen weg von Großbritannien auf andere Standorte beschleunige, wenn sich nicht sehr bald eine Perspektive für eine Wirtschaftspartnerschaft abzeichne. Auch die Folgen für die Europäische Union haben die Betriebe im Blick. Während eine Mehrheit der Unternehmen sich der Umfrage zufolge eine vertiefte europäische Integration in ausgewählten Politikfeldern wünscht, sehen rund 45 Prozent die Gefahr eines Auseinanderbrechens der EU. Damit sei dieses Risiko in den Augen der deutschen Unternehmen seit 2019 deutlich gestiegen.