BERLIN (dpa-AFX) - Die Europäische Zentralbank sollte nach Ansicht des Chefs des Münchener Ifo-Instituts, Clemens Fuest, bei der Straffung der Geldpolitik bleiben. Die EZB solle am Donnerstag bei der angekündigten Erhöhung der Leitzinsen um 0,5 Punkte bleiben, sagte Fuest der Mediengruppe Bayern. Würde sie etwa auf 0,25 Punkte zurückgehen, würde das zwar in Hinblick auf die kurzfristige Finanzstabilität etwas Entlastung bringen. "Sie würde damit aber zugleich das Signal geben, dass sie glaubt, wir hätten hier ein größeres Problem."
"Wir haben jetzt eine Situation, in der das Vertrauen in Kreditinstitute erschüttert ist", sagte Fuest mit Blick auf die jüngsten Turbulenzen in der Bankenbranche. "Viele Anleger bei Banken fragen sich nun, bekomme ich überhaupt mein Geld zurück. Das birgt die Gefahr eines Bank-Runs, also dass die Einleger ihre Geldhäuser stürmen und ihr Geld massenhaft abziehen", sagte der Ifo-Chef.
Daran, dass die US-Regierung die Einlagensicherungsregeln aufgehoben habe, indem sie das Kundengeld nach dem Kollaps der Silicon Valley Bank über die bisherige Garantie von 250 000 Dollar hinaus abgesichert habe, könne man erkennen, wie ernst die Lage sei. "Dieses rasche Handeln der US-Regierung ist zwar einerseits ein positives Signal im Sinne der Stabilisierung. Es ist aber andererseits auch ein negatives, weil es zeigt, wie groß die Sorge ist.