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Börse Frankfurt-News: 'Lagebesprechung 21/13' (Roth)

Veröffentlicht am 23.05.2013, 17:03
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 23. Mai 2013. Die Party ist in vollem Gange. Solange die Notenbanken für den Schnaps sorgen, ist kein Ende der Hochstimmung an den Börsen in Sicht. Doch jede Party geht einmal zu Ende. Und je länger das Fest, desto stärker der Kater danach.

Die Hausse nährt die Hausse, ist eine alte Börsenweisheit. Es basiert auf der Annahme, dass eine gute Stimmung an den Finanzmärkten neue Investoren anlockt und so die Stimmung immer besser wird. Doch es gibt auch das Sprichwort, dass der Krug zum Brunnen geht, bis er bricht. Beide Weisheiten werden sich, meiner Meinung nach, in den nächsten Monaten bewahrheiten.

In den USA wird immer wieder über den schwachen Aufschwung geklagt. In der Eurozone hingegen wäre man mit einer vergleichbaren Entwicklung schon sehr zufrieden. Bis ins Jahr 2011 sind die beiden größten Wirtschaftsräume weitgehend parallel gewachsen. Mit der europäischen Schuldenkrise hat sich dies geändert und seitdem hat sich die Schere immer weiter geöffnet. Dies ist nicht nur die Folge eines unterschiedlich hohen Trendwachstums, obwohl die USA leichte demografische Vorteile haben. So reicht in den USA die konjunkturelle Dynamik trotz der lautstarken Klagen von mancher Seite für einen nachhaltigen Rückgang der Arbeitslosigkeit aus. Die Eurozone verharrt hingegen in der Rezession, die Arbeitslosenquote liegt hier auf dem höchsten Stand seit der Einführung des Euro. Auch nach der erwarteten Stabilisierung in der Eurozone im Jahresverlauf dürfte sich der Abstand zu den USA weiter vergrößern.

Trend

Die anhaltende Niedrigzinspolitik der Notenbanken hält die Weltwirtschaft über Wasser. Mehr aber auch nicht. Eine grundlegende und nachhaltige Stabilisierung der ökonomischen Entwicklung bleibt weiterhin aus. Da das Notenbankgeld nur moderat in die Realwirtschaft einfließt, besteht wenigstens keine akute Inflationsgefahr auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite bleibt das Geld damit im Finanzkreislauf und wird verspekuliert.

Die Finanzmärkte blähen sich unter der Flut an billigem Geld immer weiter auf. So konnte der japanische Nikkei 225 innerhalb von 5 Monaten seine Basis um über 50 Prozent steigern. Die Realwirtschaft wuchs in den ersten 3 Monaten dagegen lediglich um 0,9 Prozent. Auch der DAX konnte immerhin nochmals 10 Prozent zulegen. Das Wachstum in Deutschland betrug aber nur 0,1 Prozent im Vergleichszeitraum.

Wenn man die Entwicklung der Börsen mit den jeweiligen Zuwachsraten der Volkswirtschaften in Relation setzt, so wird deutlich, dass bereits eine starke Übertreibung an den Börsen eingesetzt hat.

Und die Party geht weiter. Ein Trendwechsel wird nur durch das schockartige Platzen einer Vermögensblase oder einer Umkehr der Niedrigzinspolitik der Notenbanken erfolgen. Letzteres ist aufgrund der nur behäbig wachsenden Weltwirtschaft derzeit unwahrscheinlich. Als größtes Risiko für die Börsen-Hausse ist somit die Preisblasenbildung auszumachen. Da gilt es aktuell einen Blick nach Japan zu werfen.

Die aggressive Geldpolitik der japanischen Administration unter dem neuen Ministerpräsidenten Abe zeigt dort erste Erfolge. Die Wirtschaft wächst plötzlich mit einer ungewohnten Dynamik von 0,9 Prozent im ersten Quartal. Durch billige Zinsen und ein Anleiheaufkaufprogramme im Volumen von 1 Billion Euro in den nächsten zwei Jahren wertete der Yen zuletzt kräftig ab und die Exportwirtschaft profitiert davon.

Auch der Konsum zieht an. Das ist aber hauptsächlich der aktuellen Börsen Hausse geschuldet. Die durch die 'Abenomics' - so der englische Titel dieser neuen japanischen Wirtschaftspolitik - verursachte Börsenparty nimmt eine ungeahnte Dynamik an. Zwischenzeitlich konnte der Nikkei 225 in nur 5 Monaten 5.000 Punkte zulegen. Das nenne ich mal eine Blasenbildung. Doch das Ende der Party ist noch nicht sicher. Denn der Nachholbedarf der japanischen Börse ist immens.

Es gilt für Anleger das Tempo und das Auseinanderdriften von substantieller Basis und Börsenkursen im Auge zu behalten. Der große Knall mag noch etwas auf sich warten lassen, aber er kommt mit absoluter Sicherheit.

© 23. Mai 2013/Oliver Roth

* Oliver Roth ist der Kapitalmarktstratege der Close Brothers Seydler Bank AG, ein eigenständiges Tochterunternehmen der an der London Stock Exchange gelisteten Close Brothers Group plc, London. Mehr über Oliver Roth auf www.oliver-roth.de

Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder, nicht die der Redaktion von boerse-frankfurt.de. Sein Inhalt ist die alleinige Verantwortung des Autors.

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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