Von Geoffrey Smith
Investing.com – Die Europäische Zentralbank wird angesichts der starken Inflation die Zinssätze nach der Sitzung in diesem Monat weiter anheben müssen, sagte der Chefökonom der EZB, Philip Lane, am Montag.
"Die aktuellen Informationen über den Inflationsdruck deuten darauf hin, dass es angemessen ist, die Zinssätze über unsere März-Sitzung hinaus weiter anzuheben", sagte Lane, dessen Ansichten innerhalb des EZB-Direktoriums in Frankfurt am Main einen hohen Stellenwert einnehmen. Allerdings legte er sich nicht auf das Ausmaß einer weiteren Straffung über den März hinaus fest.
"Während es bei der Energieinflation eine klare Trendwende gegeben hat und bei der Lebensmittelinflation einige Anzeichen für eine Verlangsamung zu erkennen sind, hat die Dynamik der Kerninflation nicht nachgelassen", erklärte Lane und betonte, dass "die Dynamik bei den Konsumgütern weiterhin ausgeprägt ist."
Höher als erwartet ausgefallene Verbraucherdaten für Februar – insbesondere die Kerninflation, die sich auf 5,6 Prozent beschleunigte – hatten in der vergangenen Woche einen starken Ausverkauf bei den Anleihen der Eurozone ausgelöst. Die Anleger preisten die Erwartung ein, dass die EZB ihren Einlagenzins bis zum Jahresende auf ein Allzeithoch von 4 Prozent anheben und erst im Jahr 2024 eine Kurskorrektur vornehmen könnte.
Die EZB hat eine Anhebung ihrer drei Leitzinsen um 50 Basispunkte auf ihrer Sitzung am 16. März praktisch fest eingeplant. Viele Analysten rechnen bereits mit einer ähnlichen Anhebung auf der Sitzung im Mai. Die Äußerungen von Lane, die wohl ranghöchsten "Taube" bei der EZB, lassen darauf schließen, dass es in Frankfurt wenig Widerstand gegen diese Idee gibt.
Lane räumte ein, dass sich die Auswirkungen der verschiedenen Preisschocks durch die Pandemie und den Einmarsch Russlands in der Ukraine nur allmählich abschwächen. Die Gesamtinflation wird lange genug hoch bleiben, um die Inflationserwartungen in der Bevölkerung nach oben zu verschieben.
Gleichzeitig wies er jedoch darauf hin, dass die Auswirkungen der Energiepreisentwicklung auf die Kerninflation jetzt deutlicher zu spüren seien als vor der Pandemie. Er äußerte die Hoffnung, dass sich der Einbruch der Energiegroßhandelspreise in den vergangenen Monaten rasch in einem Rückgang der Gesamtinflationsrate niederschlagen könnte.
Der Euro notierte nach Lanes Rede weitgehend unverändert. Gegen 12 Uhr lag er weniger als 0,1 Prozent im Minus bei 1,0627 Dollar. Die Renditen zehnjähriger Anleihen fielen jedoch stark, denn die deutsche Bund-Rendite gab um 7 Basispunkte auf 2,58 Prozent und die italienische BTP-Rendite um 11 Basispunkte auf 4,43 Prozent nach.