Investing.com - Vor dem Hintergrund bevorstehender Inflationsdaten und wachsender Unsicherheit über einen möglichen Shutdown der US-Regierung tendieren die US-Aktienmärkte vorbörslich ins Minus. Zusätzliche Sorgen bereiten neue Zollandrohungen des designierten US-Präsidenten Donald Trump gegenüber der Europäischen Union.
1. Frische Inflationsdaten
Die wichtigsten Zentralbanken der Welt haben ihre geldpolitischen Entscheidungen für dieses Jahr bereits getroffen. Bevor sich die Märkte in die Weihnachtspause verabschieden, richtet sich der Fokus der Anleger heute auf einen entscheidenden Datenpunkt: den Kernindex der persönlichen Konsumausgaben – den von der US-Notenbank (Fed) bevorzugten Inflationsmaßstab.
Die Inflation rückt wieder stärker in den Fokus der Fed, nachdem die US-Verbraucherpreise im November so stark gestiegen sind wie seit sieben Monaten nicht mehr. Gleichzeitig bleibt die Sorge vor einem möglichen Handelskrieg bestehen, ausgelöst durch potenzielle Zölle der USA auf China und die EU – ein Szenario, das zusätzliche Inflationsgefahren birgt.
Die Fed hat auf diese Risiken bereits reagiert und Anfang der Woche ihre Prognose für weitere Zinssenkungen im Jahr 2025 von vier auf zwei reduziert.
Die hawkishe Tonlage der jüngsten Fed-Kommunikation signalisiert, dass die Wahrscheinlichkeit weiterer Zinssenkungen im kommenden Jahr deutlich gesunken ist – möglicherweise wird es sogar gar keine Senkungen geben. Sollte der Kernindex für die persönlichen Konsumausgaben stärker steigen als erwartet, könnten die Märkte empfindlich darauf reagieren.
Aktuell wird ein Anstieg des Kernindex für die persönlichen Konsumausgaben im November um 2,9 % im Vergleich zum Vorjahr prognostiziert, nachdem im Vormonat ein Zuwachs von 2,8 % verzeichnet wurde.
2. Drohender Shutdown lähmt US-Börsen (ETR:SXR4)
Der drohende Shutdown der US-Regierung hat die US-Aktienmärkte heute erneut unter Druck gesetzt. Der Dow Future verliert aktuell 0,4 %, der S&P 500 fällt um 0,5 %, und der Nasdaq 100 gibt sogar um 0,8 % nach.
Die Marktstimmung wird durch das Scheitern eines von Trump unterstützten Gesetzesentwurfs zur kurzfristigen Finanzierung der US-Regierung belastet. Die republikanische Initiative zur Vermeidung eines Shutdowns scheiterte am Donnerstag im Kongress. Ohne eine Einigung droht der US-Regierung heute ein teilweiser Stillstand.
Die Unsicherheit hat sich bereits spürbar auf die US-Börsen ausgewirkt: Der S&P 500 und der Dow Jones Industrial sind im bisherigen Wochenverlauf um mehr als 3 % gefallen. Der NASDAQ Composite verzeichnet ein Minus von rund 2 %.
Aus wirtschaftlicher Sicht richtet sich der Fokus der Anleger heute auf die Veröffentlichung des Index zur Verbraucherstimmung der University of Michigan sowie des Kernindex zu den persönlichen Konsumausgaben.
Auch auf Unternehmensseite gibt es heute potenziell marktbewegende Nachrichten: Der Logistikriese FedEx (NYSE:FDX) und der Sportartikelhersteller Nike (NYSE:NKE) stehen besonders im Rampenlicht.
3. Shutdown der US-Regierung rückt näher
Ein teilweiser Shutdown der US-Regierung rückt näher, nachdem ein von Donald Trump unterstütztes Ausgabengesetz am späten Donnerstag im US-Repräsentantenhaus gescheitert ist.
Führende Republikaner hatten die neue Vereinbarung ausgehandelt, nachdem eine frühere Initiative, die vom Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, unterstützt wurde, bereits durch den designierten US-Präsidenten Donald Trump blockiert worden war.
Doch mehrere Vertreter des konservativen Parteiflügels verweigerten ihre Zustimmung zu einem Paket, das die Staatsausgaben weiter erhöhen und die US-Staatsverschuldung von bereits 36 Billionen Dollar um weitere Billionen ausweiten würde.
Da bislang keine Einigung erzielt wurde, droht der US-Regierung heute um Mitternacht das Geld auszugehen. Sollte es bis dahin keine Fristverlängerung geben, wird ein teilweiser Shutdown unvermeidlich. In diesem Fall könnten die Gehaltszahlungen für mehr als zwei Millionen Bundesbedienstete ausgesetzt werden.
Laut Schätzungen von Goldman Sachs (NYSE:GS) würde jede Woche des Stillstands das vierteljährliche BIP-Wachstum um 0,15 Prozentpunkte schmälern. Allerdings sei mit einer entsprechenden Erholung zu rechnen, sobald die US-Regierung wieder voll einsatzfähig ist.
4. Trump droht der EU mit Zöllen
Ein Handelskrieg zwischen den USA und der Europäischen Union ist wahrscheinlicher geworden, nachdem der designierte US-Präsident Donald Trump mit Zöllen gedroht hat, sollte die EU ihr Handelsdefizit mit den USA nicht durch vermehrte Käufe von amerikanischem Öl und Gas reduzieren.
„Ich habe der Europäischen Union gesagt, dass sie ihr enormes Defizit mit den USA durch den Kauf unseres Öls und Gases im großen Stil ausgleichen muss“, schrieb Trump auf der Plattform Truth Social.
„Andernfalls heißt es ZÖLLE ohne Ende!!!“, fügte er in seiner gewohnt direkten Art hinzu.
Trump ist für seine aggressive Handelspolitik bekannt und hat in der Vergangenheit mehrfach Strafzölle gegen wichtige Handelspartner wie China, Mexiko und Kanada angedroht oder eingeführt. Jetzt scheint die Europäische Union ins Visier seiner Handelspolitik geraten zu sein.
Nach Angaben der US-Regierung waren die USA 2023 mit einem Anteil von 19,7 % der größte Abnehmer von EU-Exporten. Im Jahr 2022 belief sich das US-Handelsdefizit mit der Europäischen Union für Waren und Dienstleistungen auf insgesamt 131,3 Milliarden Dollar.
5. Ölpreis steuert auf Wochenverlust zu
Der Ölpreis steht heute unter Druck, belastet durch einen stärkeren Dollar und anhaltende Sorgen über eine schwächere Nachfrage.
Aktuell notiert US-Rohöl (WTI) 2,3 % niedriger bei 68,97 Dollar je Barrel, während die Nordseesorte Brent um 0,6 % auf 72,47 Dollar je Barrel nachgibt.
Die Benchmarks steuern auf wöchentliche Verluste von rund 3 % zu, nachdem der Dollar ein neues 2-Jahres-Hoch erreicht hat. Gleichzeitig zeigt sich die US-Notenbank zunehmend restriktiv in Bezug auf künftige Zinssenkungen, was zusätzliche Belastungen für die Märkte schafft.
Ein stärkerer Dollar verteuert Öl für Investoren, die in anderen Währungen handeln, während ein langsameres Tempo bei Zinssenkungen das Wirtschaftswachstum bremst und die Ölnachfrage dämpfen könnte.
Auch auf der Nachfrageseite gibt es keine Entwarnung: In China bleiben Details zu geplanten Konjunkturmaßnahmen weiterhin vage, während in den USA Anzeichen einer nachlassenden Kraftstoffnachfrage die Marktstimmung zusätzlich belasten.