🧐 ProPicks KI Oktober-Update: Welche Aktien haben es geschafft?Jetzt reinschauen

Hohe Inflation und drohender Wirtschaftskollaps – was läuft schief in diesem Land?

Veröffentlicht am 05.07.2023, 16:26
© Investing.com

Investing.com – Wirtschaftsdaten scheinen eine einfache Möglichkeit zu sein, sich einen Überblick über den Zustand eines Landes zu verschaffen. Sie bergen jedoch auch die Gefahr, voreilige Rückschlüsse zu ziehen, denn die Zahlen vermitteln gerne ein trügerisches Bild. Nur wer sich aktuell die Details ansieht, merkt schnell, dass es um die Wirtschaft längst nicht so rosig bestellt ist, wie es den Anschein hat.

Die Beschäftigungszahlen außerhalb der Landwirtschaft geben augenscheinlich keinen Grund zur Sorge, wenn man nicht beachtet, dass sie lediglich die Zahl der Arbeitsplätze und nicht die der tatsächlich Erwerbstätigen widerspiegeln. Damit wird verschleiert, dass die positiven Ergebnisse darauf beruhen, dass immer mehr Menschen darauf angewiesen sind, mehreren Jobs nachzugehen.

Ähnlich sieht es bei den Auftragseingängen für langlebige Gebrauchsgüter aus. Das gute Headline-Ergebnis lässt nicht erahnen, dass die Kern-Auftragseingänge weiter sinken und die Zugewinne zu einem großen Teil aus dem Rüstungssektor kommen, wie der Wirtschaftsexperte Daniel Lacalle feststellt.

Somit zeichnet sich bereits entgegen den offiziellen Darstellungen einer robusten Wirtschaft ab, dass einiges im Argen liegt. An und für sich gar nicht so schlecht, denn die Zentralbank beabsichtigt mit den hohen Zinsen eine Abkühlung der Wirtschaft, damit die Inflation fällt.

Lacalle verweist jedoch darauf, dass es die Politik der US-Regierung ist, welche dafür sorgt, dass das Fed-Inflationsziel von 2 Prozent unerreichbar ist.

Die mittlerweile unter Kontrolle geglaubte Inflation wurde auch durch die Geldgeschenke an jeden US-Haushalt im Rahmen der Corona-Pandemie befeuert. Doch während viele anfänglich dachten, dass die üppigen Geldgeschenke ein Segen seien, entpuppten sich diese als ein Bumerang.

Lacalle bezieht sich auf eine Studie von Bloomberg Economics, laut der die 40 Prozent der einkommensschwächsten Haushalte heute inflationsbedingt 1200 Dollar weniger liquide Mittel zur Verfügung haben als vor der Pandemie.

Auch die Biden-Regierung beging bereits mehrere verheerende Fehler, wie Lacalle feststellt. Die mit neuen Milliardenschulden finanzierten Konjunkturprogramme haben das Ziel, die Nachfrage anzukurbeln. An sich eine gute Idee. Wenn man jedoch die Nachfrage in einem Markt mit Vollbeschäftigung anheizt, der bereits an der Kapazitätsgrenze produziert, dann schafft das nicht mehr Arbeitsplätze, sondern treibt lediglich die Preise in die Höhe.

Der sogenannte Inflation Reduction Act in Höhe von 500 Milliarden Dollar wird laut Lacalle seiner Bezeichnung nicht gerecht, weil er genau das Gegenteil bewirkt. Die hier zugesagten Investitionen in erneuerbaren Energien unterstützen einen Sektor, der am wenigsten Unterstützung benötigt, da er bereits auf Hochtouren läuft. Die Wirtschaft nimmt die großzügigen Geldgeschenke natürlich gerne an. Damit werden aber weder mehr Windräder noch mehr Solarparks entstehen. Das frische Kapital wird einfach durch höhere Preise absorbiert.

Das ist nur ein Beispiel der verschiedenen Konjunkturprogramme, die ins Leben gerufen wurden und die Inflation nähren. Die optimistische Annahme der Regierung ist hingegen, dass es so bis 2032 zu einem durchschnittlichen Wirtschaftswachstum von jährlich 2 Prozent kommt.

Während dies ungewiss ist, steht jedoch fest, dass in diesem Zeitraum das jährliche Haushaltsdefizit von 1,1 Billionen Dollar im Jahr 2023 auf 2,01 Billionen Dollar im Jahr 2032 zulegt. Das bedeutet, dass die Schulden in den kommenden 9 Jahren um 15,46 Billionen Dollar und somit um weitere knapp 50 Prozent steigen.

Lacalle stellt fest, dass die Maßnahmen der Fed und der US-Regierung letztlich völlig gegensätzliche Auswirkungen auf die Wirtschaft haben. Während die eine Seite Billionen von Dollar an Schulden macht, um diese in die Wirtschaft zu pumpen, was die Inflation in die Höhe treibt, versucht die andere, mit steigenden Zinsen die Inflation zu senken.

Und wenn dieses Experiment schiefgeht – wonach es aussieht – werden die Zinsen weiter steigen und eine echte Rezession auslösen. Und wie sieht dann die Rettung aus? Sinkende Zinsen und weitere schuldenbasierte Konjunkturprogramme, womit die Inflation zum neuen Dauerrenner wird.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch Bloomberg Economics:

"Falls diese Programme erfolgreich sind, werden die Vorteile erst langfristig zum Tragen kommen – die gewünschten Ergebnisse, wie eine geringere Abhängigkeit von China und niedrigere Kohlenstoffemissionen, werden sich nicht direkt in den BIP-Daten niederschlagen. Kurzfristig sind wir allerdings der Ansicht, dass die Nachteile in Form von höherer Inflation und Rezessionsrisiken die Vorteile aufwiegen und sogar überwiegen können. Auch wenn wir von einer wohlwollenden Betrachtung der Multiplikatoreffekte ausgehen, führt dies dazu, dass diese Maßnahmen das Risiko einer Rezession erhöhen, indem sie den ohnehin schon starken Arbeitsmarkt künstlich verschärfen und den Druck auf die Lieferketten erhöhen."

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.