Investing.com - Auf die Frage nach der Rekord-Inflation in der Eurozone sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde, der EZB-Rat sei unisono besorgt über die Auswirkungen der derzeit hohen Inflationsrate auf Kaufkraft der Bevölkerung. Die Bank werde datenabhängig vorgehen und die Situation im März (wenn die EZB neue Konjunkturprognosen veröffentlicht) neu bewerten und keine übereilten Entscheidungen treffen, fügte sie hinzu. Die Aussage, dass eine Zinserhöhung im Jahr 2022 unwahrscheinlich sei, wiederholte sie nicht.
Einige Marktteilnehmer interpretieren dies wohl so, dass eine Änderung der Forward Guidance im März möglich ist, wodurch sich die Markterwartungen für eine Zinserhöhung im vierten Quartal 2022 erhärten könnten.
"Je mehr Lagarde spricht, umso mehr kann man erkennen, dass eine signifikante Änderung in der Geldpolitik der EZB bevorsteht", sagte der frühere EZB-Generaldirektor Francesco Papadia. "Dies ist zu begrüßen und angemessener als die bis vor kurzem überoptimistische Haltung."
Die Aktienmärkte reagierten mit kräftigen Verlusten auf das, was Lagarde zu sagen hatte: der DAX fiel um 170 Punkte oder 1,06 Prozent auf 15.475 Stellen und der MDAX verlor 1,10 Prozent auf 33.671 Zähler. Der Euro Stoxx 50, der die 50 wichtigsten europäischen Unternehmen enthält, gab um 1,30 Prozent auf 4.166 Zähler ab.
Am Devisenmarkt präsentierte sich der Euro erstarkt: der EUR/USD kletterte um 0,63 Prozent auf 1,1374 Dollar und der EUR/CHF um 0,79 Prozent auf 1,0463 Franken. Gegenüber dem britischen Pfund machte die Gemeinschaftswährung ihre Tagesverluste, die in Reaktion auf die Zinserhöhung der BoE entstanden waren, wieder wett und wertete um 0,75 Prozent auf 0,8383 auf.
Auch der Rentenmarkt reagierte schlagartig auf die hawkishen Aussagen von Lagarde: die zehnjährige Bundesanleihe rentierte mit 0,1205 Prozent über 8 Basispunkte im Plus. Die Zehnjahresrendite in Italien schoss um 16 Basispunkte nach oben auf 1,575 Prozent und das spanische Pendant um 11 Basispunkte auf 0,899 Prozent.