FRANKFURT (dpa-AFX) - Deutsche Bundesanleihen haben am Freitag ihre Kursverluste ausgeweitet. Am Mittag fiel der richtungsweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future um 0,12 Prozent auf 166,75 Punkte. Zehnjährige Bundesanleihen rentierten mit bis zu 0,20 Prozent. Das ist der höchste Stand seit fast drei Jahren. Die Rendite fünfjähriger Papiere stieg erstmals seit Frühjahr 2018 über die Nulllinie. Auch andere Anleihemärkte im Euroraum standen unter Druck.
Für Zinsauftrieb sorgt weiterhin die Geldpolitik. Auslöser des jüngsten Schubs waren Äußerungen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde vom Vortag. Nach Einschätzung vieler Analysten gab Lagarde nach der Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) klare Hinweise auf eine absehbar straffere Geldpolitik. Hintergrund der Kehrtwende ist die hohe Inflation im Währungsraum von zuletzt 5,1 Prozent. Die Entwicklung habe im EZB-Rat durchweg Sorgen hervorgerufen, erklärte Lagarde.
Bankanalysten können sich vorstellen, dass die EZB ihre Wertpapierkäufe APP im laufenden Jahr komplett einstellt, möglicherweise im dritten Quartal. Danach könnten Zinsanhebungen folgen. Die Commerzbank (DE:CBKG) rechnet mit zwei Schritten in diesem Jahr um insgesamt 0,5 Prozentpunkte. Gegen Jahresende wäre der seit längerem negative Einlagensatz, der wegen der hohen Überschussliquidität im Bankensystem zurzeit als faktischer Leitzins fungiert, damit wieder an der Nulllinie angelangt.
Vor dem Wochenende steht der US-Arbeitsmarkt im Mittelpunkt. Die Regierung veröffentlicht ihren monatlichen Bericht für Januar. Analysten rechnen angesichts der Omikron-Welle mit einem nur leichten Beschäftigungsaufbau, sind aber aufgrund sehr schwacher Zahlen des Dienstleisters ADP von Mitte der Woche gewarnt. ADP hatte sogar einen Arbeitsplatzabbau in der Privatwirtschaft gemeldet. Die Zahlen gelten als Indikator für die Regierungsdaten, wenn auch nicht immer als ein zuverlässiger./bgf/jsl/jha/