Investing.com - Der Countdown läuft, die Spannung steigt, und die Welt hält den Atem an. Mit einem düsteren Unterton in seiner Stimme mahnte JPMorgan-Chef Jamie Dimon am Donnerstag eindringlich vor den Folgen eines möglichen Zahlungsausfalls der USA. Ein Donnergrollen erfasste die Märkte, als er sagte, je näher ein möglicher Zahlungsausfall der USA rücke, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit, dass die Märkte in Panik geraten würden.
Ein tatsächliche Pleite wäre "potenziell katastrophal" für das Land, räumte Dimon in einem Interview mit Bloomberg ein. Er erwarte jedoch, dass ein solches Horrorszenario abgewendet werden könne. Denn am Ende würden der Kongress und der Präsident gezwungen sein, auf die wachsenden Sorgen zu reagieren.
Dennoch gilt: "Je näher wir diesem Punkt kommen, desto größer wird die Panik" in Form von volatilen Aktienmärkten und Verwerfungen am Bondmarkt.
Erste Anzeichen von Panik sind bereits am Bondmarkt zu beobachten: So schloss die Rendite 3-monatiger T-Bills am Mittwoch mit 5,197 % nur knapp unter ihrem bisherigen Höchststand aus dem Jahr 2001, während die Einmonatsrendite am Donnerstag mit 5,802 % den höchsten Stand seit der ersten Ausgabe von Bills mit dieser Laufzeit im Jahr 2001 erklomm.
Dimon stimmt in den wachsenden Chor zahlreicher prominenter Vertreter aus Wirtschaft und Politik ein, die katastrophale Prognosen über die Folgen eines Scheiterns der Anhebung oder Aussetzung des US-Schuldenlimits und eines Zahlungsausfalls der weltgrößten Volkswirtschaft bei ihren Bonds gemacht haben.
US-Finanzministerin Janet Yellen bezeichnete die Vorstellung eines Zahlungsausfalls als "undenkbar" und meinte, dies würde zu einer wirtschaftlichen und finanziellen Katastrophe führen. Vor etwa einer Woche warnte Yellen, dass den USA ohne eine Einigung über die Schuldengrenze am 1. Juni das Geld ausgehen würde.
"Wenn Panik ausbricht, dann müssen die Leute reagieren", sagte Dimon. Aber "das ist eine sehr schlechte Idee, denn Panik entwickelt sich zu etwas, das nicht gut ist", fuhr er fort. "Das könnte andere Märkte auf der ganzen Welt beeinträchtigen. Das ist sehr bedauerlich. So etwas sollte nie passieren."
JPMorgan (NYSE:JPM), die größte US-Bank mit einem Vermögen von rund 3,7 Billionen Dollar, habe sich auf das Risiko eines Zahlungsausfalls der USA vorbereitet, erklärte Dimon. Denn ein solches Ereignis würde sich auf die gesamte Finanzwelt auswirken und "Verträge, Sicherheiten, Clearinghäuser und Kunden auf der ganzen Welt" betreffen, warnte er.
Der "War-Room" der Bank trifft sich derzeit einmal wöchentlich, ab dem 21. Mai dann täglich und danach dreimal täglich, sagte der Chef der US-Bank.
Am Ende forderte er die Politiker der beiden größten amerikanischen Parteien auf, sich auf Kompromisse einzulassen, um ein desaströses Szenario abzuwenden. "Bitte handelt einen Deal aus", forderte Dimon in Richtung der Verantwortlichen in Washington.
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