FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 8. Dezember 2022. Frankfurt (Börse Frankfurt). Es sind weiter die Energiepreise, die für viel Bewegung im ETC-Handel sorgen. Doch während Verbraucher über hohe Preise stöhnen, sind die Öl- und Gaspreise an den Rohstoffmärkten gesunken. Vor allem der Ölpreis: Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostet am Donnerstagmittag nur noch 77,50 US-Dollar. Vor einem Monat waren es noch 98 US-Dollar, in der Spitze im März sogar 133 US-Dollar. Auch der Gaspreis ist trotz zuletzt leichtem Wiederanstieg längst nicht mehr da, wo er einmal war. Der für Europa relevante Terminkontrakt für niederländisches Erdgas (Dutch TTF) liegt aktuell bei 149 Euro/MWh, in der Spitze Ende August waren es über 300 Euro/MWh.
Effekt von Ölpreisdeckel unklar
Wie es mit Öl und Gas weitergeht, ist allerdings völlig offen. "Die OPEC+ hat auf ihrem Treffen am Sonntag entschieden, das Ölangebot angesichts der unvorhersehbaren Angebots- und Nachfrageentwicklung der kommenden Monate konstant zu halten, berichtet Mobeen Tahir von WisdomTree. Am Montag dieser Woche trat außerdem das EU-Embargo für auf See transportiertes Rohöl aus Russland in Kraft, zudem ein Preisdeckel für russisches Öl von 60 US-Dollar. "Es ist noch unklar, welchen Effekt der Preisdeckel für russisches Öl haben wird", bemerkt Rohstoffanalystin Barbara Lambrecht von der Commerzbank (ETR:CBKG).
WisdomTree zufolge überwogen in den vergangenen vier Wochen die Zuflüsse in Energie-ETCs. Torben Bendt, der bei Lang & Schwarz unter anderem Rohstoff-ETCs handelt, meldet viele Käufe für den WisdomTree Natural Gas 3x Daily Leveraged (6:3NGL), für den WisdomTree Natural Gas 3x Daily Short (6:3NGS) hingegen Käufe und Verkäufe. "Hier wird hin- und herspekuliert." Klar verkauft werde der WisdomTree Energy (3:AIGE).
Hohe Umsätze an der Börse Frankfurt wiesen in den vergangenen vier Wochen der WisdomTree WTI Crude Oil 2x Daily Leveraged (3:LOIL), der BNPP Brent Crude Oil ETC (104:BNQA), der WisdomTree Natural Gas 3x Daily Short und der WisdomTree Natural Gas 3x Daily Leveraged auf.
Rekordhoch für Euro-Goldpreis 2023?
Nach Einschätzung des Rohstoffhändlers Heraeus Precious Metals hängt die Entwicklung des Goldpreises 2023 von der Geldpolitik in den USA ab. Sollte die US-Notenbank den Leitzins über die Marke von 5 Prozent anheben, könne der Preis bis auf 1.620 US-Dollar fallen. Bei einem moderateren Zinserhöhungskurs seien aber 1.920 US-Dollar möglich. In Euro könne der Goldpreis sogar auf eine neues Allzeithoch klettern: "Sollte der Kurs des Euro im Handel mit dem US-Dollar zulegen, könnte es beim Goldpreis in Euro in den kommenden Monaten ein neues Rekordhoch geben", erklärte Henrik Marx von Heraeus Precious Metals bei Vorstellung des Jahresausblicks. In der Gemeinschaftswährung wird Gold aktuell zu 1.696 Euro gehandelt, das Rekordhoch vom März lag bei 1.902 Euro.
Gold bleibt bei Anleger*innen sehr beliebt. Auf die Frage "Könnten Sie sich generell vorstellen, in der aktuellen Situation in Gold zu investieren?" antwortete nahezu die Hälfte (48 Prozent) mit "ja" und nur 40 Prozent mit "nein", so das diesjährige Anlage-Barometer, eine repräsentative Studie des Marktforschungsinstituts Kantar Emnid im Auftrag von Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) Commodities. 42 Prozent der Befragten halten das Edelmetall für die inflationssicherste Anlageform, für nur 9 Prozent waren dies Aktien, bei ETFs liegt der Wert mit 10 Prozent kaum höher. Auf die Frage "Wie würden Sie 25.000 Euro anlegen?" haben diesmal Fonds mit 24 Prozent und Tages- und Festgeldkonten beziehungsweise Gold mit jeweils 27 Prozent die Nase vorn. Die sonst so beliebten Immobilien (20 Prozent) verloren in der Gunst der Anleger*innen ((https://www.xetra-gold.com/gold-news/news/anlage-barometer-gold-ist-beliebteste-anlageklasse/)).
Auffällig hoch ist auch das Handelsaufkommen des WisdomTree Physical Silver (3:PHAG), der auf der Umsatzliste der Börse Frankfurt den zweiten Platz belegt. Der Silberpreis ist zuletzt gestiegen und hat mit 22,75 US-Dollar das Niveau vom Jahresanfang wieder erreicht.
Industriemetalle hängen an China
Industriemetalle sind im Schnitt zuletzt wieder etwas teurer geworden, die Preise bleiben aber weit entfernt von den März-Hochs. Der WisdomTree Industrial Metals (3:AIGI) ist seit März um rund ein Drittel gefallen und weist damit seit Jahresanfang nur noch ein kleines Plus auf. WisdomTree meldet leichte Abflüsse aus Industriemetall-ETCs. "An den Industriemetallmärkten steht weiter die Covid-Politik Chinas im Fokus", stellt Commerzbank-Analystin Lambrecht fest.
von: Anna-Maria Borse, 8. Dezember 2022, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.