Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Liz Truss wird neue britische Premierministerin und Nachfolgerin von Boris Johnson. Sie hat die Stichwahl um die Parteispitze der regierenden Konservativen Partei gewonnen.
Truss, die zur Zeit noch das Amt der Außenministerin begleitet, besiegte ihren Konkurrenten Rishi Sunak mit 81.326 zu 60.399 Stimmen. In ihrem Wahlkampf hatte sie Steuersenkungen und höhere Verteidigungsausgaben in Aussicht gestellt. Zudem hat sie die Abschaffung der Unabhängigkeit der Bank of England (BoE) ins Gespräch gebracht.
Zweifel an der Finanzierung dieser Versprechungen hatten im vergangenen Monat zu einem drastischen Kursverfall des Pfund und britischer Staatsanleihen geführt. Das Pfund fiel am Montag im europäischen Frühhandel zum ersten Mal seit über zwei Jahren unter die Marke von 1,15 Dollar, belastet durch einen erneuten Preisschub bei Erdgas inmitten des anhaltenden Wirtschaftskriegs zwischen Russland und dem Westen. Das Cable handelt jetzt nur noch einen Hauch über dem niedrigsten Stand seit 1985.
Auch die 10-jährige Rendite britischer Staatsanleihen stieg am Montag um weitere 8 Basispunkte und lag damit zum ersten Mal seit 2014 über 3 %.
In einer kurzen Dankesrede wiederholte Truss ihr Versprechen, die Steuern zu senken, und versprach außerdem eine Lösung für die Energiekrise, mit der das Land konfrontiert ist, und zwar sowohl im Hinblick auf das kurzfristige Problem der steigenden Energierechnungen als auch auf das längerfristige Problem der Versorgung. Zuvor hatte sie bereits ein Maßnahmenpaket im Energiebereich innerhalb einer Woche nach ihrer Bestätigung im Amt versprochen. Ihre Rede nährte die unbestätigten Berichte, wonach Truss ein Einfrieren der Energierechnungen für Privathaushalte ankündigen könnte, so dass der von der Regulierungsbehörde Ofgem im letzten Monat angekündigte Anstieg der Durchschnittspreise um 80 % nicht eintreten würde.
Aus ihren bisherigen Äußerungen geht hervor, dass sie die Förderung neuer Öl- und Gasbohrungen in dem weitgehend erschöpften Nordseebecken befürwortet, während sie dem Ausbau der erneuerbaren Energien eher skeptisch gegenübersteht (besonders ablehnend äußerte sie sich zur Nutzung landwirtschaftlicher Flächen für Solarparks).