WERNAU/WETZLAR (dpa-AFX) - Im Zuge der Querelen um das Heizungsgesetz der Bundesregierung sind zuletzt bei der Bosch Home Comfort Group deutlich weniger Wärmepumpen bestellt worden. "Die lange unklare Förderung hat Ende vergangenen und Anfang dieses Jahres zu einem starken Rückgang bei der Nachfrage nach Wärmepumpen in Deutschland geführt", sagte Geschäftsführer Jan Brockmann der Deutschen Presse-Agentur. Er rechnet damit, dass sich diese Delle noch bis zur Mitte des Jahres hinziehen wird.
Für die Zeit danach gab sich Brockmann vorsichtig zuversichtlich: "Ich glaube, dass sich die unterliegende Problematik, die durch die Unklarheit bei der Förderung geschaffen wurde, sukzessive auflöst und die Kunden erkennen: Das neue Fördersystem funktioniert und ist attraktiv." Im zweiten Halbjahr rechnete er daher mit einer besseren Nachfrage.
Deutlich schwieriger seien hingegen die grundsätzlichen wirtschaftlichen Bedingungen in Deutschland, speziell im Bausektor. "In diesem und nächstem Jahr werden sich Sanierung und Neubau wohl erstmal nicht nachhaltig erholen", sagte Brockmann. Danach hänge vieles von den durch die Politik gesetzten Anreizen in diesem Bereich ab. Der Installateursmangel hat sich laut Brockmann aber unter anderem dadurch entschärft: "Aufgrund der schlechten Auftragslage im Bausektor sind Kapazitäten für die Heizungsinstallation freigeworden, die ich mir unter Volllast am Bau so nicht hätte vorstellen können", sagte er. Hinzu kämen steigende Ausbildungszahlen und eine höhere Produktivität durch Trainingsprogramme.
Umsatz der Bosch-Tochter legte 2023 zu - Ausblick gedämpft
Vergangenes Jahr war die Bosch-Tochter mit Verwaltungssitz in Wetzlar erneut gewachsen. Ihr Erlös stieg um elf Prozent zum Vorjahr auf rund fünf Milliarden Euro. Gemessen am Umsatz habe das Wärmepumpen-Geschäft in Deutschland um 84 Prozent, das mit hybriden Heizsystemen um 46 Prozent zugelegt. Die Beschäftigtenzahl lag mit rund 14 600 Menschen leicht höher als im Vorjahr. Verkaufszahlen oder das Ergebnis nannte die Bosch Home Comfort Group, die bis Frühjahr 2023 Bosch Thermotechnik hieß, nicht.
2022 hatte die Nachfrage nach Wärmepumpen geboomt und das Wachstum bei der Bosch-Tochter angetrieben. Grund war die Verunsicherung um die fossile Energieversorgung nach dem russischen Angriff Russlands auf die Ukraine. Diese unheimliche Nachfrage sei 2023 abgebaut worden sei, sagte Brockmann. Angesichts der Nachfragekrise bei Wärmepumpen dämpfte er aber die Erwartungen für das laufende Jahr: "Wenn sich das erste Halbjahr aber nicht gut darstellt, dann ist es schwer, Rekorde aus 2023 zu schlagen." Stellenstreichungen wie in anderen Bosch-Sparten seien in Deutschland aktuell kein Thema.
Wärmepumpen ziehen Wärme aus der Umgebung, also zum Beispiel aus der Luft oder dem Erdreich, und heizen damit die Gebäude. Wird dafür nachhaltig erzeugter Strom verwendet, entfallen Klimabelastungen durch CO?-Emissionen. Hybride Heizsysteme bestehen aus einer kleinen Wärmepumpe und einem Brennwertgerät, das zum Beispiel auf Gas oder Öl setzt.