FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 24. Juli 2013. Der DAX tritt im Bereich von 8.300 Punkten auf der Stelle. Hinsichtlich der weiteren Marschrichtung gehen die Prognosen technischer Analysten auseinander.
Gut 500 Punkte hat der DAX in den vergangenen vier Wochen gewonnen und dabei einige wichtige Widerstände hinter sich gelassen. Ob das nun der Anlauf zu neuen Allzeithochs war oder doch nur eine Gegenreaktion auf die vorangegangenen Verluste, ist unter technischen Analysten aktuell umstritten. Nach Ansicht von Klaus Deppermann von der BHF-Bank haben sich die mittelfristigen Indikatoren für den DAX in den vergangenen Wochen jedenfalls verschlechtert. 'Das gilt unter anderem für einige Stimmungsindikatoren, bei den sich unter anderem die mittelfristige Grundüberzeugung auf Basis der Sentix-Daten weiter eingetrübt hat, als auch für einige Intermarket-Indikatoren', erklärt der Techniker und geht davon aus, dass sich in den kommenden Wochen vor allem die Stärke des Euro belastend auf den deutschen Aktienmarkt auswirken wird. 'Zwar fällt der Anstieg gegenüber dem US-Dollar nur gering aus, der Anstieg des handelsgewichteten Euro ist dagegen ähnlich stark wie vor zwei Jahren, kurz vor dem deutlichen Rückgang des DAX im Sommer 2011', argumentiert der Analyst.
Wenig überzeugend ist der jüngste Anstieg des DAX aus Sicht von Deppermannn aber auch gemessen an den Umsatz-Indikatoren. 'Ähnlich wie schon der Anstieg von April bis Mai, der ebenfalls mit rückläufigen Umsätzen stattfand, dürfte auch der Anstieg seit Ende Juni nur von kurzer Dauer sein', erwartet der BHF Bank-Analyst.
Luft nach oben wird dünner
Auch Jörg Scherer von HSBC Trinkaus sieht den Aufwärtsschwung des deutschen Aktienbarometers zunehmend schwinden. 'Das jüngste 'bearish engulfing' - eine Verkaufsformation im Kerzenchart - signalisiert in Verbindung mit sinken Umsätzen und einer geringen Handelsspanne, dass das Aufwärtsmomentum nachlässt. In die gleiche Kerbe schlagen auch verschiedene Indikatoren auf Stundenbasis, wie der RSI und der MACD, die jeweils negative Divergenzen ausweisen', erläutert der Charttechniker.
Trotz der nach oben dünner werdenden Luft sei der DAX nach unten aber sehr gut abgesichert: Unterstützungen liegen laut Scherer im Bereich der alten Rekordstände bei 8.152/36 Punkten, der 38-Tages-Linie bei aktuell 8.109 Punkten, einem Fibonacci-Level bei 8.107 Punkten sowie der Aufwärtskurslücke vom 10./11. Juli bei 8.130/8.081 Punkten. 'Neue Dynamik auf der Oberseite kommt dagegen erst auf, wenn das Junihoch bzw. das jüngste Verlaufshoch bei 8.356/74 Punkten überwunden wird, die zusammen die einzig verbliebene Widerstandszone auf dem Weg zum derzeit gültigen Allzeithoch bei 8.558 Punkten darstellen', ergänzt der Analyst.
Pause ist trendbestätigend
Deutlich optimistischer zeigt sich indes Wieland Staud, Geschäftsführer und technischer Analyst von Staud Research. 'Auch wenn momentan Begriffe wie Sommerloch und Ähnliches vielerorts die Runde machen - technisch betrachtet hat der DAX eine untergeordnete Pause eingelegt. Und eine solche stellt nach den vorausgegangenen Zuwächsen kein ungewöhnliches Verhalten dar', argumentiert der Techniker. Entscheidend dabei bleibe, dass die Pause bislang klar trendbestätigende Züge innehabe. 'Als entsprechend gering ist somit die Gefahr eines Trendwechsels und damit Ende des überlagernden Anstiegs anzusehen. Die Aussichten, in absehbarer Zeit mit weiteren Rekordhochs über 8.558 Zählern aufwarten zu können, bleiben aus Sicht der Bullen gut', zeigt sich Staud zuversichtlich. Zuvor bleibe allerdings die vorgelagerte Barriere bei rund 8.400 Punkten im Blickpunkt, die zumindest vorübergehend bremsend wirken dürfte.
Gold zurück im Aufwärtstrend?
Doch nicht nur für den Aktienmarkt, auch beim Gold gehen die Prognosen der Techniker aktuell auseinander. So geht Deppermann davon aus, dass der Goldpreis 'aufgrund der extremen Kaufsignale der vergangenen Wochen bei 1.180 US-Dollar einen mittel- bis langfristigen Tiefpunkt markiert hat.' Vor einem stabilen Aufwärtstrend dürfte nach Einschätzung des Analysten allerdings noch eine längere Bodenbildungsphase stehen. 'Die gegenwärtige Erholungsphase dürfte spätestens bei 1.480 US-Dollar zum Stillstand kommen', lautet die Prognose.
Aus Sicht von Scherer steht der laufende Erholungsprozess aktuell vor einer wichtigen Bewährungsprobe, 'denn der Goldpreis ist exakt bis an unser definiertes Erholungsziel in Form der Kumulationszone aus den Tiefs von April und Mai bei 1.321/39 US-Dollar je Unze, einem Fibonacci-Level bei 1.334 US-Dollar sowie dem Abwärtstrend seit Anfang Mai bei aktuell 1.336 US-Dollar vorgedrungen.' Ein nachhaltiger Sprung über diese Hürden würde laut Scherer Basis für eine weitergehende Aufwärtsreaktion in Richtung diverser Hochs bei rund 1.430 US-Dollar legen. 'Um die jüngste Erholung nicht zu riskieren, gilt es dagegen den kurzfristigen Aufwärtstrend bei aktuell 1.280 US-Dollar nicht mehr zu unterschreiten.'
Langfristig fallende Goldnotierungen zu erwarten
Staud sieht den Goldpreis hingegen im Abwärtstrend: 'Auch wenn derzeit die Wahrscheinlichkeit für eine ausgedehnte Erholung über 1.320 US-Dollar weiterhin hoch ist und bleibt: Sie wird mit fast an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die grundsätzliche Richtung von Gold nicht umkehren können: Ich rechne mit mittel- und langfristig weiter fallenden Preisen', konstatiert der Analyst und verweist zur Begründung auf den Bruch des langfristigen Aufwärtstrends im Frühling 2013. 'Mit dem Bruch des langfristigen Abwärtstrends zu Beginn dieses neuen Jahrtausends wurde das Aufbruchssignal für die phänomenale Hausse der letzten zehn Jahre gelegt. Im Frühling diesen Jahres ist mit dem Bruch des langfristigen Aufwärtstrends wohl ein vergleichbares Signal, aber unter umgekehrten Vorzeichen, entstanden. In dieser Situation - erst recht im Licht anderer, technischer Indikatoren - dauerhaft steigenden Goldkursen das Wort zu reden wäre schlicht unverantwortlich', meint Staud.
Marktstimmung der privaten verliert Boden
Auch die Anleger scheinen sich unseins. Während sich die von der Börse Frankfurt befragten professionellen Investoren - zumindest unterm Strich - gar nicht bewegt haben und sich der Optimismus im Markt knapp über der Nulllinie bewegt, ist der Bull/Bear-Index der privaten Anleger um 10 Punkte gefallen. 9 Prozent der Befragten haben ihre Positionen verkauft, 7 Prozent sind short gegangen. Der DAX hat in der Zwischenzeit immerhin 150 Punkte zugelegt. Wie sich das interpretieren lässt, lesen Sie ab 17 Uhr auf boerse.frankfurt.de/sentiment.
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© 24. Juli 2013 / Karoline Kopp
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Gut 500 Punkte hat der DAX in den vergangenen vier Wochen gewonnen und dabei einige wichtige Widerstände hinter sich gelassen. Ob das nun der Anlauf zu neuen Allzeithochs war oder doch nur eine Gegenreaktion auf die vorangegangenen Verluste, ist unter technischen Analysten aktuell umstritten. Nach Ansicht von Klaus Deppermann von der BHF-Bank haben sich die mittelfristigen Indikatoren für den DAX in den vergangenen Wochen jedenfalls verschlechtert. 'Das gilt unter anderem für einige Stimmungsindikatoren, bei den sich unter anderem die mittelfristige Grundüberzeugung auf Basis der Sentix-Daten weiter eingetrübt hat, als auch für einige Intermarket-Indikatoren', erklärt der Techniker und geht davon aus, dass sich in den kommenden Wochen vor allem die Stärke des Euro belastend auf den deutschen Aktienmarkt auswirken wird. 'Zwar fällt der Anstieg gegenüber dem US-Dollar nur gering aus, der Anstieg des handelsgewichteten Euro ist dagegen ähnlich stark wie vor zwei Jahren, kurz vor dem deutlichen Rückgang des DAX im Sommer 2011', argumentiert der Analyst.
Wenig überzeugend ist der jüngste Anstieg des DAX aus Sicht von Deppermannn aber auch gemessen an den Umsatz-Indikatoren. 'Ähnlich wie schon der Anstieg von April bis Mai, der ebenfalls mit rückläufigen Umsätzen stattfand, dürfte auch der Anstieg seit Ende Juni nur von kurzer Dauer sein', erwartet der BHF Bank-Analyst.
Luft nach oben wird dünner
Auch Jörg Scherer von HSBC Trinkaus sieht den Aufwärtsschwung des deutschen Aktienbarometers zunehmend schwinden. 'Das jüngste 'bearish engulfing' - eine Verkaufsformation im Kerzenchart - signalisiert in Verbindung mit sinken Umsätzen und einer geringen Handelsspanne, dass das Aufwärtsmomentum nachlässt. In die gleiche Kerbe schlagen auch verschiedene Indikatoren auf Stundenbasis, wie der RSI und der MACD, die jeweils negative Divergenzen ausweisen', erläutert der Charttechniker.
Trotz der nach oben dünner werdenden Luft sei der DAX nach unten aber sehr gut abgesichert: Unterstützungen liegen laut Scherer im Bereich der alten Rekordstände bei 8.152/36 Punkten, der 38-Tages-Linie bei aktuell 8.109 Punkten, einem Fibonacci-Level bei 8.107 Punkten sowie der Aufwärtskurslücke vom 10./11. Juli bei 8.130/8.081 Punkten. 'Neue Dynamik auf der Oberseite kommt dagegen erst auf, wenn das Junihoch bzw. das jüngste Verlaufshoch bei 8.356/74 Punkten überwunden wird, die zusammen die einzig verbliebene Widerstandszone auf dem Weg zum derzeit gültigen Allzeithoch bei 8.558 Punkten darstellen', ergänzt der Analyst.
Pause ist trendbestätigend
Deutlich optimistischer zeigt sich indes Wieland Staud, Geschäftsführer und technischer Analyst von Staud Research. 'Auch wenn momentan Begriffe wie Sommerloch und Ähnliches vielerorts die Runde machen - technisch betrachtet hat der DAX eine untergeordnete Pause eingelegt. Und eine solche stellt nach den vorausgegangenen Zuwächsen kein ungewöhnliches Verhalten dar', argumentiert der Techniker. Entscheidend dabei bleibe, dass die Pause bislang klar trendbestätigende Züge innehabe. 'Als entsprechend gering ist somit die Gefahr eines Trendwechsels und damit Ende des überlagernden Anstiegs anzusehen. Die Aussichten, in absehbarer Zeit mit weiteren Rekordhochs über 8.558 Zählern aufwarten zu können, bleiben aus Sicht der Bullen gut', zeigt sich Staud zuversichtlich. Zuvor bleibe allerdings die vorgelagerte Barriere bei rund 8.400 Punkten im Blickpunkt, die zumindest vorübergehend bremsend wirken dürfte.
Gold zurück im Aufwärtstrend?
Doch nicht nur für den Aktienmarkt, auch beim Gold gehen die Prognosen der Techniker aktuell auseinander. So geht Deppermann davon aus, dass der Goldpreis 'aufgrund der extremen Kaufsignale der vergangenen Wochen bei 1.180 US-Dollar einen mittel- bis langfristigen Tiefpunkt markiert hat.' Vor einem stabilen Aufwärtstrend dürfte nach Einschätzung des Analysten allerdings noch eine längere Bodenbildungsphase stehen. 'Die gegenwärtige Erholungsphase dürfte spätestens bei 1.480 US-Dollar zum Stillstand kommen', lautet die Prognose.
Aus Sicht von Scherer steht der laufende Erholungsprozess aktuell vor einer wichtigen Bewährungsprobe, 'denn der Goldpreis ist exakt bis an unser definiertes Erholungsziel in Form der Kumulationszone aus den Tiefs von April und Mai bei 1.321/39 US-Dollar je Unze, einem Fibonacci-Level bei 1.334 US-Dollar sowie dem Abwärtstrend seit Anfang Mai bei aktuell 1.336 US-Dollar vorgedrungen.' Ein nachhaltiger Sprung über diese Hürden würde laut Scherer Basis für eine weitergehende Aufwärtsreaktion in Richtung diverser Hochs bei rund 1.430 US-Dollar legen. 'Um die jüngste Erholung nicht zu riskieren, gilt es dagegen den kurzfristigen Aufwärtstrend bei aktuell 1.280 US-Dollar nicht mehr zu unterschreiten.'
Langfristig fallende Goldnotierungen zu erwarten
Staud sieht den Goldpreis hingegen im Abwärtstrend: 'Auch wenn derzeit die Wahrscheinlichkeit für eine ausgedehnte Erholung über 1.320 US-Dollar weiterhin hoch ist und bleibt: Sie wird mit fast an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die grundsätzliche Richtung von Gold nicht umkehren können: Ich rechne mit mittel- und langfristig weiter fallenden Preisen', konstatiert der Analyst und verweist zur Begründung auf den Bruch des langfristigen Aufwärtstrends im Frühling 2013. 'Mit dem Bruch des langfristigen Abwärtstrends zu Beginn dieses neuen Jahrtausends wurde das Aufbruchssignal für die phänomenale Hausse der letzten zehn Jahre gelegt. Im Frühling diesen Jahres ist mit dem Bruch des langfristigen Aufwärtstrends wohl ein vergleichbares Signal, aber unter umgekehrten Vorzeichen, entstanden. In dieser Situation - erst recht im Licht anderer, technischer Indikatoren - dauerhaft steigenden Goldkursen das Wort zu reden wäre schlicht unverantwortlich', meint Staud.
Marktstimmung der privaten verliert Boden
Auch die Anleger scheinen sich unseins. Während sich die von der Börse Frankfurt befragten professionellen Investoren - zumindest unterm Strich - gar nicht bewegt haben und sich der Optimismus im Markt knapp über der Nulllinie bewegt, ist der Bull/Bear-Index der privaten Anleger um 10 Punkte gefallen. 9 Prozent der Befragten haben ihre Positionen verkauft, 7 Prozent sind short gegangen. Der DAX hat in der Zwischenzeit immerhin 150 Punkte zugelegt. Wie sich das interpretieren lässt, lesen Sie ab 17 Uhr auf boerse.frankfurt.de/sentiment.
Möchten Sie die Markttechnik jede Woche an Ihre E-Mail erhalten, dann melden Sie sich an für den Börse Frankfurt Newsletter unter www.boerse-frankfurt.de/newsletter.
© 24. Juli 2013 / Karoline Kopp
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)