Berlin, 17. Aug (Reuters) - Die von der Corona-Krise hart gebeutelte Luftfahrtbranche rechnet fest mit einer Verlängerung beim Kurzarbeitergeld. Die aktuell diskutierte Verlängerung der Bezugsdauer von zwölf auf 24 Monate sei fester Bestandteil etwa im Szenario der Lufthansa LHAG.DE für das Wiederhochfahren nach dem fast zum Stillstand gekommenen Flugbetrieb, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Montag von mehreren mit der Lage vertrauten Personen. Jüngst hatte die Lufthansa bei der Vorlage ihrer Quartalszahlen betont, sollten die staatlichen Hilfen auf zwölf Monate begrenzt bleiben und Gespräche mit Gewerkschaften zu Kosteneinsparungen scheitern, gebe es das Risiko, dass "die erforderlichen Zielvorgaben zur weiteren Kostensenkung und Liquiditätssicherung nicht zu realisieren sind".
Die Lufthansa musste mit neun Milliarden Euro Staatshilfen vor dem Aus gerettet werden und bekräftigte am Montag, dass die Kurzarbeit sehr wichtig für die Airline sei - um Kosten zu sparen und Jobs zu sichern. "Es ist richtig, dass die Bundesregierung die Bezugsdauer verlängern will", sagte ein Sprecher. Auf dem Höhepunkt der Virus-Krise waren rund 90.000 Konzernbeschäftigte weltweit davon betroffen, im Juni waren es immer noch 75.000. Ein Branchenkenner sagte, die Verlängerung der Kurzarbeit sei wichtig für die von der Pandemie so stark betroffene Luftfahrt und auch für den Tourismus. "Damit rechnen alle Airlines", sagte der Insider. An anderer Stelle hieß es, nach Ablauf der aktuellen Bezugsdauer im April 2021 sei die Branche noch weit von der Rückkehr zur Normalität entfernt.
Auch der Ferienflieger Condor hofft laut Insidern auf 24 Monate Kurzarbeitergeld. Eine Sprecherin des Unternehmens sagte dazu: "Wir befürworten, dass es Gespräche zur Verlängerung des Kurzarbeitergeldes gibt." Das Instrument sei wichtig für die gesamte Branche. Die mit staatlicher Finanzhilfe gestützte Fluglinie hat knapp 4200 Mitarbeiter und will ohne Entlassungen durch die Corona-Krise kommen. Dank Vereinbarungen mit Gewerkschaften und Betriebsräten kündigte Condor im Juli an, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Mitte Juni hieß es noch, bis zu 1000 Stellen müssten wegen eingebrochener Geschäfte in der Corona-Pandemie abgebaut werden. Angela Merkel steht einem Regierungssprecher zufolge einer Verlängerung des Kurzarbeitergeldes "grundsätzlich positiv" gegenüber. Bundesfinanzminister und Vize-Kanzler Olaf Scholz hatte sich am Wochenende dafür ausgesprochen, die Bezugsdauer für das Kurzarbeitergeld auf 24 Monate zu verdoppeln.