Berlin, 26. Jun (Reuters) - Kanzlerin Angela Merkel hat die Gegner des geplanten EU-Aufbaufonds zum Einlenken aufgefordert. "Die Mittel aus dem Fonds dienen dazu, dass wir helfen, dass wir solidarisch sind und sehen, dass die Länder unterschiedlich stark durch die Pandemie betroffen sind", sagte Merkel in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" und einigen anderen europäischen Medien.
Deutschland und Frankreich schlagen vor, aus dem 500-Milliarden-Euro-Fonds Zuschüsse an besonders von der Corona-Krise betroffenen Staaten zu zahlen. Für Länder mit sehr hohe Gesamtverschuldung seien Zuschüsse sinnvoller als Kredite, sagte Merkel. "Ich arbeite dafür, auch die Länder zu überzeugen, die bisher Krediten zustimmen, aber Zuschüsse ablehnen." Dazu gehören die Niederlande und Österreich.
Alle EU-Regierungen müssten sich "auch einmal in die Situation des anderen versetzen und aus dessen Perspektive auf die Probleme schauen", sagte Merkel. Die Pandemie bedeute etwa für Italien oder Spanien eine gewaltige Belastung. Es sei geboten, dass Deutschland nicht nur an sich selbst denke, sondern zu einem "außergewöhnlichen Akt der Solidarität" bereit sei.
Merkel betonte die Einmaligkeit der Hilfe, für die die EU-Kommission erstmals in größerem Umfang Anleihen aufnehmen soll. "Für mich ist der Fonds eine besondere Antwort auf eine besondere Situation", betonte sie.