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Börse Frankfurt-News: Spanien und Italien auf dem Schleudersitz (Anleihen)

Veröffentlicht am 01.06.2012, 14:59
Aktualisiert 01.06.2012, 15:00
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 1. Juni 2012. Es wird dramatischer: Während Renditen für Bundesanleihen sinken und sinken, müssen Spanien und Italien immer höhere Zinsen zahlen.

Die Renditen für europäische Staatsanleihen laufen immer weiter auseinander: Bei den spanischen Anleihen sind mittlerweile wieder die Niveaus vom vergangenen Herbst erreicht, bevor die EZB stützend eingriff. 'Italien musste bei der Auktion am Mittwoch tief in die Tasche greifen, um genügend Käufer für fünf- und zehnjährige Anleihen zu finden', erklärt Arthur Brunner von ICF Kursmakler. Mit 5,66 beziehungsweise 6,03 Prozent sei man gezwungen gewesen, deutlich mehr zu bieten - und habe nicht einmal das maximale Volumen bei den Anlegern platzieren können.

Gleichzeitig setzt sich die Flucht in sichere Häfen fort: Der für Bundesanleihen richtungsweisende Euro-Bund-Future klettere im Laufe der Woche auf immer neue Höhen und markiert heute mit 146,63 abermals einen Rekord. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen fällt im Gegenzug auf unter 1,15 Prozent, die zweijährige Bundrendite lag sogar zwischenzeitlich im negativen Bereich. 'Damit haben wir hier bald Sushi-Verhältnisse', kommentiert Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft. 'In Japan liegt die Rendite für zehnjährige Anleihen bei 0,816 Prozent.'

Frankreich und Österreich aus dem Schneider

Doch auch die zuvor unter Druck geratenen französischen, niederländischen und österreichischen Staatsanleihen sind wieder gesucht. Der neue sozialistische Präsident hat Frankreich offenbar nicht geschadet, französische Staatsanleihen fielen am gestrigen Donnerstag im zehnjährigen Laufzeitbereich auf 2,375 Prozent - den tiefsten Stand aller Zeiten.

Madrid und Rom überzeugen nicht

'Die 19 Milliarden Euro, die die spanische Bankia an frischem Kapital vom Staat benötigt, lassen für den ganzen Sektor nichts Gutes erahnen', kommentiert Arthur Brunner mit Blick auf das viertgrößte spanische Institut. 'Klar ist auch, dass Spanien sein Defizitziel von 5,3 Prozent des BIP in diesem Jahr dadurch nicht erreichen kann.' Der italienischen Übergangsregierung gelinge es ebenfalls nicht, die Anleger dauerhaft zu gewinnen. 'Die zögerliche Umsetzung der Reformen und die Tatsache, dass es bei der Eintreibung von Steuern nach wie vor gravierende Missstände gibt, lassen sowohl Investoren als auch die eigene Bevölkerung an dem Kurs der Regierung zweifeln.'

Entwarnung wird es so bald wohl nicht geben: 'Auch für die kommenden Tage rechnen wir nicht damit, dass sich die derzeitigen Markttendenzen nachhaltig umkehren', meint die HSH Nordbank. Dies sei wohl erst dann möglich, wenn das zentrale Risiko, nämlich ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone, an Wahrscheinlichkeit verliere. 'Angesichts uneinheitlicher Umfrageergebnisse im Vorfeld der Wahl am 17. Juni zeichnet sich hier aber noch keine Tendenz ab.'

Praktiker taucht ab

Im Bereich der Corporate Bonds standen abermals Praktiker-Anleihen (WKN A1H3JZ) stark unter Druck, wie Rainer Petz von Close Brothers Seydler berichtet. Diese hatten sich in der ersten Maihälfte bis auf 53 Prozent erholen können, dann ging es aber wieder rasant nach unten, aktuell notiert die Anleihe bei 41 Prozent. Die neuesten Pläne der angeschlagenen Baumarktkette kommen offenbar nicht gut an: Die norddeutschen Max Bahr-Filialen sollen zu Premium-Baumärkten umgerüstet werden, die übrigen Praktiker-Märkte als eine Art Baumarkt-Discounter fungieren.

Bei Air Berlin wieder alles im Lot

Wieder zulegen konnten Petz zufolge hingegen Air Berlin-Anleihen (WKN AB100A, AB100B, AB100C), die in der Vorwoche aufgrund von Aussagen des Fluglinienchefs Mehdorn kräftig an Wert verloren hatten. Dieser hatte geäußert, die Existenz von Air Berlin sei durch die Flugbenzinsteuer bedroht. Investoren glauben das aber wohl nicht - oder setzen darauf, dass Großaktionär Etihad aus Abu Dhabi die deutsche Fluggesellschaft durchfüttern wird.

'Der Kurs der bis 2014 laufenden Anleihe (WKN AB100C) fiel von 101 Prozent vor zehn Tagen auf 92, jetzt notiert die Anleihe wieder bei 100 Prozent', erklärt Petz. Dabei kommt Air Berlin in einer Bewertung der Rating-Agentur Scope, die in dieser Woche erstmals Noten für Mittelstandsanleihen vergab, nicht gut weg: Das Unternehmen erhielt nur ein CCC-.

Lieber Währungsanleihen

Arthur Brunner meldet daneben Käufe in einer Renault-Anleihe (WKN A1ANEW) mit Kupon von 6 Prozent und Fälligkeit im Oktober 2014. Außerdem seien angesichts des schwachen Euro Währungsanleihen wieder einmal beliebt, besonders die üblichen Kandidaten: 'Gekauft wurden Anleihen in US-Dollar, südafrikanischen Rand, australischen Dollar und norwegischen Kronen.'

Linde mit Minizinsen

Mit einer neuen Anleihe ist der Industriegaseproduzent Linde (WKN A1G5R8) auf den Markt gekommen, wie Gregor Daniel meldet. Diese läuft bis Juni 2019 und wird zu 1,75 Prozent verzinst, die Stückelung beträgt 1.000 Euro. 'Die Nachfrage ist wegen der niedrigen Zinsen aber bei Null', meint der Händler. Im vergangenen Dezember hatte Linde bei einer Anleihe mit gleicher Laufzeit noch einen Zins von 3,125 Prozent bezahlt.

Schalke-Zeichnungsfrist läuft

Am Mittwoch hat im Übrigen die Zeichnungsfrist für die Mittelstandsanleihe des FC Schalke 04 (WKN A1ML4T) begonnen. Der Fußballverein bietet einen Kupon von 6,75 Prozent bei einer Laufzeit von 7 Jahren, die Stückelung beträgt 1.000 Euro. Am Markt wird von einer vorzeitigen Schließung der bis 8. Juni geplanten Zeichnungsfrist ausgegangen.

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© 1. Juni 2012 / Anna-Maria Borse

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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