KIEL (dpa-AFX) - Die Größenordnungen der ab Herbst zu zahlenden Gasumlage sind nach Einschätzung des Ökonomen Stefan Kooths gesamtwirtschaftlich bedeutsam, aber kein Konsum-Killer. Die Gasumlage verteile die höheren Bezugspreise für Erdgas nur um, sei ihrerseits aber kein Kostentreiber, erklärte der Vizepräsident und Konjunkturchef des Kiel Instituts für Weltwirtschaft am Montag. Würde man auf die Umlage verzichten, stiege seitens der Versorger (NYSE:XLU) die Gefahr von Insolvenzen. "Kunden müssten dann zu den viel höheren tagesaktuellen Preisen Neuverträge abschließen." Von daher sei der inflationäre Effekt wie auch der Kaufkraftentzug letztlich nicht der Gasumlage geschuldet, sondern den höheren Importpreisen für Erdgas.
"Sollten die Gasversorger eine Gasumlage in Höhe von brutto 2,419 Cent pro Kilowattstunde in der Breite an die Kunden weitergeben, dürfte dies die Inflationsrate gegen Jahresende um knapp einen Prozentpunkt (0,9 Prozentpunkte) anheben", rechnete Kooths vor. Weil einige Versorger die Umlage aus Eigenmitteln schultern wollten und bei Festverträgen die Anpassung noch unklar sei, dürfte der Preiseffekt nicht schlagartig, sondern nach und nach eintreten.
Auf das Gesamtjahr 2023 bezogen, wird die Umlage Kooths zufolge den privaten Haushalten rund acht Milliarden Euro an Kaufkraft entziehen. Dies entspreche etwa 0,4 Prozent ihres verfügbaren Einkommens. Dies seien aber nur die unmittelbaren Effekte für den Gasbedarf der Privathaushalte. Hinzu komme, dass auch die gewerblichen Abnehmer die Umlage zahlten, was weitere Preisschübe zur Folge habe. Die privaten Haushalte verbrauchten hierzulande rund ein Drittel des Erdgases.