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EZB, Fed: Der Tanz auf Messers Schneide – JSS SAM

Veröffentlicht am 13.04.2023, 16:03
© Investing.com

Von Laura Sanchez

Investing.com – Es war ein ereignisreicher Monat an den Finanzmärkten. Erstmals seit langer Zeit rückten die Inflationsängste der Anleger in den Hintergrund. Grund war die Sorge um die Stabilität zunächst mehrerer Regionalbanken in den USA, dann um die älteste Grossbank der Schweiz, die aufgrund von Liquiditätsproblemen in Schieflage gerieten und damit Finanzstabilitätsrisiken mit einem Paukenschlag in die Wahrnehmung der Investoren rückten. Zentralbanken reagierten unmittelbar mit umfangreichen Notfall-Liquiditätsmassnahmen und Garantien, um Finanzmärkte und Anleger zu beruhigen und die Gefahr einer um sich greifenden Vertrauenskrise in das Finanzsystem einzudämmen.

Philipp E. Bärtschi, CIO bei J. Safra Sarasin Sustainable AM, erläutert die aktuelle Situation der Zentralbanken. "Die Konsequenz ist, dass aus dem Dilemma zwischen Inflations- und Rezessionsrisiken, dem Zentralbanken zuvor gegenüberstanden, nun ein wahrer Drahtseilakt zwischen der Gewährleistung von Inflationsglaubwürdigkeit und Finanzstabilität wurde. All dies hat die Unsicherheit über den künftigen Kurs der Geldpolitik erhöht und sich in erratischen Zinsbewegungen niedergeschlagen. Die Veränderung der Rendite für zweijährige US-Staatsanleihen in den Tagen nach den Pleiten der US-Regionalbanken war so groß wie seit dem Börsencrash im Oktober 1987 nicht mehr", stellt er fest.

Seiner Meinung nach werden die Ereignisse der letzten Wochen die Banken dazu veranlassen, ihre bereits strengen Kreditvergabestandards weiter zu verschärfen und die Finanzierungskosten zu erhöhen, was die Investitions- und Verbrauchernachfrage belasten dürfte. Damit verdichten sich die Anzeichen für eine bevorstehende Rezession.

Glaubwürdigkeit durch weitere Zinserhöhungen schaffen

"Zentralbanken haben trotz der jüngsten Ereignisse ihren Zinserhöhungszyklus fortgesetzt. Das bedeutet nicht, dass die Währungshüter diese nicht ernst nehmen würden. Vielmehr wollen sie damit eine zweigleisige Strategie verfolgen, mit umfangreichen Liquiditätsmassnahmen zur Stabilisierung des Bankensystems auf der einen Seite, und weiteren Zinserhöhungen, um die Nachfrage und damit die nach wie vor zu hohe Inflation zu senken auf der anderen Seite. Welchen Umfang diese Liquiditätsmassnahmen haben, zeigt ein Blick auf die Zentralbankbilanz der US-Notenbank, die innerhalb von zwei Wochen um 400 Milliarden USD gestiegen ist. Das entspricht in etwa zwei Drittel des «Quantitative Tightening» (QT) der vergangenen zwölf Monate", betont Bärtschi.

"Hinsichtlich der Einschätzung der weiteren Zinsentwicklung klaffen die Einschätzungen des Marktes und der US-Notenbank mittlerweile weit auseinander. Während die Zinsprojektionen der Fed-Mitglieder, der sogenannte «Dot-Plot», eine weitere Zinserhöhung anzeigt, preisen die Zinskontrakte Zinssenkungen noch in diesem Jahr ein. Hochqualitative Anleihen dürften in diesem Umfeld jedenfalls weiterhin unterstützt bleiben", fügt er hinzu.

Vorsichtige Positionierung erforderlich

"Trotz erster Kollateralschäden im Bankensektor aufgrund der starken und schnellen Zinserhöhungen der grossen Zentralbanken hat sich der Aktienmarkt recht robust gezeigt. Insgesamt waren die Verluste an den Aktienmärkten bisher gering: Europäische Titel notieren gegenüber Jahresbeginn nach wie vor im Plus, und der Rückgang seit dem Höchststand von Anfang März betrug rund 8 %, also weit entfernt von einem Bärenmarkt. Ähnliches gilt für US-Aktien. Die gestiegene Wahrscheinlichkeit einer US-Rezession in den kommenden 12 Monaten ist jedoch kein positives Umfeld für die Anlageklasse. Unternehmensgewinne und -margen dürften unter Druck bleiben und Bewertungen angesichts einer höheren Risikoaversion sinken. In diesem Umfeld sind defensive Segmente des Marktes und Unternehmen mit robusten Bilanzen zu bevorzugen.", sagt Bärtschi.

Die Unsicherheit bleibt hoch

Laut Bärtschi dürften "die jüngsten Verwerfungen aufgrund der umfangreichen Massnahmen der grossen Zentralbanken sukzessive abklingen. Ein Übergreifen der Bankenkonkurse auf den gesamten Finanzsektor und damit die Entwicklung einer systemischen Krise erachten wir für unwahrscheinlich. Banken in den USA und Europa weisen deutlich robustere Bilanzen und Liquiditätsdeckungsgrade auf als noch zu Zeiten der globalen Finanzkrise. Doch die Unsicherheit hinsichtlich einer nachhaltigen Wiederherstellung des Vertrauens in das Bankensystem ist hoch. Investoren werden daher die weiteren Entwicklungen im Finanzsektor mit Argusaugen verfolgen."

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