BERLIN (dpa-AFX) - Im Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn sind die Verhandler der Verkehrsgewerkschaft EVG zufolge einem Tarifabschluss "einen Schritt näher gekommen". In verschiedenen Arbeitsgruppen seien sowohl Themenkomplexe des Arbeitgebers wie auch Forderungen der EVG erörtert und dabei um gangbare Kompromisslinien gerungen worden. "Abschließende Vereinbarungen gibt es bislang allerdings nicht" sagte EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch am Mittwoch laut einer Mitteilung. "Entscheidend ist für uns, dass am Ende das Gesamtpaket stimmt. Nur dann werden unsere Tarifkommissionen zustimmen."
Die EVG steckt seit Ende Februar mit der DB und Dutzenden weiteren Eisenbahn-Unternehmen in Gesprächen über höhere Löhne und Gehälter für insgesamt gut 230 000 Beschäftigte. Der Fokus liegt dabei auf den Verhandlungen mit der DB, dort arbeiten etwa 180 000 dieser Beschäftigten. Die Gewerkschaft fordert von den Arbeitgebern einen Festbetrag von mindestens 650 Euro pro Monat mehr oder zwölf Prozent bei den oberen Lohngruppen. Die Laufzeit soll nach ihren Vorstellungen zwölf Monate betragen.
Die Bahn hatte bei Verhandlungen Ende Mai in Fulda je nach Einkommensgruppe zwölf, zehn beziehungsweise acht Prozent mehr in mehreren Stufen in Aussicht gestellt. Die Laufzeit soll bei 24 Monaten liegen - also doppelt so lang wie von der Gewerkschaft gefordert. Die erste Erhöhungsstufe soll laut DB-Angebot noch dieses Jahr kommen. Hinzu kommt eine Inflationsausgleichsprämie in mehreren Zahlungen von insgesamt 2850 Euro.
Die größten Herausforderungen lägen noch vor den Verhandlern, sagte Loroch. "Bislang haben wir noch nicht über die zu vereinbarende Lohnerhöhung und die Laufzeit des neuen Tarifvertrages verhandelt. Da liegt noch viel Konfliktpotenzial drin, denn die Erwartungshaltung der Kolleginnen und Kollegen ist groß - und damit auch die Streikbereitschaft", sagte er.
Die aktuelle Verhandlungsrunde hat am Montag in Berlin begonnen und soll nach aktuellem Stand bis Freitag andauern.