Investing.com - Ein positiver Handelsauftakt zeichnet sich an der Wall Street ab. Im Zentrum stehen frische Konjunkturdaten aus den USA. Politisch sorgt Vizepräsidentin Kamala Harris mit ihrer Rede beim Parteitag der Demokraten für Aufmerksamkeit. Parallel dazu richtet sich der Blick nach Jackson Hole, wo das Treffen der Notenbanker heute im Mittelpunkt steht.
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1. Die Blicke richten sich auf Jacken Hole
Heute richten sich alle Auge auf Wyomings Grand-Teton-Nationalpark, wo Fed-Präsident Jerome Powell seine Rede auf dem jährlich stattfindenden Jackson-Hole-Symposium halten wird. Seine Worte werden wahrscheinlich den Blick des Marktes auf die kommende Geldpolitik und die Wirtschaft prägen.
Die sich abschwächenden US-Konjunkturzahlen geben der Fed grünes Licht für eine Zinssenkung, sodass die Überzeugung wächst, dass die Fed dies bereits bei ihrer nächsten geldpolitischen Sitzung im September tun wird.
Aus dem Protokoll der Fed-Sitzung vom Juli geht hervor, dass eine „große Mehrheit“ der geldpolitischen Entscheidungsträger der Meinung ist, dass die Lockerung der Geldpolitik wahrscheinlich im nächsten Monat beginnen wird. Das bedeutet, dass es in Powells Rede weniger um die weitere Gestaltung der Erwartungshaltung als vielmehr um die Beurteilung der wirtschaftlichen Lage vor dieser ersten Zinssenkung gehen könnte.
Anzeichen für eine rasche Abkühlung auf dem US-Arbeitsmarkt haben die Sorgen über eine deutliche Verlangsamung der US-Wirtschaft geschürt. Infolgedessen hat sich die Risikobereitschaft an den Märkten in dieser Woche wieder etwas abgekühlt.
Bei Goldman Sachs (NYSE:GS) geht man davon aus, dass Powell in seiner Rede und den anschließenden Interviews die Bedeutung der Datenlage und einen vorsichtigen Ansatz für Zinssenkungen betonen wird. Powell wird nach Auffassung der Experten die Bereitschaft der Fed bekräftigen, schnell zu handeln, wenn sich die wirtschaftlichen Bedingungen verschlechtern. Allerdings werde er sich nicht auf eine aggressive Lockerung der Geldpolitik ohne weitere Daten festlegen.
2. US-Märkte legen im Schatten von Jackson Hole deutlich zu
Vor der mit Spannung erwarteten Rede des Fed-Präsidenten Jerome Powell auf dem Jackson Hole Symposium, die Hinweise auf einen möglichen Beginn eines Zinssenkungszyklus der US-Notenbank liefern könnte, zeigen sich die US-Aktienmärkte vorbörslich deutlich im Plus.
Aktuell notiert der Dow Future 0,3 % höher, der S&P 500 klettert um 0,4 %, und beim Nasdaq 100 steht sogar ein Plus von 0,6 % zu Buche.
Gestern schlossen die wichtigsten Indizes an der Wall Street im Minus, belastet durch steigende Renditen bei Staatsanleihen. So schloss der S&P 500 mit 0,9 % im Minus, der technologielastige Nasdaq Composite rutschte um 1,7 % ab und der Dow Jones Industrial fiel um fast 0,4 %.
Trotz dieser Rückschläge liegen der Dow und der S&P 500 für die Woche noch leicht im Plus. Der Nasdaq hat bisher lediglich 0,1 % verloren, was auf die Hoffnung zurückzuführen ist, dass die Fed eine Lockerung der Geldpolitik signalisieren könnte.
Im Fokus der Anleger stehen heute neben den Zahlen zu Baugenehmigungen und den Verkäufen neuer Immobilien für Juli vor allem Powells Ausführungen zur künftigen Zinspolitik.
Unternehmensseitig hat Uber (NYSE:UBER) eine mehrjährige Partnerschaft mit Cruise, einer Tochter von General Motors (NYSE:GM), angekündigt. Die Kooperation sieht vor, dass selbstfahrende Fahrzeuge von Cruise auf der Uber-Plattform eingesetzt werden.
Die Aktie von Ross Stores (NASDAQ:ROST) reagiert derweil mit deutlichen Kursgewinnen auf die Anhebung der Gewinnprognose für das Geschäftsjahr 2024 und ein über den Erwartungen liegendes Ergebnis für das zweite Quartal. Das Unternehmen profitierte nach eigenen Angaben von einer gesteigerten Nachfrage nach preisreduzierter Kleidung und sinkenden Frachtkosten.
3. BoJ-Gouverneur Ueda bekräftigt Wunsch nach Zinserhöhung
Während Fed-Chef Jerome Powell heute im Rampenlicht steht, gibt es auch andere führende Zentralbanker, die in diesen unsicheren wirtschaftlichen Zeiten geldpolitische Entscheidungen treffen müssen.
Der Gouverneur der Bank of Japan, Kazuo Ueda, bekräftigte zu Beginn des Handelstags in Asien seinen Wunsch nach Zinserhöhungen. Gleichzeitig warnte er jedoch, dass die Finanzmärkte weiterhin instabil seien.
„Die kurzfristigen Zinsen in Japan sind sehr niedrig. Wenn die Wirtschaft in guter Verfassung ist, werden sie auf ein Niveau steigen, das als neutral gilt“, sagte Ueda. Er fügte jedoch hinzu, dass die Unsicherheit darüber, wohin die Zinsen letztendlich steigen werden, sehr groß ist.
Die BoJ beendete im März die Ära der Negativzinsen und hob im Juli ihren kurzfristigen Leitzins auf 0,25 % an, womit sie von ihrer jahrzehntelangen ultralockeren Geldpolitik abrückte.
In Europa beließen die geldpolitischen Entscheidungsträger der Europäischen Zentralbank die Zinssätze im letzten Monat unverändert. Noch im Juni wurde in der Eurozone aber ein Zinssenkungszyklus eingeleitet, sodass sich die Aufmerksamkeit auf die EZB-Sitzung im September gerichtet hat.
Die Zentralbank hat noch Spielraum für zwei weitere Zinssenkungen in diesem Jahr, da die Inflation im Großen und Ganzen auf dem von der Politik geplanten rückläufigen Kurs verbleibt, sagte EZB-Politiker Martins Kazaks am Donnerstag.
„Unsere Prognosen vom Juni gingen von zwei weiteren Zinssenkungen in diesem Jahr aus. Im Moment sehe ich keinen Grund, warum wir das nicht tun sollten“, sagte Kazaks, Leiter der lettischen Zentralbank. Er fügte hinzu, dass er sich erst nach der Veröffentlichung der Inflationszahlen für August und der Einsicht in die neuen Prognosen der EZB eine Meinung zur Vorgehensweise im September bilden werde.
4. Harris nimmt Nominierung der Demokraten offiziell an
Kamala Harris hat gestern in einer Rede am letzten Abend des Parteitags der Demokraten in Chicago offiziell ihre Nominierung als Kandidatin der Demokraten für das Präsidentschaftsrennen 2024 angenommen.
Steuersenkungen für die Mittelschicht seien eines der Hauptziele ihrer Präsidentschaft, sagte sie und versprach, sich für bessere Wohnverhältnisse und eine bessere soziale Versorgung einzusetzen. Harris brachte auch wiederholt die Waffenkontrolle und die Rechte zur Fortpflanzung zur Sprache ‒ zwei Themen, die bereits im Wahlkampf eine wichtige Rolle gespielt haben.
Die erste TV-Debatte zwischen Harris und Trump ist für den 10. September angesetzt, die Debatte der Bewerber auf das Amt des Vizepräsidenten für den 1. Oktober. Eine zweite Präsidentschaftsdebatte könnte im Oktober folgen.
Nachdem Präsident Joe Biden aus dem Rennen um das Weiße Haus ausgestiegen war, holte Harris in einer Reihe von Umfragen in letzter Zeit immer weiter zu Trump auf. Die US-Amerikaner und -Amerikanerinnen wählen in knapp zwei Monaten einen neuen Präsidenten.
Seit dem 1. August sind die Chancen auf einen Sieg der Republikaner im Weißen Haus um 10 Prozentpunkte gesunken. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Republikaner beide Teile des Kongresses sowie die Präsidentschaft gewinnen, ist um 4 Prozentpunkte gesunken.
5. Rohöl steuert auf Wochenverlust zu
Auch wenn der Preis für Rohöl heute im bisherigen Handelsverlauf nach oben geht, steuert das schwarze Gold auf einen Wochenverlust zu. Anhaltende Sorgen über eine nachlassende Nachfrage nach Öl setzen die Preis unter starken Druck.
Aktuell kostet US-Rohöl (WTI) 0,5 % mehr bei 73,39 Dollar pro Barrel, während die Nordseesorte Brent ebenfalls um 0,5 % zulegt und bei 77,62 Dollar pro Barrel gehandelt wird.
Beide Benchmarks erreichten in dieser Woche ihren niedrigsten Stand seit Anfang Januar, wobei Brent in dieser Woche bisher rund 3 % verloren hat. Bei WTI beträgt das Wochenminus bereits fast 5 %.
Neuste Daten aus China, dem weltweit größten Ölimporteur, deuten derweil auf eine sich abschwächende Wirtschaftstätigkeit und eine nachlassende Ölnachfrage seitens der dortigen Raffinerien hin. Darüber hinaus hat die drastische Korrektur der US-Arbeitsmarktdaten nach unten Anfang der Woche die Sorgen vor einer harten Landung der US-Wirtschaft erneut entfacht.
Für zusätzlichen Preisdruck sorgte auch ein Vorstoß für einen Waffenstillstand im Gazastreifen zwischen Israel und der Hamas. Delegationen aus den USA und Israels trafen sich in Kairo, um Differenzen über einen Waffenstillstandsvorschlag beizulegen.
Befürchtungen über eine Ölschwemme hatten bei den Händlern ebenfalls für Sorgenfalten gesorgt, nachdem die US-Ölproduktion Anfang August auf ein Rekordhoch von über 13 Millionen Barrel gestiegen war. Unterdessen plant die OPEC+ die Produktion noch in diesem Jahr zu erhöhen.
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