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Börse Frankfurt-News: pfp Advisory-Kolumne: Förderung Aktien und Eigenkapital

Veröffentlicht am 26.06.2023, 16:58
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FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - "Die Politik sollte im Sinne aller Aktie und Eigenkapital nicht bestrafen, sondern fördern"

26. Juni 2023. FRANKFURT (pfp Advisory). Die Schlagzeilen von Pleiten durchaus prominenter deutscher Unternehmen häufen sich. Letzte bekannte Namen waren Weck (Einmachgläser) und Römertopf Keramik. Und dies wohl nicht nur gefühlt, sondern durch einen Trend getragen, der durchaus mit harten Zahlen belegt ist. Um satte 18% schoss die in Q1 2023 Zahl der Firmenpleiten im Vergleich mit dem Vorjahr in die Höhe. Auch wenn sich sicher relativieren lässt, dass die Basis durch Sondereffekte wie Coronabeihilfen verzerrt war, lässt sich festhalten, dass der Trend bemerkenswert und nicht gut ist.

Auf der Suche nach Ursachen begegnen dem Beobachter bei vielen der Aufsehen erregenden Fällen ähnliche Muster: Die extrem hoch geschossenen Kosten etwa auf der Energieseite und beim Personal sind zu nennen, auch eine spürbare Zurückhaltung vieler von Energie und Politik verängstigter Verbraucher in 2023 spielt wohl eine gewichtige Rolle. Alles richtig, aber einen weiteren Aspekt, der eine generelle Schwachstelle unserer Volkswirtschaft ist, darf man gerne benennen und ausleuchten: Die gerade im Mittelstand weit verbreitete schwache Ausstattung mit Eigenkapital.

Diese bzw. genauer gesagt die Fokussierung auf Fremdkapital ist sicher historisch gewachsen, wird vom Staat aber auch massiv gefördert, und es stellt sich schon die Frage, warum eigentlich? Seit dem Wegfall des Halbeinkünfteverfahrens sind Einkünfte aus Dividenden massiv benachteiligt, so dass es sich aus Sicht des Geldgebers deutlich mehr lohnt, einen Kredit zu begeben und auf die Zinsen dann "nur" die Kapitalertragssteuer zu bezahlen, während im anderen Fall der Staat erst die Steuern auf den Ertrag im Unternehmen erhebt und dann dennoch die volle Kapitalertragssteuer beim Anleger veranschlagt. Im einen Fall sind es "nur" 25% nebst Soli und gegebenenfalls noch Kirchensteuer, im anderen Fall kommen im ungünstigsten Fall weniger als 50% des erwirtschafteten Geldes an. Schlichtweg absurd, dass diejenigen, die das Kapital stellen, welches Firmen in schwierigen Lagen vor dem Schlimmsten schützt, überhaupt benachteiligt werden, geschweige denn in diesem Ausmaß.

Das Problem der steuerlichen Diskriminierung von Eigenkapital ist zwar schon länger bekannt, aber es tut sich herzlich wenig in der Politik, hier eine deutliche Reform anzusetzen. Die wohl jüngste Initiative auf EU-Ebene, diesen Debt/Equity-Bias zu beenden ("DEBRA"), wurde nach dem, was man so liest, erst einmal verschoben. Auch wenn die dort angedachten Lösungswege sicher diskutabel und komplex waren, sollte das wichtige Thema nicht noch weiter in den Hintergrund gedrängt werden.

Denn es fehlt ja nicht nur in der Wirtschaft ein ordentlicher Unterbau an Eigenkapital in der Breite. Sondern es haben die möglichen Anleger und Geldgeber auch im Jahr 2023 extrem hohe Anteile ihres Vermögens unverzinst auf dem Konto liegen gelassen. Eine unsinnige Fehlallokation aus volkswirtschaftlicher Sicht. Den (verhinderten Anlegern) fehlen die Renditen des Aktienmarktes für ihre Altersvorsorge, den Unternehmen wie beschrieben das (Eigen-)Kapital. Eine Situation, die man fast schon als "no-win-Kombination" beschreiben kann.

Der Staat könnte dies vergleichsweise einfach beheben. Neben der dringend nötigen Korrektur der fiskalischen Benachteiligung von Eigenkapital wären umfangreiche Freibeträge für private langfristige Investitionen in Aktien ein sinnvoller Ansatz. Dafür müsste die Bundesregierung auch das Rad nicht neu erfinden, sondern einfach nur schauen, welche Programme andere europäische Staaten wie etwa Frankreich, Italien oder Schweden aufgesetzt haben. Es gibt viele Hebel, die Lage zu verbessern. Die Politik sollte sich dringend des Problems annehmen.

von Roger Peeters, 26. Juni 2023, © pfp Advisory

Roger Peeters ist geschäftsführender Gesellschafter der pfp Advisory GmbH. Gemeinsam mit seinem Partner Christoph Frank steuert der seit über 25 Jahren am deutschen Aktienmarkt aktive Experte den DWS (ETR:DWSG) Concept Platow (WKN DWSK62), einen 2006 aufgelegten und mehrfach ausgezeichneten Stock-Picking-Fonds, sowie den im August 2021 gestarteten pfp Advisory Aktien Mittelstand Premium (WKN A3CM1J). Weitere Infos unter www.pfp-advisory.de. Peeters ist weiterhin Mitglied des Vorstands der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) e.V. Roger Peeters schreibt regelmäßig für die Börse Frankfurt.

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.

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