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Inflationshammer: IWF fordert von EZB und Fed ein Inflationsziel von 4 Prozent

Veröffentlicht am 23.08.2023, 14:51
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Investing.com – In den Medien heißt es, dass die Inflation in der Eurozone unter Kontrolle ist. Der Rückgang von 10,6 Prozent im Oktober 2022 auf 5,3 Prozent im Juli 2023 lässt keine Zweifel daran aufkommen, dass die geldpolitischen Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) von Erfolg gekrönt sind. Und weil der Kampf hartnäckig fortgesetzt wird, ist das Ziel von 2 Prozent in greifbarer Nähe – so die offizielle Darstellung.

Doch weder das erreichte Zwischenziel noch das angestrebte Endziel bedeuten, dass die Preise sinken, sie steigen weiter, nur langsamer. Während das für manch einen reicht, um ruhiger schlafen zu können, steht noch gar nicht fest, ob es überhaupt gelingt oder nötig ist, die Inflation auf den Zielwert von 2 Prozent zu senken.

In den zurückliegenden Monaten gab es immer wieder Spekulationen, dass die Zentralbanken einfach ein höheres Inflationsziel ausgeben, damit der geldpolitische Erfolg gesichert ist.

Diesen Schritt müssen sie zwangsläufig gehen, wenn sie merken, dass auch höhere Zinsen nicht ausreichen, um die Teuerungsraten einzufangen.

Das Problem ist, dass die Preissteigerungen zu einem Großteil darauf basieren, dass kontinuierlich mehr Geld gedruckt wird, wie Nick Giambruno erklärte. Seit der Gründung der USA benötigte das Land 227 Jahre, um 6 Billionen Dollar in Umlauf zu bringen. Während der Covid-Pandemie bedarf es nur weniger Monate, um diese unglaubliche Summe frisch gedruckten Geldes auf den Markt zu werfen.

In Europa sieht es ähnlich aus, denn auch hier besorgten sich die Regierungen bei der EZB frisch gedrucktes Geld, was den Wertverfall des Euro beschleunigte. Und während die Staatsdefizite weiter steigen und fällige Zinszahlungen mit neuen Schulden beglichen werden, dürfte sich die Inflation als hartnäckiger erweisen, als uns allen lieb ist.

Als der Euro 2012 vor dem Aus stand und Mario Draghi ankündigte, ihn mit allen Mitteln zu verteidigen, hatte Deutschland die Möglichkeit, aus dem Euro auszusteigen.

Patrick Barron war sich sicher, dass dieser Schritt unausweichlich ist. Denn aus seiner Sicht wurde Deutschland von der EZB betrogen.

Die Exportüberschüsse in andere EU-Länder waren riesig, aber bezahlt wurde mit neu gedruckten Euro, während die EZB wertlose Staatsanleihen als Sicherheit akzeptierte.

Hätte sich Deutschland aus dem Euro verabschiedet, wäre die Eurozone zerbrochen. Deutschland hielt ohnehin nicht viel vom Euro, hatte aber keine andere Wahl als diesem zuzustimmen. Andernfalls hätte Frankreich von seinem Veto-Recht gebrauch gemacht und damit die Wiedervereinigung verhindert.

Deutschland wären aus dem Euro-Austritt keine Nachteile entstanden, denn die wieder eingeführte D-Markt wäre in Europa zur bevorzugten Handelswährung geworden, so Barron.

Doch jetzt haben wir, wie in den USA, eine Währung, die stark abwertet. Und um den Schein zu wahren, dass das alles normal ist, könnten die Zentralbanken dazu übergehen, das Inflationsziel tatsächlich anzuheben, das brachte jüngste sogar das Wall Street Journal ins Spiel.

Eine Erhöhung des Inflationsziels würde die Dollar-Abwertung zwar beschleunigen, aber die Wirtschaft vor einer schweren Rezession bewahren, so der Autor Jason Furman.

Die Menschen haben sich ohnehin daran gewöhnt, dass die Preise steigen, seitdem sich die Zentralbanken der Industrieländer trotz ihres Mandats der Preisstabilität ein Inflationsziel von 2 Prozent auf die Fahnen schrieben. Laut Furman muss die Fed jetzt nur noch einen Weg finden, wie sie der Bevölkerung plausibel verkauft, dass es gut ist, wenn die Inflation höher ausfällt.

Wie die Fed als Vorreiter für andere Zentralbanken dies umsetzt, bleibt abzuwarten. Einen wirtschaftlichen Nutzen hat Inflation jedenfalls nicht. Das stellten die beiden ehemaligen Fed-Vorsitzenden Volcker und Greenspan schon während ihrer Amtszeit fest. Um die Kaufkraft einer Währung zu erhalten und zu stabilisieren, sahen sie eine Inflation von 0 Prozent als optimal an.

Mit dieser etablierten Ansicht, was Preisstabilität bedeutet, brach die heutige US-Finanzministerin Janet Yellen. Als Fed-Mitglied brachte sie zwischen 1994 und 1997 den Gedanken ins Spiel, dass eine Inflation von 0 Prozent der Wirtschaft schaden könne. Diese Annahme fand immer mehr Anhänger und so setzte sich ein Inflationsziel von 2 Prozent durch. Nicht zuletzt deshalb, weil steigende Preise der Schuldenquote eines Landes entgegenwirken und die US-Defizite stiegen.

Zwei Prozent mag sich nicht nach viel anhören, aber der Zinseszinseffekt führt dazu, dass eine Inflation von 2 Prozent ausreicht, damit sich die Preise alle 36 Jahre verdoppeln.

Die Zentralbanken haben zur Erhöhung des Inflationsziels auch schon eine Steilvorlage erhalten. Kein Geringerer als der Internationale Währungsfonds (IWF) forderte bereits ein Inflationsziel von 4 Prozent, wie der DPAM CEO Peter De Coensel schrieb.

Die Zentralbanken würden mit solch einem Inflationsziel mehr Flexibilität bei der Gestaltung ihrer Geldpolitik erhalten, um die Wirtschaft zu stimulieren. Gleichzeitig hätten Regierungen die Möglichkeit, ebenfalls Konjunkturprogramme aufzulegen, weil die Schuldenquote gebremst wird.

Lediglich die arbeitende Bevölkerung hätte ein Problem, denn die Preise verdoppeln sich mit einer Inflation von 4 Prozent alle 18 Jahre.

Doch welche Auswirkungen das auf die Realwirtschaft tatsächlich hat, kann niemand sagen, denn Ökonomie ist keine in Stein gemeißelte Wissenschaft wie Physik oder Mathematik, wie De Coensel sagt.

Letztlich ist es also ein globaler Feldversuch, bei dem wir die Versuchskaninchen sind. Eine hohe Inflation und Wohlstandsverlust sind offensichtlich der Preis, den wir zu zahlen haben, weil die Zentralbanken die Vermögensblasen nicht platzen lassen wollen, von denen die 10 Prozent der Bevölkerung profitieren, denen 82 Prozent des weltweiten Vermögens gehört.

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