FRANKFURT (dpa-AFX) - Deutschlands Genossenschaftsbanken haben 2023 von den gestiegenen Zinsen profitiert und in Summe mehr verdient als ein Jahr zuvor. Der Vorsteuergewinn kletterte um fast 6,2 Milliarden Euro auf rund 10,7 Milliarden Euro, wie der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) am Mittwoch mitteilte. Auch der Überschuss der 697 (Vorjahr: 737) Institute lag trotz einer höheren Steuerlast und deutlich mehr Rücklagenbildung für allgemeine Risiken mit rund 3,5 (3,3) Milliarden Euro gemäß vorläufigen Zahlen über Vorjahresniveau.
Die negativen Folgen der Zinswende haben die Institute weitgehend verdaut: 2022 hatte der rasante Zinsanstieg zu Kursverlusten an den Märkten etwa für Staatsanleihen geführt und den Genossenschaftsbanken Abschreibungen von insgesamt 5,7 Milliarden Euro eingebrockt. Zum Teil griffen die Institute seinerzeit auf ihre Vorsorgereserven zurück, um die Wertberichtigungen aufzufangen. 2023 kehrte sich das Bild ins Positive: In der Jahresbilanz stehen nun Zuschreibungen und Wertaufholungen bei Wertpapiereigenanlagen von 1,4 Milliarden Euro, weil die Kurse wieder stiegen.
"Also alles gut, könnte man meinen. Leider nein. Auch wenn der meteorologische Frühling begonnen hat, gibt es noch keine klaren Zeichen dafür, dass sich die Wirtschaft aus ihrer Winterstarre befreit hat", führte BVR-Präsidentin Marija Kolak in Frankfurt aus. Die Risiken, dass Kredite nicht mehr bedient werden, haben nach Einschätzung des Verbandes zugenommen. Im Kreditgeschäft gab es den Angaben zufolge im vergangenen Jahr in Summe Abschreibungen und Wertberichtigungen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro. Der BVR betonte jedoch zugleich, die Genossenschaftsbanken seien "gut kapitalisiert für weiteres Wachstum und für Risikoszenarien".
Grundsätzlich profitieren Banken davon, dass die Europäische Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die hohe Inflation die Leitzinsen im Euroraum seit Juli 2022 zehnmal angehoben hat. Geldhäuser bekommen seither wieder Zinsen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Zudem verdienen Banken und Sparkassen zum Beispiel an höheren Kreditzinsen. Der Zinsüberschuss der Genossenschaftsbanken stieg nach BVR-Angaben binnen Jahresfrist um 15,4 Prozent auf rund 20,6 Milliarden Euro. Der BVR berücksichtigt in den Zahlen unter anderem die Volks- und Raiffeisenbanken sowie die Sparda-Banken.