Investing.com - Die Europäische Zentralbank hat wie erwartet den Leitzins für den Euroraum erneut gesenkt und signalisiert, dass eine weitere Lockerung im kommenden Jahr wahrscheinlich ist. Den europäischen Währungshütern macht die schwächelnde Wirtschaft im Euroraum weiterhin Sorgen. Allerdings liegt die Inflation nahezu wieder im Zielbereich von 2 %.
Erwartungsgemäß haben die EZB-Verantwortlichen den Leitzins für Einlagen um 25 Basispunkte auf 3,0 % gesenkt, während der Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte auf 3,15 % abgesenkt wurde.
Die EZB hat dieses Jahr bereits drei Zinssenkungen vorgenommen. Dennoch hat sich die Debatte darauf verlagert, ob die EZB ihre Geldpolitik schnell genug lockert, um die von Rezession bedrohte Wirtschaft der EU zu stützen, die zudem mit politischer Instabilität im Inneren und der Aussicht auf einen neuen Handelskrieg mit den USA zu kämpfen hat.
Im November lag die Inflation im Euroraum bei 2,3 % und damit geringfügig über dem von der EZB angestrebten Wert von 2,0 %. Dennoch dürften die neuen Prognosen der EZB darauf hindeuten, dass die Inflation in einigen Monaten wieder auf den Zielwert absinkt.
Gleichzeitig wachsen aber die Volkswirtschaften in der Region kaum, wobei das Bruttoinlandsprodukt nach den Anfang des Monats veröffentlichten Daten im 3. Quartal um 0,4 % gestiegen ist. Politische Unruhen in Frankreich und die bevorstehenden Neuwahlen in Deutschland tragen allerdings erheblich zur Unsicherheit bei.
Darüber hinaus hat die Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten die Wahrscheinlichkeit für einen Handelskrieg erhöht, da er dem Euroraum zuvor mit hohen Zöllen gedroht hat, insbesondere für die Autoindustrie.
Vor diesem Hintergrund rechnen die Anleger mit einer Senkung bei jeder Sitzung im nächsten Jahr bis Juni, gefolgt von mindestens einem weiteren Zinsschritt in der zweiten Jahreshälfte 2025. Schlussendlich erwarten die Märkte, dass sich der Einlagensatz bis Jahresende 2025 auf mindestens 1,75 % verringert.
Kurz zuvor hat die Schweizerische Nationalbank heute ihren Leitzins um 50 Basispunkte gesenkt, um dem starken Schweizer Franken und der niedrigen Inflation entgegenzuwirken.